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SanssouciVorschlag

■ Gayle Tufts bei den Freunden der Italienischen Oper

Schmoozing is something, we all do, erklärt uns Gayle Tufts den Titel ihres neuen Programms »Appropriate Schmoozing«. It's not just small talk, it's with Arbeit in your mind, und im Hebbel- Theater habe diese treffliche Wortkunst ihre Zentrale. Dort im Foyer, wo sich an lauen Sommerabenden Gott und die Berliner Kulturwelt trifft, sieht und gesehen wird, begießt man den noch eben vor dem dritten Schellen vereinbarten Geschäftsabschluß mit Schampus und dem Austausch bunter Visitenkarten. Und gerade wenn man — wie Gayle herself — noch nicht so lange in dieser Stadt lebt, das bunt gemixte Sprachkauderwelsch »Dinglish« noch nicht wirklich abgelegt hat, dann empfiehlt es sich, das Schmoozing beizeiten zu erlernen. Denn dann kann es losgehen mit der großen Karriere, mit den Kontakten zu Wim Wenders und dem Himmel über Berlin, der on the top voller Geigen hängt.

Schade eigentlich, daß ausgerechnet unsere Lehrerin ihr Unterrichtsfach selbst noch nicht praktisch angewandt hat. Denn so großartig, wie diese Frau singen, plaudern und entertainen kann, hätte sie die große Karriere schon längst verdient. Zwei wunderschöne Stunden lang unterhält Gayle Tufts ihr Publikum im kleinen Theater Freunde der Italienischen Oper mit einer klug abgestimmten Mischung aus eigenen Songs und immer wieder gern gehörten Evergreens. Kongenial am Piano begleitet von ihrem Komponisten Otto Schöntaler, und mit Helge Musial am Saxophon reichert die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin aus New York die stickige Theaterluft mit der Sekunde ihres Erscheinens durch jenen Swing an, der die Zuschauerreihen ins Wippen, die Lachmuskeln in Bewegung und das Herz ins Schwingen bringt. Ihre raumgreifend schöne Stimme schwangt dabei melodisch zwischen Witz und Theatralik hin und her, trifft stets den richtigen Ton und paßgenau das Sentiment ihrer intelligenten Texte. Ein bißchen Sexappeal, ein wenig Liebe, die Einsamkeit des »Brand New Girl in Town« und jene Jetzt-erst-recht- Haltung, die einen — wenn überhaupt — die Unbill des Lebens ertragen läßt, machen aus dem Stimmwunder Gayle Tufts eine Wundertüte der guten Laune. Wer sie kennt, liebt sie. Und wer sie liebt, sieht sie sich spätestens heute abend bei den Freunden der Italienischen Oper an. Klaudia Brunst

Heute bis Sonntag um 20.30 Uhr im Theater Freunde der Italienischen Oper, Fidicinstraße 40, Kreuzberg

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