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Sat.1-Mitarbeiter streikenVerarscht in Berlin

275 Stellen werden wohl gestrichen und der Umzug gen München ist bereits beschlossen - die Sat.1-Belegschaft ist sauer. Jetzt streikt sie zwei Tage lang für ihre Forderungen.

Sat.1-Mitarbeiter stehen auf der Straße: "Lasst euch nicht einschüchtern." Bild: dpa

Im Programm merkte man noch nichts - doch bei Sat.1 in Berlin findet der größte Streik in der Geschichte des deutschen Privatfernsehens statt. Bis Mittwoch Abend 24.00 Uhr soll der Ausstand dauern.

275 Stellen sollen bei der angeschlagenen ProSiebenSat.1 AG gestrichen werden, davon der Löwenanteil bei Sat.1 in Berlin. Außerdem müssen von den verbleibenden Sat.1-MitarbeiterInnen rund 350 nach München umziehen. Doch Verhandlungen mit der Konzerngeschäftsführung über Sozialpläne und die Abfederung von Härtefällen laufen ins Leere: Zu den Forderungen der Tarifkommissionen und Betriebsräte heißt es lapidar, man sehe keinen Spielraum.

Der Konzern bietet lediglich MitarbeiterInnen, die sich bis Ende Januar zur freiwilligen Jobaufgabe bereit erklären, eine Abfindung von 10.000 Euro an. Bitten der Betriebsräte, diese Frist bis Mitte März zu verlängern, wurde nicht entsprochen. Der kommissarische Vorstandschef Axel Salzmann habe vielmehr "per Mail an alle Mitarbeiter erklärt, das ab 1. Februar gekündigt wird", heißt es bei Sat.1.

Man hatte zuletzt am Freitag mit der Geschäftsführung verhandelt, doch "die haben sich so wenig bewegt, dass wir sie ganz direkt gefragt haben, ob sie das ernst meinen", sagt ein Betriebsrat. Die für morgen geplante nächste Verhandlungsrunde wurde daher abgesagt.

"Wir stehen hier nicht, weil wirs lustig finden, sondern weil das unsere letzte Möglichkeit ist", rief Sat.1-Betriebsrat Uwe Theuerkauf den rund 300 zum Streikauftakt Versammelten vor der Sat.1-Zentrale zu: "Wir müssen jetzt zusammenhalten, lasst euch nicht einschüchtern." Denn das wird schon versucht: Mitarbeitern der Firma Fast Forward, die das "Sat.1-Frühstücksfernsehen" produziert, wurde mit Konsequenzen gedroht, falls sie sich am Streik beteiligten - obwohl das völlig legal wäre.

Die Stimmung beim einst innovativsten Privatsender ist kämpferisch - "Verliebt in Berlin" war einmal, verarscht in Berlin ist das Gefühl der Stunde.

STEFFEN GRIMBERG

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3 Kommentare

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  • JS
    Jack Salinger

    "Man muss töten, um zu gewinnen", sagt der neue Vorstandsvorsteher von Pro7. Solange er nur die Marktanteile und den Aktienkurs killt, gehts ja noch. Nach Montgomery nun Permira. Ausländische Renditegeier killen die deutsche Medienlandschaft. Um Pro7 mags ja nun nicht wirklich schade sein - so ein beknackter Sender. SAT.1-Mitarbeiter in Berlin: Lieber eine Ende mit Schrecken und nix wie weg von der Bande. Die können nämlich noch ganz anders. Mobbing bis zum Anschlag und was es da so schöne Mittel gibt, um das Betriebsklima zu verbessern. Also lieber verarscht in Berlin als am Arsch in München - siehe Aktienkurs.

  • M
    Martin

    Es mag vielleicht Gründe geben, das diese Stellen gestrichen werden müssen, aber das kann man auch in einer Betriebsversammlung der Belegschaft mitteilen und sich spontan deren Fragen stellen. Die Information per Email zeigt aber recht deutlich, wieviel Interesse die Geschäftsleitung letztlich an ihren Mitarbeitern hat. Sowas ist nicht nur frech, sondern schlicht und einfach feige, ignorant und unmenschlich.

    Ich werde mir zukünftig überlegen, diesen Sender noch weiter ein zu schalten, wenn auf diese Art und Weise mit Vätern und Müttern umgegangen wird.

  • T
    Tannemeise

    Noch besser wäre es, Sat1 und Pro Sieben aufzulösen. Ein Schandfleck weniger in der Medienlandschaft. Vielleicht könnten die dann ehemaligen Mitarbeiter ja eine andere Chance ergreifen und woanders endlich mal Qualitätsfernsehen erbringen.