Rundfunkstaatsvertrag: Bier-„Tatort“ wird verboten
Mit kerniger Männerstimme beworbenes Bier vor dem sonntäglichen Fernsehkrimi ist passé. Eine neue Regelung verbietet Krombacher die „Tatort“-Präsentation.

Eine Perle der Natur... Bild: Krombacher
BERLIN taz | Werbegenerierter Bierdurst. Egal von welcher ARD-Anstalt die „Tatort“-Krimis produziert worden waren, eines hatten sie in den vergangenen 18 Jahren gemeinsam: Die Krombacher-Brauerei präsentierte sämtliche 570 Sendungen.
Ab dem 1. Januar 2013 wird die Bier-Insel aus dem Siegerland Geschichte sein. Der neue Rundfunkstaatsvertrag verbietet das sogenannte „Presenting“ einzelner Sendeformate durch Werbekunden.
Das Verbot gilt allerdings nur nach 20 Uhr sowie an Sonntagen und bundesweiten Feiertagen. Ausnahmen gibt es für sportliche Großereignisse: Olympische Spiele, Partien der deutschen Fußballnationalmannschaft, Halbfinals und Endspiele bei Fußballwelt- und Europameisterschaften, DFB-Pokalspiele ab dem Halbfinale sowie Endspiele von Europa- und Champions-League mit deutscher Beteiligung.
Das Sponsoringverbot gilt nur für die Sendung selbst. Werbung, die Teil der Übertragung ist, bleibt erlaubt. Gleiches gilt für „Logo-Sponsoring“, wenn den Sendern zugelieferte Bilder die Werbung bereits enthalten und das Material nicht verändert werden darf.
Wer verliert mehr?
„Tatort und Krombacher gehörten für die Zuschauer einfach zusammen“, sagt Uwe Riehs, Marketing-Geschäftsführer der nordrhein-westfälischen Brauerei. „Wir sind aber sicher, dass die Fans sowohl dem 'Tatort' als auch Krombacher weiterhin die Treue halten werden.“ Ob Bierabsatz oder Tatort mehr unter dem Ende der Partnerschaft leiden, bleibt abzuwarten.
Die Brauerei hat längst neue Werbestrategien entwickelt, unter anderem zusammen mit dem WWF das „Krombacher Regenwald-Projekt“ – eine der erfolgreichsten Öko-Imagekampagne überhaupt (taz berichtete: „Ökospur der Kronkorken – Saufen für den Regenwald“).
Am 30. Dezember kann der Zuschauer anlässlich der Folge „Der tiefe Schlaf“ des Bayerischen Rundfunks einen letzten bierseligen Blick auf die Insel im Stausee der Wiehl-Talsperre werfen.
Leser*innenkommentare
wauz
Gast
Klare Ansage:
Rundfunkgebühren nur für Werbefreies Programm!
Ab sofort wird nicht mehr GEZahlt! Egal wie diese Scheiß-Anstalt jetzt heißt!
Snapit
Gast
Es ist unabhängig davon ohnehin unverständlich, dass Alkoholwerbung nach wie vor erlaubt ist. Man stelle sich nur mal vor, es würde um Alkoholkonsum und -missbrauch nur halb soviel Gewese gemacht, wie über das Rauchen ... und das, obwohl die Schäden, die Alkohol verursacht vielfach höher sind, als die durch Nikotin.
Wüstenratte
Gast
Trinke die Plörre eh nicht, gutes Bier schmeckt anders!
FaktenStattFiktion
Gast
Besten Dank, nun darf ich also eine Komplettfinanzierung des Dinosauriers via GEZ leisten. Dabei sehe ich mir diese Dienstleistung nicht an, noch dazu gibt es kostenlose Alternativen auf privaten Kanälen.
Ein weiterer Beweis, wie sinnlos das gesamte Konstrukt von Zwangsprogramm und Zwangsfinabzierung ist. Der gesante Unterhaltungsknal von ARD, ZDF und Co. sollte ausgegliedert werden. Wer Mutantenstadl, Wetten Dass oder Traumschiff sehen möchte, soll dies über einen ARD/ZDF -Paykanal tun.
KlausK
Gast
Ich trinke Bier, das (umweltfreundlicherweise) aus der Region kommt und von dem ich weiß, dass dafür keine Werbemillionen ans Fernsehen verschwendet werden.
Gutes Bier wirbt für sich selbst.