■ Schnittplatz: SFB, das Trauerspiel
Als wir unlängst über den SFB schrieben, der ganze Sender sei von einer Art Todessehnsucht befallen, da war das mit der leisen Hoffnung durchwoben, die Dinge würden uns eines Besseren belehren. Doch wie wir hören, beeilen sich die SFB- Gremien, unserem Urteil Futter zu geben: Der Rundfunkrat schickt sich offenbar an, SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle nach dem Abgang von Günther von Lojewski auf den Intendantenschild zu erheben. Man kann sich kaum wundern, daß sich von außerhalb keiner um den Posten reißt, abgesehen von einer Handvoll Parteijournalisten, die der Pensionsgrenze entgegendämmern. Die SPD, schon Jahre mit medienpolitischer Naivität geschlagen, könnte mit Schättle plötzlich das Amt für sich verbuchen. Die CDU, die allein keine Mehrheit hat, kann gegen Schättle so recht nichts haben. Die Frage, was überhaupt den Mann zum Intendanten befähigt, scheint da nicht mehr so wichtig. Der gescheiterte Intendant hatte von den „Herausforderungen des Jahres 2001“ gesprochen. Man darf zweifeln, ob denen mit dem Kandidaten in spe begegnet wird.
Mit dieser Lösung erreichte die langsame Selbstabschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Region eine neue Qualität. Lojewski hinterläßt ein überaltertes Haus ohne zukunftsfähige Struktur, dessen Existenzzweck die meisten Führungskräfte vergessen haben. Nun wird ein Sanierungswrack daraus, von unten her abgewickelt, mit einer Gespensterversammlung an der Spitze.
Damit es irgendwo festgehalten ist: Das Führungsvakuum, das in der Hauptstadtregion durch Lojewskis Ausscheiden und die Abgangspläne des ORB-Chefs entsteht, es birgt eine Riesenchance: Mit einem SFB-Sanierungsintendanten von außen könnte der Gründungsintendant einer gemeinsamen Anstalt ernannt werden. Nicht zu vergessen, daß die von den Länderchefs geforderte ARD- Strukturreform die beiden Sender als apokalyptische Reiterei ankommen wird, wenn sie sie nicht selbst in die Hand nehmen.
Doch das ist nicht das Ziel. „Es kann nur besser werden“, schrieben Bündnis 90/Grüne nach Lojewskis Abgang. Sie haben sich geirrt: Es kommt immer schlimmer. lm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen