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Schlacht in Algerien

■ Nach der Regierungsumbildung verstärkter Kampf gegen Islamisten

Algier (AFP/taz) – Bei tagelangen Gefechten zwischen Sicherheitskräften und islamistischen Rebellen in Algerien sind nach Berichten von Augenzeugen zahlreiche Menschen getötet worden. Seit Mittwoch vergangener Woche werde in Laghouat, 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Algier, heftig gekämpft, hieß es gestern. In der Altstadt von Laghouat hielten sich demnach rund dreißig algerische Veteranen des Afghanistankriegs verschanzt. Die gesamte Innenstadt sei von den Militärs abgeriegelt worden. Viele Leichen von Islamisten lägen in den Ruinen der Häuser. Die Islamisten hätten zum Schutz vor Angriffen der Armee mehrere Familien in ihre Gewalt gebracht, berichteten die Augenzeugen. Aus Algier seien Eliteeinheiten angerückt.

Die blutige Schlacht in Laghouat kommt zu einer Zeit, in der das algerische Militärregime sich an eine politische Öffnung wagt. Nachdem sich Staatschef Liamine Zéroual im November als erster Präsident Algeriens einer Wahl stellte und die auch gewann, konstituierte der neue Premierminister Ahmed Ouyahia Ende vergangener Woche ein Kabinett, dem erstmals in der algerischen Geschichte auch Mitglieder von Oppositionsparteien angehören. Die neue Regierung enthält zwei Mitglieder der religiösen Hamas- Partei, deren Führer Mahfoud Nahnah als Zweitstärkster aus der Präsidentschaftswahl hervorgegangen war und jetzt als Führer des nichtmilitanten Islamismus in Algerien gilt. Außerdem wurde ein Mitgründer der verbotenen „Islamischen Heilsfront“ (FIS), Ahmed Merrani, Religionsminister. Merrani war vor den von der FIS gewonnenen und vom Militär annullierten Parlamentswahlen von 1992 Berater des kurzzeitigen Premierministers Sid Ahmed Ghozali gewesen.

Die Öffnung ist jedoch nicht mehr als eine Geste, da Algerien noch immer kein gewähltes Parlament hat und die Militärspitze weiterhin alle wichtigen Posten im Staat besetzt. So bleibt Präsident Zéroual zugleich Verteidigungsminister. Unklar ist, ob Zéroual nun die Gründung einer eigenen Partei plant, die bei zukünftigen Parlamentswahlen als Front des Militärregimes antreten könnte.

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