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Sachsens Kultusminister"Eine gewisse Gratiskultur"

Sachsens Kultusminister Wöller (CDU) will bei Bildungsausgaben strecken, umschichten und kürzen. Gespart werden soll nach seinen Vorstellungen bei den Hochschulen, mehr Geld sollen die Kleinsten bekommen.

Studierende am 10. Juli 2008 in der Humboldt-Uni Berlin. Bild: ap
Anna Lehmann
Interview von Anna Lehmann

taz: Herr Wöller, morgen treffen sich Bund und Länder und wollen über zusätzliche 13 Milliarden Euro für die Bildung verhandeln. Können sie ihre Versprechen halten?

Roland Wöller: In der jetzigen Situation sind Mehrausgaben in dieser Dimension schwer möglich. Bund und Länder müssen sparen. Man muss realistisch bleiben.

Das heißt, das Ziel, jeden zehnten Euro vom Bruttoinlandsprodukt in Bildung zu stecken, ist nicht mehr realisierbar?

Bild: ap
Im Interview: 

Roland Wöller, CDU, 40, seit 2008 Kultusminister in Sachsen. Er ist Professor für Volkswirtschaft und Umweltökonomie.

Dieses Ziel werden wir wahrscheinlich nicht in der vorgegebenen Zeit erreichen. Ich rechne damit, dass es länger dauern wird.

Wann wird das Ziel erreicht?

Es kann sich durchaus drei bis fünf Jahre verschieben. Voraussetzung für eine zügige Umsetzung des Ziels ist die Bereitschaft des Bundes, den Ländern Umsatzsteuerpunkte abzutreten. Jeder sieht, dass die Länder Haushaltsschwierigkeiten haben.

Die Länder schaffen ihre Aufgaben nicht. Der Bund soll ihnen Blankoschecks ausstellen. Steht die Bildung am Ende nicht als Verlierer da?

Den Löwenanteil bei der Bildungsfinanzierung leisten die Länder. Die moralische Bindung beim Einsatz zusätzlicher Umsatzsteuerpunkte wäre meines Erachtens so groß, dass Länder, die Umsatzsteuerpunkte zur Konsolidierung ihrer Haushalte verwenden, am Pranger stünden. Das wäre politisch nicht durchzuhalten. Wenn aber der Bund den Anspruch hat, alles über einen Leisten zu scheren, ist das auch nicht effektiv. Jedes Land muss seine eigenen Schwerpunkte setzen. Wir setzen Schwerpunkte in der Lehrerausbildung, aber auch in der frühkindlichen Bildung. Für mich ist nicht allein entscheidend, wie viel insgesamt ausgegeben wird, sondern dass in Qualität investiert wird.

Wo wird Ihrer Meinung nach Geld im Bildungsbereich verschleudert?

Wir geben vergleichsweise wenig Geld in der frühkindlichen Bildung und Erziehung aus. Dabei kommt es auf den Anfang an. Da sind sich alle Wissenschaftler einig. Wir geben allerdings viel Geld am Ende der Bildungskarriere beispielsweise in den Hochschulen aus. Das ist ein Missverhältnis. Das Geld wäre besser angelegt, wenn wir uns auf den Anfang konzentrieren.

Sie wollen bei den Hochschulen kürzen und stattdessen in Kindergärten investieren?

Man muss darüber nachdenken, Geld umzuschichten. Wir haben eine gewisse Gratiskultur in Deutschland. Wenn ich staatliche Leistungen kostenlos anbiete, habe ich noch nicht in die Qualität investiert.

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5 Kommentare

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  • DS
    Das Selbst

    Ich würde es befürworten wenn die Schulen bis zum Abschluss der Pflichschule bezahlt wird und danach kostenpflichtig ist.

    Es kann ja nicht sein, das die schlaueren länger finanziert werden als die dümmeren. Oder man finanziert Lehrstelle und Gymnasium, das wäre eigentlich noch Gerechter. Die Lehrstellenfinanzierung wäre ziemlich wahrscheinlich eh günstiger als die vom Gymnasium. Vor allem wenn dadurch auch weniger Erwerbslose dabei rauskommen.

  • L
    Logiker

    Da in Deutschland Effizienz alles ist, muss Geld nach der Logik von Herrn Wöller und Konsorten, da investiert werden, wo es sich am meisten auszahlt, nämlich in der frühkindlichen Bildung. Das derartige Investitionen gut angelegt sind, liegt auf der Hand, schließlich werden im Kindesalter die entscheidenen Weichenstellung für die weitere Entwicklung eines Kindes vorgenommen.

     

    Also muss mehr Geld in die frühkindliche Bildung investiert werden. Bis dahin kann ich folgen - was sich mir allerdings nicht erschließt ist die Schlußfolgerung, die Herr Wöller aus der Tatsache ableitet, dass in Deutschland in diesem Bereich zu wenig Geld ausgegeben wird.

     

    Seine Schlußfolgerung, staatliche Mittel von den Universitäten abzuziehen und stattdessen in die frühkindliche Bildung zu stecken, ist in kienster Weise logisch zwingend.

     

    Möglich wäre es auch, die staatlichen Investitionen in alle Bereiche - vom Kindergarten bis zur Hochschule zu steigern. Dafür braucht es allerdings eine höhere Staatsquote. Man kann mithin nicht ständig die Steuern senken wollen, so wie es diese Mövenpick-Koalition praktiziert.

  • I
    Immergrün

    Kann man Politiker auch gratis entsorgen?

  • KS
    kleiner Spinner

    "Wenn ich staatliche Leistungen kostenlos anbiete, habe ich noch nicht in die Qualität investiert."

     

    Ist der Mann praktizierender Dadaist, oder habt ihr das Interview per Zufallsgenerator erzeugt?

  • F
    freidenker

    Mein Vorschlag:

     

    Schwätzerstudiengänge wie Soziologie und Literaturwissenschaft abschaffen.

     

    Wir haben doch wirklich genug Laberheinis.