Scheidungen in Dänemark: Onlinekurs und Bedenkzeit

Bisher wurden Ehen in Dänemark per Mausklick im Internet geschieden. Ein neues Gesetz erhöht nun die Anforderungen.

Jemand zerreißt ein Hochzeitsfoto

Bis das Internet euch scheidet – nach einem Kurs Foto: dpa

BERLIN taz | Scheidung per Mausklick – diese Art der Trennung ist in Dänemark schon seit 2013 möglich und wird rege angenommen. Vielleicht zu rege, denn ein neues Gesetz sieht vor, dass Eheleute zunächst einen Onlinekurs absolvieren müssen. Bisher reichte es aus, wenn beide Partner ein Formular im Internet ausfüllten. Mithilfe eines Bürger-Login konnten sie bei der zuständigen Behörde die Scheidung beantragen. Nun müssen Paare, die minderjährige Kinder haben, zusätzlich einen Kurs absolvieren und drei Monate Bedenkzeit verstreichen lassen. Machen sie sich diese Mühe nicht, können sie nicht geschieden werden.

Im Vergleich sind die Dän*innen damit allerdings trotzdem noch recht flott geschiedene Leute: In Deutschland müssen Paare ein Trennungsjahr durchleben, bevor sie sich scheiden lassen können. Den Kurs, der übersetzt so viel wie „Kooperation nach der Scheidung“ heißt, stellt Scheidungswilligen in 18 Modulen Fragen zur Trennung und dem Danach. So sollen sie darauf vorbereitet werden, was eine Scheidung für sie, vor allem aber für ihre Kinder bedeutet. Dazu bietet der Kurs konkrete Ratschläge und Tools für Konfliktmanagement und Kommunikation. Schlappe 30 Minuten dauert die Teilnahme ungefähr.

Fast jede zweite Ehe wurde 2018 in Dänemark geschieden. Können Ehe-Nachhilfe und verordnete Bedenkzeit daran etwas ändern? Wohl kaum. Aber das ist anscheinend auch nicht das Hauptziel. Vielmehr geht es darum, Trennungen für alle Beteiligten angenehmer zu gestalten. Und das ist eine gute Idee, schließlich ist die Beratung im Rahmen des Kurses kostenfrei und die Schwelle zur Teilnahme niedrig.

Allerdings werden viele Kinder heutzutage nicht mehr in Ehen geboren, das ist auch in Dänemark so. Für unverheiratete Paare wäre eine Beratung im Falle einer Trennung ebenso sinnvoll. Bisher kann am Kurs aber nur teilnehmen, wer zuvor die Scheidung beantragt hat. Außerdem schafft der Kurs eine bürokratische Hürde. In Härtefällen kann das den Ausweg aus einer ungesunden Beziehung erschweren.

Vermutlich hilft der Kurs auch nur, wenn beide Seiten noch Interesse haben, eine friedliche Lösung zu finden. Für manche Paare wird er wohl zu spät kommen. In Anbetracht der hohen Scheidungsrate stellt sich also die Frage, ob Kurse in Vorbereitung auf die Ehe nicht viel sinnvoller wären. Wenn schon Einmischung, dann rechtzeitig.

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