piwik no script img

Sat.1-Film „Der Weihnachtskrieg“Klischees unter dem Christbaum

Im Sat-1-„FilmFilm“ spielt Oliver Pocher einen Pädagogen, der zwei Familien zum Wettstreit um einen Kita-Platz herausfordert. Klingt komischer als es ist.

Findet es lustig, dass sich zwei Familien um einen Kita-Platz streiten: Oliver Pocher. Bild: Wolfgang Ennenbach sat.1

Ein Comedian macht noch keine Komödie. Und Oliver Pocher schon gar nicht. „Der Weihnachtskrieg“ ist der Versuch von Sat.1, mit ein bisschen Prominenz die „FilmFilm“-Reihe zu beleben. Es ist ein Romeo-und-Julia-Abklatsch mit Pocher als hinzugedichtetem Katalysator zwischen zwei verfeindeten Familien.

Die zoffen sich um einen Kita-Platz. Den kann natürlich nur einer haben - und natürlich vergibt den auch nur einer: Pocher. Als Kitachef Johannes Herder lässt er die Familien um den Platz wettstreiten. „Sie scheinen mir beide adäquate Familien zu sein. Ich werde sie unter die Lupe nehmen, ihre Familie, Nachbarn Freunde. Denn nur der beste soll den Platz hier bekommen“ - eine Persiflage auf Castingshows? Pocher als Klum?

Und das darf er so einfach? „Ja, leider. Ich bin ja der Kita-Leiter.“ Als Pädagoge in Norweger-Strickpulli spricht Pocher trocken seine auswendig gelernten Sätze herunter. Die „schwarze Komödie“ dümpelt vor sich hin - und der Humor ist leider keiner: Da wird vor lauter Aufregung das Kind unter den Weihnachtseinkäufen mit Christbaumkugeln und blinkendem Hirsch begraben oder in der Babyschale aufs Autodach gestellt und da vergessen. Ups.

Der Film

„Der Weihnachtskrieg“, Dienstag, 10. Dezember 2013, um 20.15 Uhr auf Sat.1.

Wiederholung am Sonntag, 15. Dezember 2013 um 09.20 Uhr

Der reiche Chauvi (Christoph Grunert) und seine Tennis spielende Frau (Suzan Anbeh) beleuchten ihr komplettes Haus. Die Normalo-Familie Wieland (Janek Rieke und Sonsee Neu) will da eigentlich nicht mitmachen, tut es dann aber doch. Damit blenden sie zwar die Piloten im Flugzeug über ihrem Haus, aber egal. Alles für die Kita, alles für das Kind.

Ausgefallener als das Drehbuch sind die Kostüme auch nicht: Die Chauvi-Gattin muss in roten Nutten-Stiefeln herumlaufen, der Normalo bekommt ein Holzfällerhemd. Die Überzeichnung ist so plump, dass es weh tut.

Dazu kommen unmotivierte Zooms, abgeschnittene Köpfe, viele Over-the-Shoulder-Einstellungen, Zeitraffersequenzen und jede Menge unpassender Musik.

Schließlich kommt es so weit, dass die reiche Dame mit offenherzigem Dekollete den Weihnachtsmann Pocher mit vollem Körpereinsatz davon zu überzeugen versucht, dass sie den Kita-Platz braucht. Ein Höhepunkt im klassischen „FilmFilm“-Gewerbe: Unten liegt der Weihnachtsmann, oben drauf turnt die geile Mutti in Weihnachtsunterwäsche und schreit: „Habe ich den Platz?“ Das erregt den Weihnachtsmann sehr - Hohoho - und langweilt den Zuschauer.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • H
    Hans

    Der Zwerg Pocher ist Hohl, Dümmlich und Penetrant also genau der Richtige für das Proll - Privatfernsehen. Nicht einschalten, Nichts berichten, einfach Links liegen lassen, das hilft.

  • B
    Balduin

    Das ist ja nicht auszuhalten. Wann verbietet man dem Deutschen endlich, "Komödien" zu drehen?

  • R
    Ruhender

    Hahaha, scheint wieder mal ein echt deutscher Schenkelklopfer zu sein...

     

    Wie definierte einst Sir Peter Ustinov Himmel und Hölle? Himmel: Italienischer Wein, deutsche Pünktlichkeit, britischer Humor.

    Hölle: Britischer Wein, italienische Pünktlichkeit, deutscher Humor.

  • Der ganz und gar begabungsfreie Pocher und ein noch schlechterer Plot. Da werden selbst bei Sat 1 die Quoten nach unten rasseln

  • G
    Gaston

    Der Abstieg des Oliver P. - demnächst im Dschungel-Camp und anschließend bei Baumarkteröffnungen. Man hat ja ohnehin immer gerätselt, welche grausamen Schicksalsfügungen diesen Unsympathen in der öffentlichen Wahrnehmung gehalten haben.

  • Ein Film mit Oliver Pocher, der von Sat 1 produziert wurde und weder lustig noch anderweitig ansprechend ist? Alles andere hätte mich jetzt wirklich überrascht.