Saarbrücken sorgt für Pokalsensation: Kopf schlägt Körper

Der 1. FC Saarbrücken zieht als erster Regionalligist der DFB-Pokalgeschichte ins Halbfinale. Der gefeierte Held Daniel Batz pariert fünf Elfmeter.

Torhüter fliegt beim Elfer in die Ecke

Spezialist für Notlagen: Keeper Batz sichert im Elfmeterschießen dem 1. FC Saarbrücken den Sieg Foto: Oliver Dietze/dpa

Völlig bedröppelt schlichen die Fortuna-Spieler nach dem Pokal-Aus beim 1. FC Saarbrücken vom Rasen. Und weil derjenige, der den Schaden hat, für den Spott nicht sorgen muss, spielte die Stadionregie noch die Verballhornung eines Evergreens der Düsseldorfer Band Tote Hosen ein: „Nach Klatschen wie diesen …“

Derweil skandierten die Fans den Namen des Spielers, der maßgeblich Anteil daran hatte, dass nun Saarbrücken als erster Viertligist in der Geschichte des DFB-Pokals im Halbfinale steht. Daniel Batz hielt am Dienstag fünf Elfmeter. Einen in der regulären Spielzeit. Und vier im Elfmeterschießen.

Der Mann des Tages erzählte nach dem Spiel bereitwillig, wie er seine völlig entkräfteten Mitspieler nach den 90 Minuten motiviert hatte, noch mal alles zu versuchen. „Kopf schlägt Körper“, habe er den Kollegen bei der Trinkpause zugerufen. „Wir sind im Viertelfinale, wir wollen ins Halbfinale. Und jetzt ist Verlängerung, da hätte uns gegen einen Bundesligisten schon keiner erwartet.“

Wohl wahr. Zumal sich der FCS zuvor aufs Kontern beschränkt hatte und eher glücklich durch Tobias Jänicke in Führung gegangen war (31.). Fortuna-Trainer Uwe Rösler wurde an der Seitenlinie dennoch von Minute zu Minute nervöser und verlor endgültig die Fassung, als Rouwen Hennings auch noch einen Elfmeter vergab (83.). Batz lenkte schon diesen scharf geschossenen Ball an den Pfosten und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er kurz darauf vier weitere Strafstöße parieren würde.

Bier zur Pressekonferenz

Irgendwie, so Batz, habe sein Team in der Verlängerung die „zweite Luft“ bekommen. Was umso deutlicher auffiel, als die Fortuna ihrerseits mit einem Mal nur noch so Luft zu haben schien wie ein verschrumpelter Luftballon. Jeden Zweikampf und jedes Laufduell verlor der Bundesligist plötzlich und musste nach zwei Stunden Spielzeit heilfroh sein, nicht schon vor einem Elfmeterschießen als Verlierer vom Platz zu müssen.

Der Rest war Glückssache. Und die von Batz, der auch noch den letzten, von Jörgensen geschossenen Elfer um den Pfosten drehte. Und während sich FCS-Trainer Lukas Kwasniok schon zur Pressekonferenz ein Bier bestellte und ankündigte, dass er am Mittwoch genau wie seine Mannschaft zu nicht viel zu gebrauchen sein würde („Lassen Sie uns den heutigen Abend genießen, den morgigen vergessen und am Donnerstag wieder auf die Regionalliga fokussieren“), orderte Fortuna-Coach Uwe Rösler einen Kaffee und blickte ausgesprochen wächsern drein.

Natürlich wurde er dennoch gefragt, wie er es sich den kollektiven Druckabfall seiner Elf vor der entscheidenden Phase des (Nach-)Spiels erkläre. „In der Verlängerung habe ich gedacht, wir würden das Spiel weiter so bestimmen. Das war aber nicht der Fall“, sagte er. Eine Erklärung dafür habe er auch. „Aber die sage ich ihnen nicht.“ Hätte Rösler eine Lanze für die konditionelle Grundlagenarbeit seines Vorgängers brechen wollen – so viel steht fest –, er hätte dazu danach noch Gelegenheit gehabt.

So aber nahm er mit leichenbitterer Miene zur Kenntnis, wie Kollege Kwasniok, der sich schon vor der Partie lobend über die mutige Spielweise der Fortuna unter Rösler geäußert hatte, dem unterlegenen Gegner den Klassenerhalt in der Ersten Liga prophezeite und kokett einen Versprecher in eigener Sache nachschob: „Wir werden unser Ziel, Berlin, auch nicht aus den Augen verlieren. Ich meine natürlich: den Aufstieg in die Dritte Liga.“ Der ist angesichts von sechs Zählern Vorsprung auf den Zweiten auch greifbar nah.

Überhaupt ist das Gründungsmitglied der Bundesliga, das zuvor den 1. FC Köln und den Karlsruher SC aus dem Wettbewerb geworfen hatte, eigentlich kein typischer Regionalligist. Nicht weniger als sechs Spieler mit Bundesligaerfahrung stehen im Kader, der Etat ist hoch, das Fanpotenzial sowieso. Und wenn es nach Daniel Batz geht, gibt es am 23. Mai genau deshalb auch eine regelrechte Völkerwanderung vom Saarland in die Hauptstadt: „Wir sind im Halbfinale, jetzt kann kommen, wer will. Berlin ist nur noch einen Schritt entfernt.“

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