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■ Vor 20 Jahren gekifft, heute gefeuertSchlimmer als Mord

Chicago (AP) – Ein mehr als 20 Jahre zurückliegendes Bagatelldelikt hat jetzt einen Realschullehrer in Chicago den Job gekostet. Die Schulbehörde fand bei einer Routineüberprüfung der Personalien heraus, daß der heute 42jährige Michael Maynard 1974 wegen des Besitzes von wenigen Gramm Marihuana angeklagt worden war und dagegen keinen Einspruch erhoben hatte. Nach einem 1985 erlassenen Gesetz gehört eine Verurteilung wegen eines Rauschgiftdelikts – anders als etwa Mord – zu den Straftaten, die einer Tätigkeit als Lehrer entgegenstehen und eine Entlassung rechtfertigen.

Maynard hat nun gegen die Schulverwaltung geklagt. Sein Verteidiger erklärte, mit ein paar Gramm Haschisch oder Marihuana erwischt zu werden, sei in den 70er Jahren als Kavaliersdelikt angesehen worden, weshalb sein Mandant gar nicht auf die Idee gekommen sei, gegen die Anklage Einspruch zu erheben. Selbst das Gericht habe ihn mit den biblischen Worten laufen lassen: „Gehe hin und sündige nicht mehr.“

Die Schulverwaltung beteuerte, daß die Entlassung Maynards nichts mit seiner Leistung zu tun habe und er jederzeit wiedereingestellt werden könne, wenn die Anklage aus seinen Akten gestrichen werde. Inzwischen gibt es auch parlamentarische Initiativen, um Mord auf die Liste der mit dem Lehrerberuf unvereinbaren Straftaten zu setzen.

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