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Schavans BildungsinitiativeLehrer sollen auch umziehen können

In jedem Bundesland werden Lehrer anders ausgebildet. Aber jetzt sollen die Abschlüsse vereinheitlicht werden. Der Bund lockt mit Geld.

Da lohnt sich das Nachdenken: Lehrer sollen überall pauken können. Bild: dapd

BERLIN taz | Für die Schüler ist der Umzug von einem Bundesland ins andere oft mit Problemen verbunden – weil es ihre alte Schulform am neuen Wohnort häufig nicht gibt. Aber auch für Lehrer kann der Wechsel schwierig werden. Das soll sich nun ändern: Die Kultusminister wollen bis zum Frühjahr 2013 eine Vereinbarung über die wechselseitige Anerkennung von Lehramtsabschlüssen treffen. Bis Ende nächsten Jahres soll die bundesweite Anerkennung umgesetzt sein. Ursprünglich sollte es ein Jahr länger dauern.

Die Eile hat einen Grund: Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) lockt mit 500 Millionen. Die bekommen die Länder nur dann, wenn sie die Anerkennung der Lehrerabschlüsse hinbekommen. Das Bundesgeld soll in besonders gute Projekte an den Hochschulen fließen, eine Exzellenzinitiative fürs Lehramstsstudium sozusagen.

„Es muss eine uneingeschränkte Mobilität der Lehrkräfte in Deutschland geben“, sagte die rheinland-pfälzische Schulministerin Doris Ahnen (SPD) am Freitag nach der gemeinsamen Konferenz der zuständigen Bundes- und Landesminister.

Junge Leute, die ein Lehramtsstudium abgeschlossen haben, müssten wie Absolventen anderer Studiengänge auch erwarten können, dass sie in ganz Deutschland tätig werden können, forderte Schavan. Das zu verwirklichen sei eine „anspruchsvolle Aufgabe“ für die Länder. Wer wollte, konnte daraus die Befürchtung hören, dass die Bundesministerin auf ihren 500 Millionen Euro sitzen bleiben könnte.

Ahnen gab sich dagegen zuversichtlich: Schon jetzt komme ein hoher Anteil der Lehre aus einem jeweils anderen Bundesland. Es gebe lediglich „Einzelfälle, wo das nicht so funktioniert“, so die Ministerin.

Nach dem Umzug schlechter bezahlt

Ilse Schaad, Vorstandsmitglied der Bildungsgewerkschaft GEW, ist skeptischer. Ein wahrer „Flickenteppich an Ausbildungen“ habe sich entwickelt. Auch weil die Länder in den vergangenen Jahren munter neue Schulformen neben dem Gymnasium entwickelt haben. Manche Länder fassen beispielsweise die Ausbildung von Real- und Hauptschullehrer in einem Studium zusammen, manche integrieren zusätzlich die Grundschullehrerausbildung, andere nichts von alle dem.

Das eigentliche Problem, bemängelt Schaad, sei aber weniger, dass Lehrer beim Wechsel des Bundeslandes keinen Job fänden. „Auch Lehrer mit nicht anerkanntem Abschluss werden eingestellt. Sie werden dann aber in der Regel deutlich schlechter bezahlt“, sagt Schaad. Sie fordert eine einheitliche Ausbildung und eine einheitliche Bezahlung aller Lehrer.

Die 500 Millionen, die Bundesbildungsministerin Schavan in Aussicht stellt, sollen Hochschulen zugute kommen, die neue Ansätze in der Lehrerausbildung verfolgen. Sie sollen sich um die Mittel bewerben können – ähnlich wie bei der Exzellenzinitiative für besonders vielversprechende Forschungsprojekte. Anders als bei der Exzellenzinitiative soll aber die Breite der Hochschulen profitieren.

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6 Kommentare

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  • N
    Noncommittal

    "Für die Schüler ist der Umzug von einem Bundesland ins andere oft mit Problemen verbunden – weil es ihre alte Schulform am neuen Wohnort häufig nicht gibt."

     

    Nur deswegen? Ach, was Sie nicht sagen. Ein Umzug von NRW nach Bayern oder von Hessen nach BW kann einem ein ganzes Schuljahr kosten, weil die Schulprogramme unterschiedlich sind, nicht die Schulformen. Gymnasium ist von Bundesland zu Bundesland nicht gleich Gymnasium.

     

    Die spinnen, die Kultusmminnisterien, und gehoeren schon laengst abgeschafft.

  • L
    lowandorder

    Daß die Allgemeine Anerkennung der Abschlüsse das Problem wirklich lösen,

    darf bezweifelt werden.

     

    Why? Beispiel: Richter unterfallen bis zur Bundesebene ausschließlich der Landeshoheit.

    Die Ausbildungen sind weitgehend einheitlich ( mal von Einwegflasche/Examen mit/ ohne Hausarbeit abgesehen).

     

    Aber südlich des Weißwursthorizontes? - no go area.

    Langjährig erfahrenen Kollegen NRW zieht es qua Liebe gen

    Mercedestown. Länderwechsel Nord/Süd via Obergefreitendienstweg?!

    Man duzt sich wg ….But, nach wohlwollender Prüfung.

    Tja, tut mir leid, klappet nich.

    Ja wie? wie dat denn? - No comment.

     

    So geht das.

    Duo-Dez-Fürstentum nannte man das mal - vor Napoleon!

  • B
    Busenfreundin

    @ Rainer B.:

    Öffentlich bekannt ist, dass Schavan und Merkel Busenfreundinnen sind. Merkel unternimmt gegen ihre Betrüger-Freundin Schavan nichts. Eine Spitezlin (Merkel) kratzt doch ihrer betrügenden Busenfreundin Schavan nicht die Augen aus!

    Die gesamte CDU besteht doch aus BetrügerInnen.

     

    Übrigens ist bei der CDU eine Ämterhäufung auch gang und gäbe und ich finde es ebenso Betrug, wenn der Behindertenbeauftragte Hüppe sowohl Lobbyist von Behinderten ist und zugleich Bundestagsabgeordneter für die CDU (wie soll's anders sein).

     

    Bei aller Liebe, Wissmann (Oberlobbyist der Auto-Industrie) musste sein Bundestagsmandat aufgeben, damit er nicht Diener zweier Herren ist, aber was ist mit Hüppe? Interessiert das die taz nicht und die Allgemeinheit ebenso nicht?

    Bei Behinderten wird wohl eine Ausnahme gemacht? Ach, ich vergaß, eine Ausnahme von Gnaden der Domina A-Merkel. Ekliger Laden, der Bundestag. Mit einer Domina an der Spitze!

  • RB
    Rainer B.

    Solange die Sache mit der Doktorarbeit von Frau Schavan nicht geklärt ist, interessiert es mich herzlich wenig, was diese Frau von sich gibt.

     

    Polizisten, die sich in einem Disziplinarverfahren befinden, schickt man auch nicht zum Einsatz.

  • F
    Fofi

    Das 16-Bundesländer-Gekaspere zu beenden könnte mit den sogenannten Kultusministerien beginnen. Wir leisten uns hier einen bundesweiten Luxus, der unanständig viel Geld kostet. Am Ende wird es genügen, wenn ein Bundes-Kultus-Ministerium ein Teil der europäischen Union ist. Frankreich macht es uns vor. Zwischen Marseille und Calais sind alle Lehrkräfte frei versetzbar. Und diese sind sehr einverstanden mit dieser Lösung. Und warum geht das bei uns zwischen Lindau und Stralsund nicht? An den Lehrkräften liegt es sicher nicht. Den Kolleg/inn/en zB aus Potsdam wurde in den 1990ern die Anerkennung als Fachlehrer verweigert. So konnten sie bequem und legal ausgebeutet werden, indem man sie gerade mal als Erzieher/in bezahlte und sie den Unterricht wie höher bezahlte Kolleg/inn/en ausführen ließ.

  • LL
    Lehrer Lämpel

    Hat die Frau Schawan nicht erst einmal eigene Probleme um die sie sich kümmern sollte? Oder will sie vielleicht versuchen auf kaltem Wege durch "Vereinheitlichung der Bildungsabschlüsse" ein Diplom für sich posthum heraus zu schlagen, falls ihr der Doktortitel aberkannt wird? Das ist nämlich der größte Skandal, dass jemand ohne akademischen Abschluss promovierte.

     

    Bisher hat es kaum Probleme gegeben bei dem Umzug in andere Bundesländer. Lediglich die Lehrer unter den Aussiedlern haben seit Jahrzehnten in die Röhre geguckt. Deren Abschlüsse sind in Deutschland nichtig. Nur vereinzelt haben einige es geschafft als Seiteneinsteiger wieder in ihrem Beruf tätig zu werden.

     

    Was übrigens die Bezahlung angeht, da herrschen sehr merkwürdige Gebaren zwischen den Ländern. Das geht aber die Frau Schawan wenig an und hat sie bisher auch nicht gestört.

     

    Außerdem - warum wird denn schon wieder eine Lehrerschwemme provoziert? Es ist schlimm genaug, dass meine Generation über 25 Jahre vom Schuldienst ausgesperrt wurde. Wir wissen doch längst, dass der Nachwuchs alle Mal ausreichen wird um die kommenden Schüler zu unterrichten. Das Herunterschrauben der Lehrinhalte auf amerikanisches Highschool Niveau erfordert auch in Zukunft kein großes Fachwissen - also was soll das Geschrei?