Kommentar: Schamlos
■ Wie die Bremer CDU verfilzt
Erinnern wir uns? Was haben sie gewettert, die Abgeordneten von der CDU, wenn es darum ging, den „stinkenden Genossenfilz“ zu geißeln, der sich in Bremen breit gemacht habe. Wir erinnern uns. Wir erinnern uns auch ganz genau an inquisitorische Fragen des Vorsitzenden des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Stadtwerken, wie er so manchen Sozialdemokraten zum Schwitzen gebracht hat. Und an seine Fragen im Untersuchungsausschuß zum Bremerhaven-Filz, wo er nicht minder scharf sein konnte. Wie hieß der Mann noch? Richtig, Günter Niederbremer hieß er. Wo kam der Mann noch her? Ach ja, von der CDU.
Das ist noch gar nicht so lange her, noch nicht einmal eine Legislaturperiode. Und wir sehen, wie doch die Nähe zu den Fleischtöpfen des Öffentlichen Dienstes die alten Parolen im Munde verfaulen läßt. Wer der CDU ihre Tiraden gegen Filz und Postenschieberei und Versorgungsmentalität für verdiente Parteisoldaten geglaubt hat, der ist selber schuld. Das ist es, was wir seit fast einem Jahr lernen. Schon die Berufung Niederbremers zum Staatsrat ohne staatsratsgemäßes Aufgabenfeld war ein Witz. Nun gerät die Angelegenheit vollends zur Farce. Und Niederbremer ist bloß das Exempel, das die Struktur der Macht im Sinne der CDU beleuchtet. Die Schamlosigkeit ist schon atemberaubend. Die CDU verfilzt und verspielt ihre Glaubwürdigkeit. Jochen Grabler
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