: SED zitiert begeistert Franz Josef Strauß
■ Neues Deutschland zitiert Äußerung von Franz Josef Strauß über Berlin–Status / „Heilige Statuskuh muß vom Eis“
Berlin (dpa) - Die Äußerung von Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) in Leipzig - man solle „natürlich auch den Berlin–Status nicht zu einer heiligen Kuh machen“ - hat am Freitag den Beifall des SED–Organs Neues Deutschland gefunden. In der Kommentarspalte des Parteiblattes heißt es, Strauß habe erkannt, „wo die Blockierer zu Hause sind“. Quasi als Zauderer bei Abrüstungsfragen und Politiker in Bonn, der es schwierig habe, sich „vom Rockzipfel Washingtons zu lösen“, wird wenige Zeilen darunter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) den Lesern in der DDR dargestellt. Zum innerdeutschen Dialog und zum Berlin–Status heißt es: „Inzwischen macht das Wort von Strauß die Runde, die heilige Statuskuh müsse vom Eis, wenn sich etwas bewegen solle“. Viele Politiker im Westen hätten „ja geradezu einen Statusschock erlitten“, als DDR–Chef Erich Honecker und Ost–Berlins Stadtoberhaupt Erhard Krack vor sechs Monaten Berlins Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) einluden. Weniger gut kommt der Bundeskanzler im Neuen Deutschland weg. Unter der Überschrift: „Noch zu wenig dazugelernt“, wird dem Kanzler vorgehalten, der Zeitpunkt, „selbst aktiv zu werden“ in Sachen Abrüstung, sei längst gekommen. „Wo lebt Kohl, worauf wartet er eigentlich noch“, heißt es. Bedauert wird, daß der Kanzler in seiner Regierungserklärung nicht zum Vorschlag Honeckers über den geplanten deutsch–deutschen Meinungsaustausch in der Frage atomarer Mittelstreckenraketen Stellung bezogen habe. „Ein Blackout war es wohl kaum, weshalb dazu der Kanzler schwieg, obwohl er vor wenigen Tagen seine Zustimmung signalisierte. Was gilt nun, was kommt nun? Ausklammern, ignorieren reicht nicht. Man ist irritiert,“ heißt es im Neuen Deutschland.
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