kellers randspur: Samstag
Zeltlager
„Tolle Lage“
Verzweifelt, nachgerade blind vor Wut kämpft der Ex-Nato-Soldat Skiernitzki (Paul Faßnacht) als Besitzer eines Campingplatzes gegen die Pleite an. Zu allem Übel bekommt er auch noch Besuch von drei Inspektoren. Die schätzen das Zugvogeldasein, weil man interessante Leute kennen lernt. Ein Neuling zweifelt: „Ich habe eine Statistik gelesen, dass drei Viertel aller Serienmörder, Kinderschänder, Vergewaltiger und Hooligans Camping als Hobby angeben.“ Die trockene Replik: „Sag ich doch – interessante Leute.“ Nämlich unter anderem: verzweifelte Bankräuber, ein ausgemusterter Schlagerstar, der Erbauer der „Sparwasser-Tormaschine“ … Ein originelles Regiedebüt. (22.25 Uhr, Arte)
Reitstunden
„Ins Herz des Wilden Westens“
Historisch nicht ganz falsch, verlagern Autor Bob Thompson und Regisseur Howard Zieff ihre mit allerlei Westernmotiven tändelnde Komödie von der Prärie nach Hollywood. Hierhin gerät auf Umwegen Jeff Bridges, der eigentlich Westernautor werden will, vorderhand aber ein Auskommen als Stuntman und Filmdarsteller findet. Er trifft sein großes Idol, das es freilich nicht immer ehrlich mit ihm meint. Eine Lektion fürs Leben und damit auch für die Literatur. Ohnehin kennt ein echter Cowboy keinen Schmerz, und eine zünftige Schießerei muss schließlich auch drin sein … (23.20 Uhr, WDR)
Pechsträhne
„Die Teufelsinsel“
Gleich war der Franzos’ wieder eingeschnappt, und zwar dermaßen, dass auf eine geharnischte Demarche hin einzelne Szenen ausgetauscht werden mussten und der Filmstart sich um ein Jahr verschob. Boris Karloff, der ewige Dulder, wird hier nämlich ungerechterweise in die Bagnos der Teufelsinsel gesteckt, wo bekanntermaßen kein Savoir-vivre geboten wurde. Noch ärger trifft es Boris im folgenden Gruselfilm „Die Rache des Toten“ (0.55 Uhr), wird er dort doch zu Tode elektrisiert und kehrt als Zombie ins Leben zurück, was man kinderleicht an der weißen Strähne im Haar erkennt. Wer weiterhin mithalten kann, darf sich noch auf Karloffs Interpretation des Dr. Fu Manchu freuen (2.00 Uhr).(23.55 Uhr, MDR)
Landpartie
„Das Amulett des Todes“
Einen Auftrieb deutscher Galgengesichter nebst dem importierten, damals gerade aufstrebenden Rutger Hauer bietet dieser arg zäh geratene Kriminalfilm aus dem Jahr 1974. Hauer wurde vom Drehbuch Blondi benamst und flieht vor seinen Mitgangstern Walter Richter, Günther Stoll und dem jeglichen Vertrauens unwürdigen Horst Frank in das Landhaus Vera Tschechowas, hier Lehrerin eines Typs, von dem große und kleine Klippschüler gerne träumen.(2.15 Uhr, ARD)
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