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Sarah Wiener Die Zutat

Kennen Sie Ysop? Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „heiliges Kraut“. Ein Hinweis, dass man sich mit dieser Pflanze, die schon in der Bibel Verwendung fand, einmal genauer befassen sollte.

Ysop hat gerade Hochsaison. Mit den schönen blaue Blüten kann man Salate und Suppen garnieren. Die Blätter sind ­schmal und ihr Geschmack erinnert an eine Mischung aus Salbei, Rauke und Rosmarin. Ysop ist ein Kraut für Kenner. Denn Vorsicht: Wenn man unbedarft hineinbeißt, verzieht sich bei den meisten der Gesichtsausdruck. Es schmeckt nämlich oft recht bitter.

Gut so! Den meisten Kräutern und Gemüsesorten sind die Bitterstoffe mühsam und konsequent weggezüchtet worden, so wie beim Chicorée, bei der Aubergine oder beim Löwenzahn. Die meisten Lebensmittel sollen einfach gefällig aussehen und etwas nichtssagend schmecken – entsprechend dem kleinsten gemeinsamen Nenner des Bevölkerungsgeschmacks.

Dabei brauchen wir das Bittere für die Verdauung und das Ankurbeln unserer Lebenssäfte und zur Entlastung der Leber. Ysop hilft daher auch bei Verdauungsproblemen. Aber Vorsicht: Im Übermaß genossen, kann das Kraut Krämpfe auslösen. Von fertigen Ysop-Ölen rate ich deshalb ab. Man weiß nicht, was und wie viel genau drin ist. Lieber selber machen!

Auf einem Rührei schmeckt Ysop köstlich, und zu Wild und Fisch ist das Kraut eine spannende Ergänzung, wenn es mit der Würze nicht übertrieben wird. Ein paar Blätter in den Salat oder auf die Suppe gezupft, geben der Speise eine interessante Note.

Wer sich vor neuen Geschmacksrichtungen scheut, fängt erst mal mit einer Kräuterbutter an; das Fett mildert jede Bitterkeit und jeden abrupt hervorstechenden Ton und schmeckt ausgezeichnet zu Kartoffeln oder auf einem Brot. Zur Not ergänzt man die Butter mit diversen anderen Kräutern. Nur Mut!

Bitte nehmen Sie nur frischen Ysop. Getrocknet sind seine vielen aromatischen und ätherischen Inhaltsstoffe längst verpufft. Und bloß nicht mitkochen, denn sonst bleibt außer einem toten, geschmacklosen Kraut nicht viel übrig. Dann lieber gleich ganz weglassen.

Ysop wirkt übrigens auch ­antibakteriell, antioxidantisch und kann Viren in einem gewissen Umfang abtöten. Wie schön, dass man Gesundheit einfach essen kann. Ein „heiliges Kraut“ eben.

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor

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