Sarkozy weiht neues Zentrum ein: Frankreich bezieht Militärbasis am Golf
In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Frankreich jetzt auch militärisch präsent. Und unterstreicht damit die große strategische Bedeutung der Region.
PARIS taz | "Frankreich übernimmt Verantwortung für das Gleichgewicht der Welt", erklärt Nicolas Sarkozy vollmundig. Der französische Präsident ist an diesem Dienstag in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist, um eine neue Militärbasis einzuweihen: Langfristig sollen 500 SoldatInnen auf der binnen wenigen Monaten aus der Wüste gestampften See-, Luft- und Landbasis stationiert werden.
Es ist die erste permanente Militärniederlassung, die Paris seit einem halben Jahrhundert eröffnet, die allererste außerhalb des ehemaligen französischen Kolonialgebiets. Sie bringt Frankreich ganz nah an die Krisengebiete des Nahen und Fernen Ostens - vom Irak bis nach Afghanistan und Pakistan. Direkt an die Straße von Hormus, durch die 40 Prozent aller Erdöltransporte führen. In unmittelbare Reichweite einer Zone, in der die Seepiraterie zunimmt. Und in nur noch 225 Kilometer Entfernung vom Iran.
"Camp de Paix" - Friedenslager lautet die paradoxe Namengebung für die Basis, deren Bau das Regime der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bezahlt hat und die künftig von Frankreich betrieben wird. Von der gegenüberliegenden Seite der Straße von Hormus hat der iranische Außenminister protestiert. Er lehnt jede Aufstockung ausländischer Militärpräsenz in der Region ab. Und nennt sie eine "Gefahr für die Sicherheit der Region".
Die VAE hingegen streben schon lange eine engere Zusammenarbeit mit Paris an. Expräsident Jacques Chirac winkte ab. Sein Nachfolger sieht das anders. Sarkozy hat in einem Weißbuch die Aufgaben des französischen Militärs neu definiert. Jetzt ist er mit seiner Expansion auf die Arabische Halbinsel in einem Gebiet angelangt, wo bislang die USA allein die Rolle der militärischen Kontrollmacht innehatten.
Frankreichs militärische Zusammenarbeit mit den VAE ist seit dem Golfkrieg von 1991 ständig enger geworden. Heute stammt 50 Prozent des in den VEA verwendeten Kriegsmaterials aus französischer Produktion. Sarkozy ist stolz auf diese Entwicklung: "Wir sind zu einem wichtigen Partner in einer Region geworden, in der Frankreich vor 30 Jahren völlig abwesend war."
Der französische Präsident will diese Zusammenarbeit weiter ausbauen. Bei seinem Besuch wird er deswegen nicht nur von vier Pariser Ministern, sondern auch von französischen Industriellen begleitet. So wollen sie den Emiraten 60 Rafale-Kriegsflugzeuge sowie zwei Atomkraftwerke von Typ EPR verkaufen.
Nach der Pariser Logik erfüllt die Militärbasis alle nötigen Kriterien: Sie ist ökonomisch, militärisch und geostrategisch interessant. Hinzu kommt, dass sie eine "abschreckende Wirkung" gegenüber dem Iran haben solle. So verlautet es aus dem Élysée-Palast, dessen gegenwärtiger Bewohner denkbar schlechte Beziehungen zu Teheran pflegt und nur wenig Vertrauen in die US-amerikanischen Diplomatieversuche mit dem Iran setzt.
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