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SCHWARZ-GRÜN: BISHER WIRD DIESE OPTION NUR MUTLOS VERFOLGTDie Lust an der Exotik

So wird das nie was mit Schwarz-Grün. Das Problem an der derzeitigen Diskussion sind dabei nicht die Gegner der Konstellation, sondern ihre Sympathisanten. Von ihnen gibt es in beiden Parteien mehr, als es oft den Anschein hat. Sie sind schuld daran, dass die Auseinandersetzung um eine Koalition der zwei wertkonservativen Parteien CDU und Bündnisgrüne so merkwürdig geführt wird: entweder defensiv oder kokett. Beide Varianten sind mutlos – und in keiner der beiden Parteien kommt das politische Personal derzeit darüber hinaus.

Die Vertreter der defensiven Form reden, als müssten sie einen Tschernobyl-Reaktor verkaufen. Es wird schon nichts schief gehen, lautet ihr zentrales Argument. Dann zählen sie Politikfelder auf, in denen sie keine größeren Schwierigkeiten erwarten. Die Gründe sind verständlich: Grüne wie Schwarze wollen auf diese Weise der eigenen Klientel die Angst vor dem Fremden nehmen. Attraktiv wird Schwarz-Grün dadurch nicht. Wer holt sich schon gerne einen potenziellen GAU an den Hals?

Das kokette Plädoyer für die unerprobte Koalition kommt im Stil einer Anlageberatung daher. Schwarz-Grün eröffnet neue Optionen, heißt es bei CDU wie Bündnisgrünen. Manche Christdemokraten spekulieren darauf, endlich genauso freizügig zwischen möglichen Regierungspartnern wählen zu können wie die Konkurrenz von der SPD. Umgekehrt kalkulieren die Grünen, ihrer Abhängigkeit von den Roten zu entkommen. Für die Rechenstuben in den Parteizentralen sind diese Argumente von Bedeutung, aber Wähler lassen sich von Taktik allein nicht bezaubern.

Tatsächlich lässt sich der Sinn von Schwarz-Grün erst ermessen, wenn sich die Sympathisanten nicht länger um die schwierige, aber entscheidende Frage drücken: Was gewinnt das Land mit Schwarz-Grün? Erst wenn Wähler – und Parteimitglieder – sich davon ein Bild machen können, hat der Schritt ins Unbekannte eine Chance.

PATRIK SCHWARZ

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