Schiff der Seenotretter ist frei: Sea Watch darf wieder retten
Italiens Behörden hatten das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation beschlagnahmt. Nun kann es in den Einsatz zurückkehren.
ROM dpa | Das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch ist in Italien wieder frei. Die Organisation twitterte am Samstag: „Gerade haben wir die offizielle Nachricht erhalten, dass unser Schiff nicht länger konfisziert ist und in den Einsatz zurückkehren kann.“
Das Schiff „Sea-Watch 3“ hatte Mitte Mai vor der Küste Libyens 65 Migranten gerettet. Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini hatte sich zwar dagegen gewehrt, dass die Geflüchteten an Land durften. Sie konnten später jedoch in Lampedusa aussteigen. Das Schiff wurde beschlagnahmt und im Hafen von Licata auf Sizilien festgesetzt.
„Zum Glück zählt für die italienische Justiz die eigene Verfassung mehr als ein twitternder Minister“, sagte Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf Salvini. Das Schiff sei frei, weil „festgestellt wurde, dass wir uns an alle Gesetze gehalten haben“.
Die Staatsanwaltschaft in Agrigent hatte gegen den italienischen Kapitän Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Begünstigung von illegaler Einwanderung aufgenommen. Es sei noch unklar, was mit diesen Ermittlungen nun sei, sagte Neugebauer. „Wir sind aber überzeugt, dass er (der Kapitän) alles richtig gemacht hat und dass es zu keinem Verfahren kommen wird.“
Am Sonntag wollte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nach Licata reisen und dort auch die Seenotretter der Sea-Watch treffen. Vor der Reise hatte Bedford-Strohm erklärt: Menschen ertrinken lassen oder in die Lager Libyens zurückschicken, das könne keine Option für Europa sein.
Seit dem Amtsantritt der populistischen Regierung in Rom vor einem Jahr wurden immer wieder Seenotretter auf dem Meer blockiert und deren Schiffe beschlagnahmt. Die meisten Schiffe wurden danach wieder freigegeben – haben aber ihre Mission teils aufgegeben.
Italien wehrt sich gegen die Aufnahme von Migranten und hat die Seenotrettung weitestgehend eingestellt. Das Land pocht darauf, dass die Migranten innerhalb der EU verteilt werden. Besonders umstritten ist, dass Italien und die EU die libysche Küstenwache darin unterstützen, Migranten zurück in das Bürgerkriegsland zu bringen. Hunderte Menschen sind bei der Überfahrt über das Mittelmeer in diesem Jahr bereits gestorben.
Am Wochenende fuhr ein Schiff der italienischen Marine mit geretteten Migranten in Richtung Genua. Salvini erklärte, „keiner der Migranten (…) wird den Italienern zur Last fallen“. Sie würden vielmehr auf fünf andere europäische Länder und den Vatikan aufgeteilt.
Leser*innenkommentare
Ein alter Kauz
Endlich! Ein Skandal, dass sie so lange schikaniert wurden.
Wobei man sich natürlich fragen muss, weshalb nicht endlich staatliche Stellen die Verantwortung übernehmen. Schickt endlich staatliche Retter!
Besser noch: Legale Einwanderungsmöglichkeiten schaffen und zwar nicht nur für Fachkräfte, die man dann aus ihren verarmten Heimatländern, wo sie gebraucht werden, abwirbt, sondern auch für Bedürftige.
Am Besten: Reise- und Wohnsitzfreiheit für alle Menschen weltweit.
Könnte man ja in der genannten Abfolge sukzessive durchziehen. Besteht nur die Sorge, dass eine geizige Wählerschaft wieder irgendwelche Rassisten wählt, um von ihrem Überfluss nichts abgeben zu müssen. Diese Sorge ist es wohl, warum die etablierten Parteien in vorauseilendem Gehorsam selbst rassistisch agieren und zuschauen, wie das Mittelmeer zum Massengrab wird. Sie müssten doch den Widerstand dagegen zumindest versuchen, solange sie noch die Mehrheit haben!
90857 (Profil gelöscht)
Gast
Weiter so!
Wobei, etwas um die Ecke gedacht, so gibt jede Anlandung von geretteten Flüchtlingen dem italienischen Innenminister (Salvini) eine immer neue Gelegenheit sich in Szene zu setzen.
Immer wieder Gelegenheit, den guten, sprich: bigotten Europäern zu zeigen, dass sie es immer noch nicht geschafft haben, sich über verbindliche Kontingente der Aufnahme zu einigen.
Auch und gerade Deutschland geht dahingehend schon lange nicht mehr voran;
wie noch in 2015 in Sachen Ungarn.
Lowandorder
@90857 (Profil gelöscht) “Das Verhalten der Südschiene in der Flüchtlingsfrage - ist die Quittung für Angie/Schäubles Verhalten in der Grexit-Frage.
Damit war all denen klar. Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht!
Lassen die uns im Regen stehen.“
Friedrich Küppersbusch (…so ähnlich)
unterm—- ein mit seinem Rettungsschiff an die Kette gelegter Captain - verdient unseren ungeteilten
Respekt.
So - wird'n Paar Schuhe draus - kerr.
61321 (Profil gelöscht)
Gast
@90857 (Profil gelöscht) .
Für Frau Merkel ist das Thema durch, in der wohligen Gewissheit, ihr Kontingent erfüllt und einen Platz im Pantheon quasi sicher gebucht zu haben. Und wir anderen sind mehrheitlich froh, dass wir nicht jedes Jahr aufs Neue mit einer neuen Einwanderer-Woge durch ihre affektiven Herzenssprünge überrascht werden
Pink
Eine gute Nachricht !
Lowandorder
Chapeau & weiter so. Liggers -
Mazel tov & "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel"