Sanierung des VfL Osnabrück: Investoren gesucht
Der klamme Drittligist VfL Osnabrück gliedert seine Profi-Abteilung in eine GmbH aus. Damit erfüllt er die Bedingung der Stadt für ein städtisches Darlehen.
OSNABRÜCK | taz Sportlich kann der VfL Osnabrück gar nicht besser dastehen: Die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz überwintert auf dem ersten Platz in der Dritten Liga. Aber wirtschaftlich sieht’s düster aus: Momentan lasten auf dem Verein Schulden in Höhe von fast zehn Millionen Euro.
Die Stadt Osnabrück hatte angeboten, dem Verein Geld zu leihen, wenn der Verein die Profiabteilung zum 1. Januar 2013 in eine Kapitalgesellschaft ausgliedert. Auf der Jahreshauptversammlung am Sonntag stimmte die große Mehrheit der Mitglieder für die Ausgliederung. Am heutigen Dienstag soll das Darlehen im Stadtrat durchgewunken werden.
Gewählt wurde auf der Jahreshauptversammlung auch ein neuer Präsident: Der 44-jährige Christian Kröger, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück, löst den umstrittenen Gert Lehker ab.
Am heutigen Dienstag stimmt der Osnabrücker Stadtrat darüber ab, ob sich die Stadt mit 3,6 Millionen Euro an einer vom VfL zu gründenden Stadion-Betriebsgesellschaft beteiligt. Dafür gibt es eine breite Mehrheit, wie die Neue Osnabrücker Zeitung bei den Fraktionen erfragte:
Die Mehrheit aus SPD und Grünen will zustimmen, wenn die Profiabteilung ausgegliedert ist.
Auch die CDU ist dafür, fordert aber "Reformbereitschaft" und "professionelle Strukturen".
Nur die FDP will gegen eine Unterstützung stimmen: Die Stadt könne "keine finanziellen Klimmzüge machen".
Kröger hat viele Baustellen zu bearbeiten. Er muss die Gegner der Ausgliederung und die Befürworter an einen Tisch bringen. „Ohne Fans ist im Stadion nichts los. Sie sind genauso wichtig wie Sponsoren oder Investoren“, sagt er. Die Anhänger des VfL Osnabrück will er durch Gespräche, Diskussionsrunden und Sprechstunden mit Präsidiumsmitgliedern auf dem Laufenden halten.
Krögers Hauptaugenmerk liegt auf der wirtschaftlichen Konsolidierung des VfL. Seine Philosophie lautet: Sportlicher Erfolg auf wirtschaftlich solider Basis. „Ich werde keine Risiken eingehen“, sagt Kröger mit Vehemenz. Das Anspruchsdenken vieler Osnabrücker, dass unbedingt in der 2. Liga gespielt werden müsse, hält er für falsch.
Dies will der ehemalige A-Jugend-Niedersachsenmeister auch den Mitgliedern und Fans des VfL nahebringen. Deren Befürchtungen, die Ausgliederung der Profi-Abteilung würde den Fußball in Osnabrück kommerzialisieren, versteht er. Am Status Quo werde sich jedoch nicht viel ändern. In Osnabrück sei kein Großinvestor in Sicht. Osnabrück sei geprägt von überschaubaren mittelständischen Strukturen. In naher Zukunft werde es Gespräche mit Investoren geben, so Kröger.
Über die Ausgliederung ist in den vergangenen Monaten heftig diskutiert worden. Das Gespenst eines Scheichs, der den VfL kauft und regiert, sieht Axel Balzer nicht am Horizont auftauchen. Der 49-jährige Geschäftsführer einer Osnabrücker IT-Firma ist als Fanvertreter in den Aufsichtsrat der neu zu bildenden GmbH & Co. KGaA gewählt worden. „Die Konsolidierung wäre auch in der Vereinsform möglich gewesen“, sagt er. Dass die Stadt die Ausgliederung zur Bedingung gemacht hat, versteht der Geschäftsmann als Zeichen des Misstrauens gegenüber der bisherigen Vereinsführung.
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