Schaffermahl weiter Männerdomäne: Frauen bleiben Bremer Herren wurst
Bei der traditionellen Bremer Schaffermahlzeit kommen Frauen auch künftig über die Rolle von Zaungästen nicht hinaus. Im Herbst könnte neu entschieden werden.

Unter Männern: Die Schaffermahlzeit im Bremer Rathaus 2016 Foto: dpa
BREMEN taz | Die Bremer Schaffermahlzeit bleibt eine Männer-Veranstaltung. Frauen aus der Bremer Wirtschaft dürfen nach wie vor keine Schafferinnen werden, das Fest also nicht mit ausrichten. Das hat die Generalversammlung der veranstaltenden Stiftung „Haus Seefahrt“ am Dienstag beschlossen.
Nachdem bereits im Januar mit dem Eiswettfest eine ausschließlich Männern vorbehaltene Bremer Traditionsveranstaltung für Aufsehen gesorgt hatte, weil Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) nicht daran teilnehmen durfte, rückte auch die Schaffermahlzeit in den Fokus der Öffentlichkeit. Denn obwohl die kauf- und seemännischen Stiftungsmitglieder seit 2015 auch Frauen einladen, kann hier von Gleichberechtigung keine Rede sein: Genau vier Frauen durften dem „Brudermahl“ seither beiwohnen, ihnen gegenüber stehen über 300 Männer. Ganz vielleicht, wurde am Dienstag angedeutet, werde man deren Zahl aber künftig erhöhen.
Die Gründe für das hartnäckige Festhalten an der Männerdominanz muten skurril an: Es sei „eben schwer“, so ein bremisches Kulturgut zu verändern, sagte Matthias Claussen, Vorsteher der Stiftung Haus Seefahrt, die die Schaffermahlzeit ausrichtet, gegenüber Radio Bremen. So gebe es beispielsweise die Sorge, dass wegen der Frauen die Speisenfolge – Stockfisch, Braunkohl mit Pinkel, Kalbsbraten, Butt und Seefahrtsbier – umgestellt werden könnte, „aus gesundheitlichen Gründen“.
„Es gibt einfach Menschen, die in der Vergangenheit leben und vor allem Neuen Angst haben“, sagt der Schaffer Thilo Schmitz. Mit ihnen müsste man in Ruhe reden. Von der Generalversammlung habe sich die Öffentlichkeit zu viel versprochen, „denn hier hat ja keine Wahl stattgefunden, sondern es wurde lediglich ein Stimmungsbild eingefangen“. Seiner Wahrnehmung nach seien es dort lediglich 20 von 350 Mitgliedern des Hauses Seefahrt gewesen, die nichts ändern wollten.
„Intensives Nachdenken“ im Herbst – vielleicht
Und diesen „Knall“, wie er es nennt, habe die Generalversammlung seiner Meinung nach durchaus verstanden: „Ich bin mir sicher, dass beim nächsten Mal mehr Frauen dabei sein werden.“ Er könne sich überdies vorstellen, sagt Schmitz, „dass im Herbst intensiv darüber nachgedacht wird, auch Schafferinnen zuzulassen“.
Wie viel Zeit vergehen wird, bis das in die Tat umgesetzt wird, steht in den Sternen. Fest steht: Vorerst bleibt es, wie es ist. Bremens Frauenbeauftragte Bettina Wilhelm sagt dazu: „Chance vertan, schade.“
Leser*innenkommentare
Pia Mansfeld
Da muß 'ne Quote her, sofort, sonst wird das nichts!
So einen Anachronismus darf man nicht mehr dulden. Da sitzen dicke, weiße, alte Männer zusammen und haben auch noch Spaß. Wo kommen wir denn da hin, wenn die so etwas wie "Traditionen" als Begründung ihrer Weigerung Frauen teilnehmen zu lassen anführen. Unerhört sowas. Und schon der Name. Schaffermahl. Das gehört in die Moderne geänedert: Schaffer*Innenmahl oder noch besser Schaffsie*Innenmahl - jawollja!
Sofia Dütsch
@Pia Mansfeld Gute Satire, fragt sich bloß was da an Frau dabei sein will!
Sofia Dütsch
Müssen Frauen sich überall reindrängen? Die haben doch auch ihre Kaffeekränzchen.
Erinnert mich an diejenigen die vor Gericht die Heirat einklagen wollen. Ist das deren ganze Emazipation? Na Danke, mit Erwachsensein und Vorbildfunktion hat das nichts zu tun. Meiner Meinung nach eher mit pubertärer Wichtigtuerei.
Es gibt Wichtigere Dinge viel wichtigere Dinge als das Dabeisein bei .Herrenrunden