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„Sand und Kamele“

■ Staatssekretär in Paris wegen rassistischer Äußerungen verklagt

Paris (AFP/taz) – Ansichten eines Staatssekretärs: Afrikanische Einwanderer sind für ihn „polygame Samenspender“, die „Kinder am Fließband“ zeugten und „nach getaner Arbeit das Kindergeld verwalten“. Zu den in Frankreich lebenden Arabern meint er: „Es fehlen nur noch der Sand und die Kamele.“ An anderer Stelle wird das Klischee vom „ewig durch die Welt irrenden Juden“ heraufbeschworen.

Der französische Staatssekretär für Hochschulwesen, Jean de Boishue, wird sich wegen Anstachelung zum Rassenhaß und diffamierender Äußerungen gegenüber Juden, Afrikanern und Arabern vor der Justiz verantworten müssen. Der Politiker der Gaullistenbewegung RPR, der gleichzeitig Abgeordneter und Bürgermeister des Pariser Vororts Bretigny-sur-Orge ist, wurde von einem Einwohner seiner Stadt verklagt. Die Anti- Rassismus-Bewegung „SOS Racisme“ will sich der Klage anschließen. Das Verfahren soll Justizkreisen zufolge im September stattfinden.

„Banlieue, mon amour“ (Geliebte Vorstadt) lautet der Titel von Boishues „soziologischer Studie“, das nach seiner eigenen Darstellung sogar mit einem Literaturpreis bedacht worden ist und die rassistischen Behauptungen enthält.

Der Chef der sozialistischen Opposition, Henri Emmanuelli, forderte den Rücktritt von Boishue, der als Regierungsmitglied „unhaltbar“ geworden sei. Der Staatssekretär kündigte seinerseits eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung Le Monde an, weil sie die Zitate seines Buches aus dem Zusammenhang gerissen und entstellt habe.

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