piwik no script img

Der 16. SpieltagHauptsache versenkt

Kurios: Hannover 96 trifft in der Partie gegen Mönchengladbach sechs Mal das Tor. Doch leider drei Mal davon das eigene. Wolfsburg verliert am Sonntag gegen Dortmund.

Hannovers Torwart Florian Fromlowitz kann's nicht glauben: Seine Mannschaftskollegen haben die Schussrichtung verwechselt. Bild: ap

DÜSSELDORF dpa | Das Kuriositäten-Kabinett der Bundesliga ist um eine Einzigartigkeit reicher. Mit drei Slapstick-Eigentoren beim 3:5 in Mönchengladbach verschaffte sich Hannover 96 ungewollt einen Platz in den Geschichtsbüchern. In Bremen beendeten die Schalker Kevin Kuranyi und Jan Moravek die Werder-Serie von 23 Spielen ohne Niederlage. Und die Bayern zelebrierten beim 5:1 in Bochum Fußball vom Feinsten und sind mit 30 Punkten als Tabellendritter zusammen mit Schalke (31) hartnäckigster Verfolger von Bayer Leverkusen (32), das beim abgeschlagenen Schlusslicht Hertha BSC nur zu einem 2:2 kam.

"Wir schießen sechs Tore und verlieren. Das ist unglaublich" - Hannovers Chefcoach Andreas Bergmann konnte es nicht fassen. "Eigentlich kann man nur darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre", kommentierte Unglücksrabe Karim Haggui, dem als sechstem Bundesligaspieler das Missgeschick zweier Eigentore in einer Partie (15./90.+3) unterlief. Constant Djakpa (58.) trug zu dem Negativ- Rekord seinen Teil bei. "Ich habe nur noch ungläubig dagesessen und keine Erklärung dafür", meinte Bergmann.

Weiter auf Höhenflug ist Borussia Dortmund, dass im zweiten Sonntagsspiel Meister VfL Wolfsburg mit einem 3:1 in der eigenen Arena demütigte. Für den auf Tabellenrang sechs vorgerückten BVB war es schon das neunte Spiel ohne Niederlage, während die "Wölfe" in der vierten Heimpartie hintereinander keinen "Dreier" landeten.

16. Spieltag

ERGEBNISSE:

Hertha BSC - Leverkusen 2:2

Hoffenheim - Frankfurt 1:1

Bochum - München 1:5

Gladbach - Hannover 5:3

Freiburg - Köln 0:0

Nürnberg - Hamburg 0:4

Bremen - Schalke 0:2

Mainz - Stuttgart 1:1

Wolfsburg - Dortmund 1:3

DIE TABELLE

1. Bayer Leverkusen 32:11 32

2. FC Schalke 04 25:13 31

3. Bayern München 29:13 30

4. Werder Bremen 31:14 28

5. Hamburger SV 32:18 28

6. Borussia Dortmund 22:17 27

7. 1899 Hoffenheim 26:14 25

8. FSV Mainz 05 21:21 24

9. VfL Wolfsburg 30:30 23

10. Eintracht Frankfurt 20:22 23

11. Bor. Mönchengladbach 22:26 21

12. SC Freiburg 19:32 18

13. Hannover 96 19:24 17

14. 1. FC Köln 7:15 15

15. VfB Stuttgart 13:22 13

16. VfL Bochum 15:31 13

17. 1. FC Nürnberg 12:29 12

18. Hertha BSC 11:34 6v

17. SPIELTAG

Fr.: Schalke - Mainz; Sa.: München - Hertha, Dortmund - Freiburg, Leverkusen - Gladbach, Hannover - Bochum, Frankfurt - Wolfsburg, Stuttgart - Hoffenheim; So.: Hamburg - Bremen, Köln - Nürnberg

TORERZIELER

12 Tore: Stefan Kießling (Leverkusen); 8 Tore: Lucas Barrios (Borussia Dortmund), 8 Tore: Kevin Kuranyi (Schalke); 7 Tore: Mario Gomez (München)

VERBALIE DES SPIELTAGS

"Ich bin natürlich sehr unglücklich. Aber beim zweiten Eigentor musste ich selbst lachen, weil es einfach unfassbar war." (Karim Haggui, Hannovers Doppeleigentorschütze nach dem 3:5 in Mönchengladbach)

Den verpasste beim Bundesliga-Debüt von Neu-Trainer Christian Gross auch der VfB Stuttgart beim FSV Mainz 05 (1:1) im anderen Sonntagsspiel. Ein Ausraster von VfB-Torwart Jens Lehmann brachte die Schwaben um den Sieg. Kurz vor Schluss rammte er den FSV-Stürmer Aritide Bancé im eigenen Strafraum und bekam die Rote Karte. Eugen Polanski verwandelte den Elfmeter für die Mainzer, die damit zu Hause in dieser Saison weiter ungeschlagen blieben. "Ich muss erst mit Jens über die Szene reden", sagte VfB-Sportdirektor Horst Heldt. Für Wirbel hatte zuvor schon Lehmanns Weigerung gesorgt, eine Geldstrafe von 40 000 Euro wegen Kritik an der Clubführung zu bezahlen, gesorgt.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß war nach dem fünften Pflichtspielsieg nacheinander um Erläuterungen nicht verlegen: "Trainer und Mannschaft sind zusammengewachsen. Wir haben jetzt eine Einheit im Verein." Van Gaal bilanzierte nach dem 4:1 in der Champions League bei Juventus Turin und dem Auftritt von Bochum die "schönste Woche" seiner Münchner Amtszeit. Jetzt wittern sie mehr. "Ich glaube, sie können uns so langsam spüren", richtete Sportdirektor Christian Nerlinger im Ringen um den "Herbst-Titel" eine Kampfansage Richtung Leverkusen, wo Jupp Heynckes nach dem 2:2 in Berlin abwiegelte: "Die Herbstmeisterschaft bedeutet mir gar nichts."

Bayer ist auch vor dem 17. Spieltag ungeschlagen, andernorts rissen die Serien: Der Hamburger SV beendete mit dem 4:0 beim Tabellenvorletzten in Nürnberg seine Serie von sieben Erstliga-Begegnungen ohne Sieg, in Bremen gehört sie ebenfalls der Vergangenheit an. "Das war nicht Werder, wie wir es kennen und wie wir es uns vorstellen", kritisierte Manager Klaus Allofs. Felix Magath indes wurde nicht müde, das Titel-Thema kleinzureden: "Unsere Fans dürfen von der Meisterschaft nur träumen. Leverkusen und Bayern dürfen davon reden", sagte er.

In Nürnberg, beim 1. FC Köln, beim SC Freiburg und bei 1899 Hoffenheim werden die Beklemmungen größer. Franken-Coach Michael Oenning musste sich beim 0:4 gegen den HSV lauter werdende "Raus"-Rufe anhören. Köln hat nach dem 0:0 in Freiburg und nur sieben Treffern aus 16 Spielen eine besorgniserregende Offensivbilanz. Hoffenheim verliert den Kontakt zur Spitze, weil die Elf von Ralf Rangnick mit dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt zum dritten Mal nacheinander ohne Heimsieg blieb. "Es sieht bei dem einen oder anderen schon so aus, als ob er müde ist", sagte Rangnick angesichts der leblosen Vorstellung des "Herbstmeisters" von 2008.

Kölns Manager Michael Meier gewann der Bilanz von 371 Minuten ohne Treffer wenigstens eine positive Erkenntnis ab: "Wenn man mit sieben Toren 15 Punkte holt, spricht das für die Effektivität der Mannschaft." Zudem stellte der FC mit sechs Auswärtspartien ohne Gegentreffer einen Bundesliga-Rekord auf. Aufsteiger Freiburg wartet mittlerweile seit 76 Tagen auf einen Heimsieg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • CD
    Chistian D.

    @Andreas: Du hast die Tore wohl nicht gesehen. Wer glaubt, die seien absichtlich erzielt worden, hat noch nie gegen einen Ball getreten...

    Grds. denke ich ansonsten, dass auch in der BuLi Spiele verschoben wurden. Bin mal gespannt, wie die taz das Thema unter Umschiffung von Multi-Kulit-Debatten zu umschiffen versucht, wenn mal was rauskommt.

  • A
    Andreas

    Wuerde mich mal interessieren wie hoch die Wettquoten fuer ein solches Ergebnis wahren...

    Offenbar sind die Spieler von Hannover 96 dermassen unterbezahlt, dass sich auf Nebeneinkuenfte angewiesen sind.