SIPRI-Report zu globalem Waffenhandel: Panzer gehen immer
Die Umsätze mit Rüstungsverkäufen steigen, an dritter Stelle steht die Bundesrepublik. Doch das könnte sich bald ändern, denn China expandiert gewaltig.
STOCKHOLM taz | Deutschland bleibt drittgrößter Waffenexporteur der Welt und größter der EU. Vor allem deutsche U-Boote sind gefragt. In den vergangenen fünf Jahren verkaufte die Bundesrepublik mehr als jedes andere Land und die Auftragsbücher sind auch für die kommenden Jahre gut gefüllt. Ähnliches gilt für deutsche Panzer: Weltweit war nur Russland als Panzerexporteur noch erfolgreicher.
Zusammengestellt hat diese Daten das Friedensforschungsinstitut SIPRI, dessen jährlicher Bericht „Trends in internationalen Waffentransfers“ am heutigen Montag in Stockholm veröffentlicht wird. Danach war das Volumen des weltweiten Waffenhandels im Zeitraum zwischen 2009 und 2013 um 14 Prozent größer als im vorangegangenen Fünfjahreszeitraum. Dabei steigerten die USA ihre Verkäufe um 11 Prozent, Russland seine um 23 Prozent. Beide Länder beherrschen das weltweite Waffenexportgeschäft mit einem Anteil von 29 beziehungsweise 27, insgesamt also 56 Prozent.
Die „Top Five“, zu denen neben Deutschland auch China und Frankreich gehören, stehen für drei Viertel aller Rüstungsexporte. Setzt sich der gegenwärtige Trend fort, wird China, das erst 2013 nach 20 Jahren erstmals wieder auf einem Spitzenplatz aufgetaucht war und dabei erst Großbritannien und nun Frankreich überholte, demnächst auch Deutschland auf einen vierten Platz verdrängen. Die Exporte Chinas haben sich nämlich in den vergangenen fünf Jahren gegenüber dem Zeitraum zwischen 2004 und 2008 um 212 Prozent erhöht, während die der deutschen Rüstungsfirmen um 24 Prozent schrumpften.
Das Friedensforschungsinstitut macht eine „schnelle Entwicklung der Militärtechnolgie“ des Landes für diesen Trend verantwortlich. US-amerikanische, russische und europäische Rüstungskonzerne sähen sich in wachsendem Masse der direkten Konkurrenz zu Waffenschmieden aus China ausgesetzt.
Indien ist größer Käufer
Als ein Beispiel nennt das Friedensforschungsinstitut das NATO-Land Türkei, das sich bei der Wahl eines neuen Boden-Luft-Raketenabwehrsystems statt für ein westliches Produkt für das chinesische HQ-9/FD-2000 entschieden habe. Vorwiegend sei der chinesische Exportboom aber vor allem drei Kunden geschuldet: Pakistan, Bangladesh und Myanmar stehen allein für drei Viertel aller chinesischen Waffenausfuhren.
Der weltweit größte Waffenkäufer ist mittlerweile Indien. Mit einem Anteil von 14 Prozent rangiert das Land klar vor China und Pakistan (je 5 Prozent), sowie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit je 4 Prozent. Während sich die Golfstaaten hauptsächlich vom Westen – darunter fast die Hälfte aller Einfuhren aus den USA – aufrüsten lassen, ist in Südasien neben China auch Russland dick im Geschäft und steht beispielsweise allein für drei Viertel der indischen Waffenkäufe.
„Chinesische, russische und US-Waffenlieferungen werden sowohl von wirtschaftlichen wie politischen Überlegungen angetrieben“, sagt Siemon Wezeman, Leiter des SIPRI-Waffenhandelsprogramms: „Vor allem China und die USA nutzen offenbar die Waffenlieferungen nach Asien, um ihren Einfluss in der Region zu stärken.“
UN-Embargo
Auch die afrikanischen Staaten sind mit einem Einfuhrplus von 53 Prozent in den vergangenen fünf Jahren ein immer wichtigerer Absatzmarkt geworden. Beim Bestreben neue Absatzmärkte zu erschließen würden zusehends bisherige Handelsbeschränkungen aufgegeben und es werde verstärkt in Konfliktregionen geliefert, stellt das Stockholmer Institut fest.
In diesem Zusammenhang erwähnt es die russischen Sudan-Lieferungen, die teilweise gegen ein UN-Embargo verstoßen hätten, die Tatsache, dass die USA 2013 erstmals den Verkauf von luftgestützten Marschflugkörpern langer Reichweite an Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate abgesegnet und Deutschland mit der Lieferung von 62 Leopard an Katar ebenfalls zum ersten Mal den Panzerverkauf an ein arabisches Land genehmigt habe.
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