: Runter vom Gleis, rauf ins Gegleiß
■ „Kaufhaus des Nordens“: Neuer Tunnel als „Eingangstor zur Innenstadt“
Der Weg zum Konsum soll attraktiver werden: Gestern beschloß der Senat, die Mittel für den seit langem geplanten Tunnelumbau zwischen Hauptbahnhof und Mönckebergstraße freizugeben. 13 Millionen Mark läßt die Stadt sich das „Eingangstor zur Innenstadt“ kosten. Zehn Millionen davon wurden bereits zur Verschönerung der Bahnhofsumgebung ausgegeben.
Den Anstoß für die neue Tunnellösung gab die Planung der Kaufhaus Holding AG, die beiden Warenhäuser “Horten“ und „Kaufhof“ an der Mönckebergstraße zu einer Einheit zu verschmelzen. Für das „Kaufhaus des Nordens“ (KadeNo) soll das jetzige „Horten“-Gebäude mit einer Glasfassade verschönert und die kleine Straße Lange Mühren zwischen den beiden Häusern privatisiert und überdacht werden. So entstehen rund 30.000 Quadratmeter transparenter Verkaufsfläche.
Für unabdingbar hält es der Konzern, die jetzige „Horten“-Front um sechs Meter weiter nach vorn zu versetzen. Da an dieser Stelle zur Zeit noch die Fußgänger aus der gekachelten Unterführung auftauchen, sei, so Dieter Witt, Baudirektor für Tunnelbau bei der Baubehörde, die Verlegung des Ausgangs „zwingend“.
Geplant ist eine Anlage mit „funktionaler Anpassung des Tunnelausgangs (...) an die neuen Kaufhausbereiche“. Auch Behinderte können dank des vorgesehenen Fahrstuhls ohne Straßenüberquerung trockenen Fußes direkt vom Bahnhof in den Konsumtempel gelangen. Schon unter der Erde muß aufs shopping niemand verzichten, denn auch für Ladenflächen im Tunnel ist gesorgt.
Dem Bau des „KadeNo“ scheint nichts mehr im Wege zu stehen.Im September vorigen Jahres hatte die Stadt auf Druck der Holding eine „Vorabgenehmigung“ erteilt, auch der Hauptausschuß des zuständigen Bezirks Mitte hatte sich mit dem Glaswürfel einverstanden erklärt. Senatssprecherin Jutta Köhn wollte sich gestern aber weder zum voraussichtlichen Baubeginn noch zur Überlassung städtischer Flächen an Horten äußern: Heute, so beschied sie die Presse, wolle sie nur über den Tunnel reden.
Ruth Hoffmann
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