Sachschaden: Graffiti-Künstler quälen BVG
Aufgeschlitzte Sitze, zerkratzte Scheiben, Graffiti: Im Jahr 2007 musste die BVG neun Millionen Euro zur Beseitigung von Schäden durch Vandalismus aufbringen - fast doppelt so viel wie vier Jahre zuvor.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) klagen über höhere Kosten bei der Beseitigung von Schäden durch Vandalismus. Dies geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Politikers Matthias Brauner hervor. Während die Ausgaben der BVG im Jahr 2003 noch bei rund 5 Millionen Euro lagen, betrugen sie 2007 knapp 9 Millionen Euro. Zwar sei die Anzahl der Fälle zurückgegangen, erklärte der BVG-Sprecher Klaus Wazlak auf Anfrage der taz. Doch das Ausmaß der Schäden sei weit größer als noch vor fünf Jahren.
Die Täter seien vorwiegend Jugendliche, die Sitzpolster aufschlitzen, Scheiben zertreten oder zerkratzen, so der Sprecher. Diese Art des Vandalismus - also die Zerstörung von BVG-Inventar - werde verstärkt registriert. Die Schäden durch Graffiti hingegen seien in den vergangenen Jahren zurückgegangen.
Wazlak sieht die Ursache für den zunehmenden Vandalismus vor allem in der schlechten Erziehung der Jugendlichen, die BVG selbst könne wenig dagegen ausrichten. "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem", betont der BVG-Sprecher. "Die Täter betreiben den Vandalismus wie einen Sport." Ihr Ziel sei es, möglichst großen Schaden anzurichten.
Der Abgeordnete Matthias Brauner hingegen hat andere Ursachen ausgemacht. Ein Grund für die Zerstörungen bei der BVG seien die menschenleeren - sprich unbeaufsichtigten - Bahnhöfe. "Das einfachste Rezept, dem Vandalismus entgegenzuwirken, ist Sicherheitspersonal auf den Bahnhöfen." Sprayer und Randalierer könnten sich derzeit ungehindert auf den Bahnhöfen aufhalten. Dies spreche sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda herum.
Der Auslöser für seine Kleine Anfrage an die Regierung war ein Video auf der Internetplattform YouTube. Unter dem Stichwort "Haselhorst" geriet Brauner an ein Video, in dem Jugendliche unbehelligt die Wände des U-Bahnhofs zusprühen. Der Politiker plädiert daher für eine erweiterte Kameraüberwachung.
Die gestiegenen Kosten der BVG ergeben sich jedoch vor allem aus der hohen Zahl der Sachbeschädigung, weniger aus Graffiti, erklärt BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Er bezweifelt, dass mehr Personal den Vandalismus eindämmen würde. Wazlak sieht vielmehr einen Zusammenhang zwischen aus Geldmangel geschlossenen Bildungseinrichtungen und Jugendzentren. Viele Schüler wüssten in ihrer Freizeit nichts mit sich anzufangen und zerstörten schlicht aus Langeweile Sitzpolster oder klauten die Nothämmer aus den Vorrichtungen. Auch ginge es inzwischen nicht mehr darum, Straßenkunst durch gut gemachte Graffiti zu schaffen, vielmehr wollten sich die Jugendlichen vor ihren Freunden beweisen.
Laut Klaus Wazlak spiegelt der Vandalismus den Zustand der Gesellschaft wider - deswegen könne die BVG auch keine wirkungsvollen Mittel dagegen finden: "Wir kommen damit nicht klar und sind überfordert." Außerdem sei das Unternehmen nicht dazu da, Fehlentwicklungen in der Gesellschaft entgegenzuwirken. Wenn sich jemand über weggeworfene Bierflaschen auf der Straße oder über zerstörte Sitze in der U-Bahn beklage, könne dies ein Verkehrsbetrieb nicht auffangen.
Im vergangenen Jahr wurden 81 Personen aufgrund von Straftaten in Zusammenhang mit der BVG verurteilt. Konkrete Auflistungen zur Verurteilung wegen Graffiti und Sachbeschädigung erhebt die BVG jedoch nicht.
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