Samstags bei den Sozis: Die Filzstift-Kicker
■ Die Schlechten gegen die Bemalten: Die Junge Union bolzt mit den Jusos
Eine rote SPD-Fahne baumelt an einem Mast. Laute Musik schallt über den Sportgarten in der Pauliner Marsch an der Weser. Auf den Holzrampen sausen einige Jugendliche mit ihren Inline-Skates bei einem Wettbewerb herum, und um die Ecke sprühen Künstler aus aller Welt Graffitis auf Spanplatten. So begann am letzten Samstag der Auftakt zur neuen Jugendinitiative der Bremer SPD namens „...and be part of the party.“
Bloß nicht abschrecken
Die SPD verliert Mitglieder. Gab es vor zehn Jahren noch rund 7.600 Bremer GenossInnen, sind es nun nur noch gut 4.500. Zugleich sank der Anteil der Mitglieder unter 35 Jahren auf neun Prozent. Mit ihrer Aktion will die SPD „zu den Plätzen gehen, wo die Jugendlichen sind“ und so „der Partei neue Zugänge zur neuen Generation eröffnen.“ Thomas Ehmke (SPD), der Chef der Bremer Jusos, will jedoch nicht gleich mit Mitgliedschaftsanträgen wedeln. Das wirke abschreckend. Die SPD solle sich einfach offen für Jugendthemen zeigen und so Interesse wecken.
Feind tritt an
Hauptattraktion der Veranstaltung war am Nachmittag ein Fußballturnier. Zur Überraschung der Jusos hatte auch die Junge Union (JU) eine Mannschaft zusammengewürfelt. Die Jusos bewiesen Sportsgeist und stellten auch ein Team auf, um sich ihre Jugendveranstaltung nicht vom politischen Gegner kapern zu lassen. In den ersten Spielen blamierten sich allerdings sowohl die JU als auch die Jusos, letztere mit einem 0:9 gegen die Auswahl des Sportgartens.
Welch ein Affront!
Dann liefen beide Mannschaften für das Schlagerspiel Rot kontra Schwarz auf den Platz: Die christdemokratischen Nachwuchsmannen hatten schwarze Trikots angezogen, auf denen in weißer Schrift ihre Internetadresse prangte. Welch ein Affront auf einer SPD-Veranstaltung! Die düpierten Jusos konnten nur noch schnell mit dickem Filzschreiber „JUSOS“ auf ihre weißen T-Shirts krakeln. Juso-Chef Thomas Ehmke und sein Pendant bei der Jungen Union, Claas Rohmeyer, gaben letzte Anweisungen an ihre Manschaften („Das ist eine Frage der Ehre!“), dann kletterten sie auf die Tribüne, ließen die anderen schwitzen und zeigten so, dass sie mit der Gabe zu delegieren wesentliche Voraussetzungen für ein höheres Dasein ihr eigen nennen.
Schock bei der JU
Dann ging es los. Der Kunstrasen war wie ein Badeschwamm vollgesogen mit Wasser, die Spieler glitschten oft aus und waren bald patschnass. Auf den Fehlpaß der einen Partei folgte der missglückte Vorstoß der anderen. Ganz wie in der Politik. Doch da, der Ball flutschte dem Juso-Torwart aus den Händen! Steilvorlage! Ein Tor für die JU? Doch nein, gehalten auf der Linie. Kurz danach fällt auf der Gegenseite das 1:0 für die Jusos. Schock bei der JU!
Eine Chance, ein Tor
So schön hatte er es sich ausgemalt, wie er den Jusos den Spaß verdirbt, nun sah der JU-Chef eine Blamage drohen. Mit schwenkenden Armen trieb er seine Leute nach vorn, und die stürmten wie verrückt, versiebten aber alle Chancen. Es blieb beim Resultat. Mit ihrem Kick-and-Rush-Fußball konnte die JU keinen Blumentopf gewinnen und musste das Feld räumen. Die Jusos aber können stolz sein auf ihre hundertprozentige Chancenverwertung: eine Chance, ein Tor. Bald soll es eine Revanche geben. Freundschaftspiele unter politischen Gegnern? Vielleicht bürgert sich das ja ein.
THB
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