piwik no script img

■ Schieber gegen Schlepper in ItalienZigarettenschmuggler bremsen Flüchtlingsstrom

Rom (epd) – Italienische Zigarettenschmuggler haben offenbar den seit Monaten anhaltenden Flüchtlingsstrom vor der Küste Apuliens vorerst aufgehalten. Es handele sich um eine regelrechte „Blockade“ der Schmuggler, berichtete die Tageszeitung La Repubblica gestern. Laut Corriere della Sera tobt ein „Krieg zwischen Schmugglern und Schleppern“. Die Drohungen der Tabakschieber gegen die Flüchtlingsschlepper seien derart erfolgreich, daß in den vergangenen Nächten keine neuen Flüchtlingsschiffe an der apulischen Küste eingetroffen seien. Die Tabakschmuggler fühlten sich durch die Schlepper in ihren Geschäften beeinträchtigt, berichteten die Zeitungen. Um den Einwandererstrom über die Adria zu bekämpfen, habe die Finanzpolizei ihre Einsätze vor der apulischen Küste verstärkt. Dies bedeute auch für die Schmuggler verschärfte Kontrollen.

Zwischen den albanischen Schlepperorganisationen und den Tabakschmugglern habe es zeitweise sogar Absprachen über die jeweiligen „Reviere“ gegeben, die die Albaner jedoch gebrochen hätten. Nach Polizeiangaben verfügen die apulischen und neapolitanischen Zigarettenschmuggler, die zwischen dem früheren Jugoslawien und Italien verkehren, über eine „Flotte“ von rund 80 Booten. Der Wert einer „Ladung“ Schmuggelzigaretten beträgt umgerechnet rund 440.000 Mark. Vom Zigarettenschmuggel leben nach Schätzungen allein in Brindisi 5.000 Familien, in Neapel sind es mindestens doppelt so viele. Auch der „Handel“ mit Flüchtlingen hat sich für italienische und albanische Mafiabanden als einträgliches Geschäft erwiesen: Der Preis für eine „Fahrkarte“ auf oftmals schrottreifen Frachtern beträgt umgerechnet zwischen 1.000 und 2.000 Mark.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen