Schalke 04 gegen Werder Bremen: Sand ins Getriebe
Mit einem 2:0 in Bremen lassen effektive Schalker ihre Anhänger mal wieder von der Schale träumen. Werder muss nun aufpassen, nicht zu viel Boden auf die Konkurrenz zu verlieren.
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Es wäre wohl besser gewesen, die Spieler von Werder Bremen hätten die Geschenke vor dem Spiel verteilt. Stattdessen schlichen sie nach dem Schlusspfiff mit finsterer Miene und voll beladenen Jutesäcken zu ihren Fans.
Die wiederum packten das letzte Mittel aus, mit dem sie die siegreichen Schalker noch schmähen konnten, und sangen "Ihr werdet nie deutscher Meister …"
Werder Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch - Frings (75. Rosenberg) - Jensen (55. Borowski), Hunt - Özil - Hugo Almeida (63. Pizarro), Marin
FC Schalke 04: Neuer - Zambrano, Höwedes, Westermann, Schmitz - Rafinha, Matip - Farfán (90. Hanzel), Rakitic (71. Moravek), Holtby (56. Sanchez) - Kuranyi
Zuschauer: 37.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Kuranyi (47.), 0:2 Moravek (72.)
Wenn sie sich da bloß nicht täuschen. Zwei Wochen nachdem Werder sich gegen den ehemaligen FC Magath aus Wolfsburg mit der Schlusssekunde noch ins Remis retten konnten, bissen sie sich am aktuellen FC Magath die Zähne aus. Der Schalker Trainer hat nicht einmal ein halbes Jahr gebraucht, um erneut aus einer durchschnittlichen Bundesliga-Mannschaft ein Team zu formen, das seine Fans vom Titel träumen lässt.
Nach dem Erfolg in Bremen ist sogar noch die Herbstmeisterschaft drin. "Nein, eine Spitzenmannschaft sind wir natürlich nicht", sagte Magath nach dem Spiel süffisant. Die Bremer hatten während seiner kurzen Amtszeit an der Weser vor zehn Jahren nie begriffen, was er von ihnen wollte. Nun genoss er es sichtlich, derjenige zu sein, der ihre Serie von 23 ungeschlagenen Spielen beendet hatte.
Die Schalker bemühten sich gar nicht, in Konkurrenz zum grün-weißen Kombinationsfußball zu treten, sondern schläferten die ohnehin nicht zu Temperamentsausbrüchen neigenden Bremer so lange ein, bis ein simpler Pass in die Nahtstelle der Innenverteidigung genügte, das Spiel zu entscheiden. Fast alle der 37.000 Zuschauer sahen, wie Lewis Holtby in der 47. Minute ausholte, um den durchstartenden Kevin Kuranyi zu bedienen - doch der prompt ertönende Weckruf kam zu spät für Naldo, Mertesacker und Boenisch. Cool überspielte Schalkes einzige Spitze auch noch Wiese und schob unbedrängt ein.
Während der VFL Wolfsburg hier eine zweimalige Führung noch aus der Hand gegeben hatte, demonstrierten die sehr defensiv eingestellten neuen Magath-Schützlinge nach dem 1:0 erst recht, was ihr Meister unter Effektivität versteht. "Schalke hat unsere Spieler immer wieder gedoppelt. Die Spitzen haben sehr laufstark nach hinten gearbeitet, unser Spiel unterbunden, und in den Zweikämpfen lagen mir unsere Spieler zu häufig am Boden", analysierte Klaus Allofs treffend. Schalke foult ligaweit am meisten, Werder am wenigsten - so stand es vor dem Spiel auf der Werder-Homepage. Selten wurde eine Statistik so eindrucksvoll untermauert. Schalke spielte nicht rüde, aber robust.
"Schalke 04 hat schon die gesamte Saison gezeigt, dass sie über Kompaktheit, Willen und Einsatz ins Spiel kommen", sagte der Bremer Trainer. "Da muss man eben genauso mitmachen. Heute galt es, sich gegen starke Widerstände zu behaupten, das haben wir nicht geschafft." Bremens offensive Leichtfüßler Marin, Özil und Hunt mögen es gar nicht, wenn sie zu hart angegangen werden. Ihr Zusammenspiel gleicht einem feinen und komplizierten Räderwerk, das in guten Momenten zahlreiche Chancen produziert. Schalke schaltete nicht nur Teile davon aus, sondern blockierte gleich das ganze Getriebe - lediglich zu drei Chancen kamen die Bremer. Das waren immer noch doppelt so viel, wie die Schalker herausspielten. Das 2:0 durch einen abgefälschten Schuss von Jan Moravek in der 72. Minute entsprang höchstens einer Halbchance. Effektiver geht es wirklich nicht.
In den Jutesäcken, aus denen die Bremer Spieler die Fans beglückten, befanden sich grüne Trikots. Der Schalker Farfan brauchte nicht so lange zu warten, sondern bekam schon zur Halbzeit das Shirt von Mesut Özil. "Das ist unsinnig und unprofessionell", schimpfte Klaus Allofs. "Der Spieler soll sich auf seine Aufgabe konzentrieren." Das gilt für alle Bremer, wollen sie am Wochenende beim HSV nicht erleben, dass eine überzeugende Hinrunde noch mit einer bösen Bescherung endet.
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