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Schlangenbeschwörer in MarokkoMit gelegentlichen Bissen

Inmitten von Marrakesch liegt die Djemaa el Fna - der Platz der Geköpften. Wie im Mittelalter führen die Gaukler und Schlangenbeschwörer hier ihre Kunststücke vor.

Gaukler auf dem „Platz der Geköpften“ Bild: Maxence Régnier
KUSS DER KOBRA

Tierschutz contra Tradition: Auf dem Djemaa el Fna, dem "Platz der Geköpften", mitten in Marrakesch bestaunen täglich Urlauber alte Männer in traditionellen Gewändern, die keine Angst vor den giftigen Reptilien zu haben scheinen. Die französische Tierschutzorganisation Geos fordert nun in einer internationalen Kampagne Touristen auf, das "unwürdige Spektakel" zu ignorieren. Mehr noch, nach den Wünschen der Tierschützer sollen die Urlauber auf die Polizeiwache des Djamaa el Fna gehen und protestieren. Binnen wenigen Tagen hätten mehr als 200 Menschen aus vielen Ländern den Aufruf unterschrieben, berichtet Michel Aymerich von Geos. Etwa 20 Prozent der Unterzeichner seien Marokkaner. Die Vorführungen in Marrakesch mit Kobras, Vipern und Nattern seien "mittelalterlich", sagt er. "Schlangen sind taub, sie reagieren nur auf Bewegung. Nur Kobras wenden sich der Flöte zu. Und das nicht, weil ihnen die Musik gefällt, sondern weil sie sich bedroht fühlen." Zur Sicherheit ihrer Beschwörer würden ihnen häufig die Giftdrüsen entfernt - Abszesse und ein langsamer, qualvoller Tod seien damit vorprogrammiert. Aber auch die anderen Schlangen überlebten den Stress nur wenige Wochen. In Freiheit könnten sie 12 oder gar 15 Jahre alt werden. Die Schlangenbeschwörer können die Vorwürfe nicht verstehen. Schließlich leben sie schon immer von den Tieren.

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