: Schaustelle Berlin: It's a Sony
■ Erstmals kann das Sony-Gelände am Potsdamer Platz im Rahmen der Schaustelle besichtigt werden. Volker Hassemer: Eine Sensation
Es war der Moment der Superlative: Von einem „herausragenden Wahrzeichen am Potsdamer Platz“ sprach Volker Hassemer, ehemals Stadtentwicklungssenator und nunmehr Chef der Marketinggesellschaft „Partner für Berlin“. „Turmvater“ Helmut Jahn, Stararchitekt aus Chicago, appellierte an den „Glauben an den Fortschritt durch Technologie“. Und Edgar van Ommen, der Boß von Sony Deutschland, sprach von einem feierlichen Ereignis.
Dabei ging es gestern weder um eine Grundsteinlegung noch um ein Richtfest und schon gar nicht um die Eröffnung eines neuen Bürohochhauses. Nein, der Anlaß für die verbalen Höhenflüge war lediglich die Vorstellung des Programms für die zweite Runde der „Schaustelle Berlin“. Der Ort der Präsentation war es, der die städtebaulichen Phantasien im ansonsten so nüchtern gewordenen Berlin beflügelte: das der Öffentlichkeit erstmals im Rohbau zugängliche High-Tech-Hochhaus von Sony am Potsdamer Platz.
26 Geschosse hoch wird sich Jahns Glas-und-Stahl-Figur auf dem Grundriß eines halbierten Kreises einmal in den Himmel über Berlin strecken. Dahinter gruppieren sich mehrere Gebäudeteile, darunter auch der hinter einer Glasfront versteckte Kaisersaal des Hotels Esplanade, um das überdachte Forum. „Urban Entertainment Center“ hat Sony diesen „Ort der Kommunikation und Interaktion“ genannt. Entertainment und Kommunikation – ein Widerspruch? Nicht für Sony und auch nicht für den Architekten: „Das Forum“, sagte Helmut Jahn gestern, „ist eine neue Art von Stadtraum. Es ist ein privater Raum, der öffentlich wird.“ Vor allem aber, so der Architekt, sei es „ein Geschenk an die Stadt“.
Und es ist ein Geschenk, für das sich auch Volker Hassemer artig bedankte. Als Stadtentwicklungssenator hatte er noch im Sinn, den Tiger zu reiten, soll heißen, die Höhenflüge der Investoren am Potsdamer Platz zu kappen. Als oberster Produktwerber der Stadt kann er sich nun freilich genüßlich zurücklehnen. Was verkauft sich in einer europäischen Stadt schließlich besser als Amerika pur? In der Tat wird das Sony Center im Vergleich mit der bemüht exklusiven, aber am Ende doch enttäuschenden Architektur der debis-City ein Stadterlebnis bieten, das der Berliner und der Berlin-Besucher sonst nur aus Übersee kennen. Für Hassemer ist die Möglichkeit, das Sony-Gelände zu besichtigen, deshalb „die neue Sensation im Schaustellenprogramm“ – und der einstige Tiger Jahn nun der ideale „Partner für Berlin“.
Während die debis-Stadt allerdings bereits Anfang Oktober fertig sein wird, müssen die Freunde der amerikanischen Stadt in Berlin noch ein wenig warten. Erst im Herbst dieses Jahres wird Richtfest gefeiert werden. Und erst nach der Jahrtausendwende schließlich soll das Hochhaus nebst Entertainment Center öffnen. Warum Sony im Vergleich zu debis anderthalb Jahre mit seinem 1,5-Milliarden- Projekt hinterherhinkt, hat Sony- Manager van Ommen gestern erläutert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Situation auf dem Immobilienmarkt sei schuld gewesen, so van Ommen, und: „Wer später auf den Markt kommt, hat bessere Chancen.“ Uwe Rada
Rundgänge auf dem Sony-Center finden am 8., 9., 15., 16., 22. und 23. August statt. Informationen unter 28018501
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