piwik no script img

S-Bahn soll nun doch nachts fahren

■ Über Pendelbetrieb von Charlottenburg nach Friedrichstraße wird verhandelt / BVG-Protest gegen Tempo 30 für Busse

Nachtschwärmer werden die erneute frohe Botschaft wohl zu würdigen wissen: Die BVG beabsichtigt nun doch, in den Wochenendnächten neben den U-Bahnzügen der Linien 1 und 9 ab Anfang April zusätzlich die S-Bahnlinie 3 auf dem Abschnitt Charlottenburg-Bahnhof Friedrichstraße rollen zu lassen. Wie BVG-Direktor Lorenzen gestern im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte, seien dazu allerdings noch Verhandlungen mit der Ostberliner Reichsbahn nötig. Die Reichsbahn müsse den Bahnhof Friedrichstraße schließlich gegebenenfalls für die ankommenden Ost-West-Nachtschwärmer offen halten.

Lorenzen zufolge wird der Pendelverkehr auf der S-Bahn voraussichtlich im Stundentakt ablaufen und sich damit an den Abfahrtzeiten der von Friedrichstraße nach Osten abgehenden Züge orientieren. Unter Umständen werde die BVG die Zugabstände jedoch noch auf eine halbe Stunde verkürzen, sofern man einen Bedarf erkennen könne. Einen Nachtbetrieb auf den unter Ost-Berlin hindurchführenden U-Bahnlinien 6 und 8 lehnte der BVG-Direktor hingegen ab. Er sprach von einem massiven „Abbruch“ der Fahrgastnachfrage ab zwei Uhr nachts auf allen Schnellbahnen, der einen derartigen Extraservice nicht rechtfertige.

Bauchschmerzen hat die BVG nach Lorenzens Worten derzeit mit der an sich begrüßten Einführung von weiteren Tempo-30 -Zonen in Wohngebieten.

„Der Bus darf nicht mit unter die Räder kommen“, meint er zu den Bestrebungen einiger Bezirke, auch dem öffentlichen Nahverkehr das umweltschonende Tempo zu verordnen. Autofahrer könnten schließlich auf nahegelegene Tempo-50 -Strecken ausweichen, womit der durch die neuen Busspuren gerade erst gewonnene Konkurrenzvorteil der Großen Gelben wieder dahin sei.

Ohnehin liegt die Reisegeschwindigkeit der Busse laut BVG -Berechnungen mit 18,2km/h immer noch weit hinter dem Durchschnittstempo des Individualverkehrs (22-24km/h).

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen