Rundfunkrat hat entschieden: Karola Wille wird MDR-Chefin

Der MDR kriegt die dritte Intendantin der ARD. Sie muss bei der skandalgeplagten Anstalt aufräumen. Die CDU mosert bis zuletzt – und schießt auf den scheidenden Udo Reiter.

Macht sie dem Schunkeln ein Ende? Karola Wille freut sich über ihr Wahl als neue MDR-Spitzenfrau. Bild: dpa

FRIEDRICHRODA taz | Karola Wille ist neue Intendantin des MDR. Mit 32 zu 7 Stimmen erreichte sie problemlos die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit im Rundfunkrat der Dreiländeranstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen). Wille (52), seit 1991 beim Sender und derzeit juristische Direktorin und stellvertretende MDR-Intendantin, galt von Anfang an als interne Favoritin für den Spitzenposten bei der durch den Millionenbetrug beim Kinderkanal und den Skandal um ihren Unterhaltungschef Udo Foht in Schieflage geratenen ARD-Anstalt.

Für Wille, die bisher bereits der Senderführung angehörte, aber von den herrschenden Herren offenbar eher ausgebremst wurde, geht es nun ans Aufräumen. Bislang gilt sie als eigentliche Aufklärerin bei den jüngsten Ungereimtheiten, die sich vor allem im Fall Foht gegen die bisherige MDR-Taktik wandte, alles unter den Teppich zu kehren und nur soviel zuzugeben, wie ohnehin unvermeidlich war.

Natürlich gibt es weiterhin viele, denen dieses Ergebnis so gar nicht passt. Der sächsischen wie der thüringischen CDU zum Beispiel, die schließlich ihren Kandidaten vor einem Monat schon so gut wie durchgesetzt glaubten. Doch die Wahl im Rundfunkrat wurde für Bernd Hilder, den Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung (LVZ), zum Desaster: Mehr als zwei Drittel des eigentlich mit Unionssympathisanten gut bestückten Gremiums stimmten nicht, wie vom MDR-Gesetz für die Intendantenwahl verlangt, für Hilder – sondern gegen ihn. Und waren hinterher auch noch stolz drauf.

Mohring kotzt sich aus

Vielleicht deshalb hatte sich Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring auch am Samstag vor der Wahl nochmal ausgekotzt – passenderweise in Hilders LVZ: Der MDR sei „in einem erschütternden Zustand“, heißt es da. „Das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen“, sagt Mohring.

Unter dem bei der CDU eigentlich stets wohlgelittenen Intendanten Udo Reiter, der nun offiziell aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abtritt, habe sich eine Struktur entwickelt, die „sich der Kontrolle der Aufsichtsgremien entzogen“ und zu den diversen Skandalen geführt habe. Wille sei aber die falsche Nachfolgerin, insinuiert der CDU-Mann: „Es hätte dem MDR gut getan, wenn jemand von außen den MDR in eine neue Zeit geführt hätte“.

Reiter selbst kriegt so richtig sein Fett weg: „Im guten Abgang zeigt sich der Erfolg der Arbeit. In diesem Fall wäre der Abgang besser ein paar Jahre früher erfolgt“, sagt Mohring, der auch im Rundfunkrat sitzt – und dort bislang nicht als großer Kontrolleur der Anstalt oder des Intendanten aufgefallen ist.

Abschied vor passender Kulisse

Zumindest der Abend nach der Wahl sollte versöhnlich ausfallen: Für den scheidenden Reiter, der den MDR 1991 mitgegründet und alle Höhen und Tiefen eingebrockt hat, war ein Abschiedsessen geplant. Ob Mike Mohring zur Strafe keinen Nachtisch bekam, ist allerdings unbekannt.

Der Tagungsort – das Thüringer-Wald-Städtchen Friedrichroda – dürfte ihn an beliebte MDR-Klischees erinnert haben: Das Ramada-Hotel, in dem der Rundfunkrat zuerst Wille und dann das warme Abendessen wählte, begann seine Karriere 1954 als DDR-Ferienheim Walter Ulbricht. Wem das zu heftig war, konnte auch anderswo am Ort unterkommen: Im „Musikhotel am Rennsteig“ zum Beispiel, dessen Volksmusik begeisterter Hotelier Gerd Bloch als „Singender Wirt vom Rennsteig“ auftritt – und natürlich auch mal eine Sendung im MDR hatte.

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