: S-Bahn mit Mängeln
■ Die S-Bahn-Strecke nach Lichterfelde Süd wird heute eröffnet. Bürgerini befürchtet Lärm
Mit einem Festakt wird heute in Steglitz der S-Bahnhof Lichterfelde Süd eingeweiht. Um 11 Uhr fährt ein Sonderzug nach 14 Jahren erstmals wieder von Lichterfelde Ost die drei Kilometer bis Lichterfelde Süd, wo Musik und Begrüßungsworte warten. Der Wiederaufbau der 1984 stillgelegten Strecke kostete 77 Millionen Mark und wurde durch Erbrechtsstreitigkeiten erheblich verzögert.
Dem verkehrspolitischen Sprecher der Bündnisgrünen geht der Ausbau der Strecke jedoch nicht weit genug: „Wären die Gleise nur um wenige hundert Meter bis Teltow weitergeführt worden, hätten wir eine Anbindung an den Regionalbahnverkehr gehabt“, kritisiert Michael Cramer. Auch eine sinnvolle Anbindung an den Busverkehr wurde versäumt. Zum Umsteigen müssen die Fahrgäste mehrere hundert Meter zu Fuß gehen. Das dreitägige Straßenfest, zu dem die Deutsche Bahn AG vom 25. bis zum 27. September einlädt, fällt mit dem Straßenfest der Steglitzer CDU zusammen, das dieses Jahr zum sechsten Mal in der Osdorfer Straße stattfindet.
Wo am Wochenende fröhlich gefeiert wird, da sollen in Zukunft allerdings nicht nur die S-Bahn, sondern auch Fernzüge verkehren. Denn parallel zu den S-Bahn-Gleisen errichtet die Bahn die Trasse für die sogenannte Anhalter- Bahn: Nach deren Fertigstellung sollen dort täglich 164 Züge mit einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern vorbeirasen. „Und zwar ohne Schallschutzwände“, wie Ellen Büttner von der Umweltinitiative Lichterfelde Süd (ULS) anprangert. Die Mitglieder der ULS versuchen seit Jahren, die Bahn zum Einlenken zu bewegen. Doch die beruft sich darauf, daß auf der fraglichen Strecke schon vor 1941 Fernzüge verkehrten. Daß es damals lediglich neunzehn Züge am Tag waren und große Wohnkomplexe wie die Thermometer-Siedlung noch nicht existierten, nimmt Bahn nicht zur Kenntnis. Das Planfeststellungsverfahren für diesen Streckenabschnitt läuft bereits. Über 600 Steglitzer Bürger haben Einwände gegen die gegenwärtige Planung erhoben, die nun überprüft werden. Andreas Leipelt
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