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Runder Tisch für Stuttgart 21Verspätetes Gesprächsangebot

50.000 Demonstranten blockieren Stuttgarter Innenstadt. Bahn-Chef Rüdiger Grube gibt sich gesprächsbereit und lädt zum Runden Tisch. Einen Baustopp lehnt er ab.

"Weg mit Stuttgart 21", forderten mehrere Zehntausend Demonstranten. Bild: dpa

STUTTGART taz | Im Konflikt um das umstrittene Milliardenprojekt „Stuttgart 21“ könnte es erstmals eine Annäherung zwischen Gegnern und Befürwortern geben. Während am Freitagabend erneut Zehntausende in Stuttgart auf die Straße gingen, um den Bau des unterirdischen Bahnhofs zu verhindern, sprach Bahnchef Rüdiger Grube eine Einladung zu einem runden Tisch aus. Daran sollen vor allem die Grünen und auch Vertreter von Bürgerinitiativen teilnehmen. Die Gegner von „Stuttgart 21“ begrüßten dies als ersten Schritt, bleiben aber skeptisch.

„Die Gesprächsbereitschaft von Grube kommt spät, aber nicht zu spät“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im baden-württembergischen Landtag, Winfried Kretschmann. Er erinnerte daran, dass die Grünen vor kurzem bereits ein Gespräch mit Grube und anderen politischen Vertretern der Befürworterseite angeregt hatten, „das aber von diesen bisher brüsk abgelehnt wurde“.

Ein Sprecher der Initiative „Parkschützer“ bezweifelte angesichts ungeminderter Bauarbeiten die Ernsthaftigkeit des Gesprächsangebots. „Wir werden mit unserem Widerstand nicht aufhören“, sagte Matthias von Herrmann.

Grube selbst hatte angekündigt, dass ein runder Tisch keineswegs einen Baustopp bedeute. Für das Gespräch dürfe es keine Vorbedingungen geben. Weiter sagte Grube, dass er die Idee mit Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) abgestimmt habe, der sich Montag dazu äußern will.

Derweil wandte sich Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) in einem offenen Brief an seine Stadt. Er habe Verständnis, dass Bürgerinnen und Bürger das Projekt Stuttgart 21 kritisch beurteilen und ihr Recht zu demonstrieren wahrnehmen.

Weiter schreibt er jedoch: „Bei aller unterschiedlicher Bewertung des Bahnprojekts und der zukünftigen städtebaulichen Entwicklung habe ich kein Verständnis für persönliche Diffamierungen, Beleidigungen, mit denen Stuttgart 21-Befürworter eingeschüchtert, genötigt und zum Teil auch bedroht werden.“ Er sehe mit Sorge, „dass verantwortungslose Scharfmacher zur Radikalisierung beitragen“.

Von Radikalisierung war jedoch auch am Freitagabend bei der bisher größten Demo gegen das Bahnprojekt erneut nichts zu sehen. Trotz starken Regens hatten sich zunächst mehrere Zehntausend zu einer Kundgebung am Bahnhof versammelt.

Wobei sich selbst das Wetter sogar noch solidarisch mit den S21-Gegnern zeigte. Als nach etwa einer Stunde die Sonne herauskam, legten sich gleich zwei Regenbögen quasi schützend über das abrissgefährdete Bahnhofs-Gebäude.

Der Schauspieler Walter Sittler erklärte auf der Kundgebung, dass der friedliche, aber laute und ungehorsame Widerstand weitergehen werde. „Wir bleiben abgerüstet, obwohl die Landesregierung gegen uns aufrüstet“, sagte er. Der Stuttgarter Kunsthistoriker Matthias Roser bezeichnete Schuster als „Oberbürgermeister ohne Bürger“ und forderte dessen Rücktritt.

Den Rücktritt nicht nur von Schuster, sondern auch von Ministerpräsident Mappus forderte die Menge, nachdem sie vom Bahnhof zum Landtag gezogen war. Dort durchbrachen sie die Bannmeile und liefen direkt vor das Gebäude, das daraufhin von Polizisten abgesichert wurde. „Mappus raus“ und „Wir sind das Volk“ skandierten die nach Veranstalterangaben 50.000 Menschen. Die Polizei sprach von 30.000.

Am späten Abend kehrten die Gegner nochmals zu Tausenden zum Bahnhof zurück. Angeführt von einer Kapelle zogen viele von ihnen fröhlich durch die Bahnhofshalle. Die Polizei hatte zuvor den Zugang zu den Gleisen mit Gittern abgesperrt. Nur wer einen Fahrschein hatte, gelang noch zu den Gleisen.

Stuttgarts Hauptbahnhof soll mit samt seinen Zu- und Abfahrtsgleisen für mehrere Milliarden Euro unter die Erde gelegt werden. Aus dem Kopfbahnhof soll ein Durchgangsbahnhof werden. Zusätzlich ist eine Neubaustrecke nach Ulm geplant.

Offizielle Angaben gehen von Gesamtkosten in Höhe von sieben Milliarden Euro aus. Von Projektgegnern in Auftrag gegebene Studien kommen auf wesentliche höhere Gesamtkosten von bis zu 11 Milliarden Euro.

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19 Kommentare

 / 
  • MS
    M. Stocker

    Herr @claus g., wie wäre es, wenn die Herren Grube & Co. zunächst einmal der SCHREIENEDEN HASSERKLÄRUNG an die Mehrheit der Stuttgarter die Schnauze stopfen würden und mit den Abrissarbeiten aufhören würden? Sie sind der typische Foren-Lohnschreibknecht, der uns weismachen will, dass ein dummes, aber demokratisch legitimiertes Projekt ein schlaues Projekt sein soll. Es ist leider trotzdem ein riegeldummes Projekt, und wirft allenfalls ein fahles Licht auf die Fähigkeit der beteiligten Politiker, rational zu denken. Und an diejenigen, die mit der hohlköpfigen Lokalpressemeute heulen, dass der Protest reichlich spät kommen würde: Der Protest existiert seit es den S21-Unsinn gibt. Nur wurde das Projekt zwischenzeitlich einmal von Bahnchef Ludewig beerdigt. Und irgendwann wurde die Leiche von Öttinger und Mehdorn wieder ausgegraben. Nur konnte es niemand glauben, dass die das alles durchtricksen werden. Nicht Ignoranz und Bequemlichkeit, wie die Lohnschreiber uns unterstellen, sondern die (das haben wir gelernt, keine Sorge: vergebliche!) Hoffnung auf rationales Handeln und die Macht des Faktischen (Finanzknappheit des Staates) hat die Leute zunächst nicht protestieren lassen. Bis heute haben wir keine öffentlich zugängliche Wirtschaftlichkeitsrechnung auf dem Tisch! Auf welcher Grundlage wagen es diese Schlafmützen von CDU, SPD, FDP und FW eigentlich eine milliardenschwere Entscheidung zu fällen?

  • D
    dr-lebref

    @ Perdita: Richtig! Die Menschen haben von der hochnäsigen Politik mit ihrem Geklüngel und ihrem Filz die Nase voll - schon lange. Was zum Massenaufstand (a la DDR-Montagsdemo) bisher noch fehlt, sind die wirtschaftlichen Probleme (NOCH geht es vielen gut!) Doch nun hat die Finanzkrise gezeigt, dass die Politik die Menschen auch locker an die Finanzkonzerne verkauft (man hätte auch andere Lösungen finden können, z.B. die Obamas, die Finanzierung von Sachgütern inkl. Investitionen von den reinen Finanzanlagen zu trennen; dieser Vorschlag erschein 1x in der Tagesschau und dann nie wieder!!!) bzw. dass die Steuerzahler für deren Unfähigkeit aufkommen sollen und die Politik den Finanzlobbyisten in den .... kriecht. Dieser angestaute Frust der Bürger macht sich un bei einzelnen Projekten Luft, wo man glaubt, was erreichen zu können (denn bei internationalen Finanztransaktionen hat man eh keinen Einfluss) - wie bei S21.

     

    Man fragt sich auch, ob der Sinn des Lebens darin besteht, unbedingt ein paar Minuten eher in einer Stadt anzukommen und dafür Milliarden verbuddeln zu müssen? Was hindert uns, es etwas ruhiger angehen zu lassen? Hebt es wirklich unseren Lebensstandard, alles immer schneller zu machen? Wem nützt dieser Zeitgewinn? Lassen sich damit noch ein paar Zehntel Profit mehr für einige wenige Finanz- und Indsutriemagnaten erzeugen und wollen wir das? Was wirklich zählt ist NICHT Bruttosozialprodukt und Profit, sondern Bruttosozialglück - für viele Menschen nicht für einzelne.

     

    Was haben die Politker in Stuttgart davon, ein Projekt durchzupeitschen, dass die Bevölkerung nicht will? Was treibt sie dazu? Versprochene Posten? Gewinne aus versteckten Beteiligungen? Auf diese Frage kann sich jeder seinen eigenen Reim machen.

     

    Wollen wir weiter SOLCHE Politiker?

  • P
    Perdita

    @von Eisenmann:

     

    In gewisser Hinsicht tun wir das auch, stuttgart wird seit dem Krieg systematisch kaputtgebaut und es herrscht ein unerträglicher Filz und Geklüngel. In S21 verdichten sich, was über Jahrzehnte angestaut wurde.

  • NP
    N. Picasso

    Der Protest gegen Stuttgart 21 begann schon 1997. Nur fand dieser Protest im Rathaus statt.Schon damals verweigerte der Oberbürgermeister einen Bürgerentscheid!Erst 2007 hat das Eisenbahnbundesamt mit zahlreichen Ausnahmegenehmigungen, die für die Bahnkunden Erschwernisse bedeuten, die Baugenehmigung erteilt. Die Kosten waren noch unklar.Nur weil das Land Ba-WÜ der Bahn einen Baukostenzuschuss von 950 Mio Euro gewährt hat, sagte Bahn zu. Zudem schanzte das Land Millionenschwere Bestellerentgelte der Bahn zu, obwohl soviel Zugkilometer gar nicht vonnöten war. Eine indirekte Bezuschussung auf Kosten der Bahnfahrer und Kommunen! Dazu der vorzeitige Gleisflächenkauf der Stadt Stuttgart von ca. 406 Mio. Euro. ein erheblich Zinsverlust für die Stadt.Das Geld fehlt den Bürgern! Die Stadt verweigerte einen Bürgerentscheid trotz 67 000 Stimmen, die Stadt bearbeitete die Einwendungen der Bürger beim Planfeststellungsverfahren NICHT! Es waren über 5000 Einwendungen! Es werden und wurden Gutachten VERHEIMLICHT: SMA-Studie (Fahrplanermittlung)vom Innenministerium in Auftrag gegeben, die UBA-Studie zu den Kosten-Nutzen und Sinnmäßigkeit von S21 vom Umweltministerium in Auftrag gegeben, das geologische Gutachten von der Bahn in Auftrag gegeben....Die Studie wonach der meiste Autoverkehr von der Straße auf die Schiene gelenkt würde durch S21 ist NIE veröffentlicht worden! Alle jetzt bekannten Studien (nur auf Grund von Jounalistenrecherchen öffentlich geworden!) sprechen S21 ein desaströses Zeugnis aus! Zu teuer, zu risikoreich, ein funktionierendes Bahnsystem wird zu einem Flaschenhals deutschlandweit!

    Stuttgart 21 ist nicht nur ein sogenanntes Bahnprojekt, Stuttgart 21 ist ein Immobilienprojekt und ein Synonym für die deutschlandweite Politik geworden. Die Parlamente, die Abgeordneten usw. ignorieren Bürger, werfen das Geld Milliardenweise für Leuchtturmprojekte hinaus, obwohl vielfach preiswertere Alternativen da sind.

    Das obwohl unser Land massiv verschuldet ist! Sie unterbinden Bürgerentscheide, hier in BA-Wü haben wir Bürger KEINE Möglichkeit einen Misstrauensantrag gegen den Bürgermeister und die Gemeinderäte zu stellen! Neben Bayern sind wir das einzige Bundesland mit diesem bürgerfeindlichen Gesetz! Die Politiker hier in Stuttgart und BA-WÜ denken lieber über ihre Landtagswahl nach, als auf die gravierenden Mängel und Risiken des Projekts einzugehen.Die Bahn schreibt lieber "Brandbriefe" an die Mitarbeiter und zählt Pro-Stuttgart 21 Punkte aus den Hochglanzprospekten auf. Viele Punkte vollkommen verkehrt, unreflektiert, unseriös und schon widerlegt. Die Bahn verunglimpft die Kopfbahnhoffreunde und die Menschen, die das hohe Risiko von Untergrundverschiebungen in der City nicht tragen wollen (Gefahr wie bei Staufen, Engelbergtunnel usw.) Wenn in der Stadt die Erde Risse bekommt oder aufquillt durch den Gipskeuper, dann haben wir gar keinen Bahnverkehr mehr, die Innenstadt müsste saniert werden (Köln!) und wir haben eine jahrzehntelange Baugrube! Die Bahn will ihre Mitarbeiter kritiklos "erziehen". Wird ein Bahnmitarbeiter auf einer Demo (auch wenn er privat dort ist) gesehen, wird dieser Mitarbeiter gleich zum Abteilungsleiter zitiert und zurechtgestutzt. Die Bahnmitarbeiter haben Angst!!

    Grube denkt nicht dran, mit dem Abriss aufzuhören im Laufe der Gespräche. Dieser runde Tisch ist nicht ergebnisoffen, nicht ehrlich. Ihn interessieren nur seine aufgehübschten Bilanzen, der Rest ist reine "Kommunikations-Kosmetik"

    Die Bürger gehen deshalb so massiv auf die Straße, weil sie sich im Gegensatz zu vielen Politikern informiert haben! Sie haben das Recht und die Pflicht gegen diese unsägliche arrogante Politik gegenzusteuern. Die Politik hätte dieses Problem nicht, wenn sie Jahre vorher ernsthaft auf die Kosten und Risiken eingegangen wären (Bsp. München und Frankfurt). Da sag ich nur :Selber Schuld.

  • S
    Sybille

    Allerdings habe ich das Gefühl gegen einen Unrechtsstaat zu protestieren. Was sonst soll Plutokratie sonst sein?

     

    Die 40 Personen, die den Appell an Frau Merkel unterzeichnet haben, sind die wahren Drahtzieher und haben die Fäden in der BRD in der Hand. Weshalb sonst werden Gutachten - wie jetzt ganz offensichtlich auch beim Atomstreit zur Laufzeitverlängerung - geflissentlich ignoriert?

     

    Hier in Stuttgart wurden Gutachten unter Verschluss gehalten, sogar mit dem aufgedruckten Vermerk "wegen der Brisanz ..." Was soll von solch einer Politik gehalten werden?

     

    Und die Stuttgarter haben jetzt die Möglichkeit zu sehen, was Plutokratie bedeutet. Vor Ihrer eigenen Haustür, sie sind unmittelbar Betroffene einer Politik, die nur an Geld und Macht und Prestige denkt. Schon mal gesehen, wie das nachher aussehen soll, wenn 30 Jahre vorbei sind? Das ist menschenverachtend. Denn der Mensch tickt anders, nur viele haben es immer noch nicht verstanden, das wir mit unserem Lebensstil völlig daneben sind. Immer mehr Menschen in diesem Land brauchen Psychopharmaka, damit sie ihr Leben überhaupt ertragen. Was ist denn da los?

     

    Also: Kommt nach Stuttgart und helft mit, Demokratie in der BRD anzusiedeln. Die haben wir nämlich immer noch nicht, wir haben noch nicht einmal eine Verfassung.

  • CG
    claus g.

    Die Reaktion von Herrn Stocker auf das Gesprächsangebot von Bahnchef Grube zeigt mir jedenfalls deutlich, wie Herr Stocker denkt: die Meinung anderer ist Ihm völlig egal! Das Projekt S21 ist immerhin völlig legitim und rechtlich einwandfrei geplant und genehmigt worden - fürchten die Gegner von S 21, dass in sie einem offenen Meinungsaustauch keine überzeugenden Argumente für K21 aufzeigen können? Wer das Geprächsangebot und somit einen offenen Dialog ablehnt, sollte nicht immer wieder die "Demokratie" für sich und seine Gedanken beanspruchen und andere schon gar nicht beleidigen!!

  • V
    vojodo

    vorschlag für den runden tisch:

    die rathaustüre ist dicht und ein grüner hat den riegel vorgeschoben. schuster war erfreut und ist nach chile abgedüst. da gibt es jetzt in der hauptstadt santiago de chile einen platz, der nennt sich "plaza de stuttgart". von ihm sogar eingeweiht. da hat er endlich mal ein erfolgserlebnis. am besten er bleibt gleich dort und mappus, grube, palmer und kretschmann reisen hinterher und stellen einen runden tisch auf den "plaza de stuttgart". da können sie dann ungeniert rumlabern.

  • K
    Kommentator

    Mann, habt ihr Schwaben Kohle für nix übrig:

    1. Habt ihr kein Interesse an den Daten von vielen kriminellen Steuerhinterziehern

    2. zahlt jeder von euch mindestens im Schnitt einige hundert euro für n unnötigen Luxusbahnhof der Bahn (die danach bestimmt privatisiert wird)

    3. wählt ihr auch noch Parteien, die genau dafür stehen

     

     

    Ihr seid wirklich Vorzeigedeutsche (im negativen Sinne!)

  • S
    Schlenkerle

    "Es ist nicht hinzunehmen dass ein Mob auf der Straße die Politik bestimmt und ich kann es nicht akzeptieren dass sich diese Leute anmaßen die Mehrheit zu vertreten."

     

    Dass Sie diejenigen CDU-Wähler, die ihr Kreuzchen bei der CDU gemacht haben, weil sie auf Schuster reingefallen sind, der ihnen vor der Wahl eine Bürgerbefragung zu S21 versprochen hat, nun als "Mob" bepöbeln, spricht Bände.

     

    Aber: Weiter so, Leute wie Sie sind es, die die Menschen auf die Straße treiben, lassen Sie nicht nach mit Ihren Beschimpfungen!

     

    P.S.: "Und wieviele Menschen sind auf die Straße gegangen als in Milliardenhöhe für die Banken und Griechenland gebürgt wurde? Es gibt wahrlich lohnendere Anlässe über Geld zu reden als bei S21."

     

    Dann tun Sie es doch, was anderes als ihre eigene Trägheit hindert Sie? Wer glauben Sie denn zu sein, dass Sie anderen Vorschriften machen können, wo sie sich zu engagieren haben? Vielleicht der "Mob"?

  • W
    WeGe

    Ich bin Stuttgarter und auch kein Freund des Stuttart21-Projektes aber nur weil ich die Auffassung habe, dass die Bahn erst ihre offensichtlich strukturellen Probleme in der Fläche lösen sollte: Kaum ein Fernzug ist pünktlich, kaum ein ICE kann seine optimale Geschwindigkeit fahren weil entweder die Wartung nicht auf hohem Niveau gehalten werden kann und weil der Gleiskörper nicht im erforderlich guten Zustand gehalten wird. Das würde wirklich was bringen.

     

    Über das Ausmaß der Proteste kann ich nur den Kopf schütteln. Das Projekt war seit Jahren im Bahnhofsturm auf drei Etagen ausgestellt. Zu den Kosten kann ich nur sagen, dass der neue Bahnhof in Berlin ähnlich viel gekostet hat, was kaum jemanden gestört hat. Und wieviele Menschen sind auf die Straße gegangen als in Milliardenhöhe für die Banken und Griechenland gebürgt wurde? Es gibt wahrlich lohnendere Anlässe über Geld zu reden als bei S21.

     

    Ich möchte gerne wissen wieviele derjenigen die heute auf die Straße gehen in den letzten zehn Jahren brav ihr Kreuzle bei der CDU gemacht haben. Wieviele haben davon "ihrem" Abgeordneten mitgeteilt, dass sie gegen S21 sind, wieviele haben sich in der Zeit an der Parteibasis engagiert?

     

    An dem Erfolg der Grünen bei der letzten Wahl kann man wohl ablesen, daß das nicht wenige waren, die jetzt aufgewacht sind und nun versuchen rückgängig zu machen was ihre gewählten Vertreter in den Parlamenten eingefädelt haben.

     

    Wenn diese Menschen das Wort "Demokratie" in den Mund nehmen, sollten sie zuvor nachschlagen was eine "Ochlokratie" ist. Es ist nicht hinzunehmen dass ein Mob auf der Straße die Politik bestimmt und ich kann es nicht akzeptieren dass sich diese Leute anmaßen die Mehrheit zu vertreten.

     

    Meiner Meinung nach ist das Problem nicht S21, sondern wie die repräsentative Demokratie in Deutschland gelebt wird: "Alle vier Jahre ein Kreuzchen dort wo man es immer gemacht hat und dann wieder um den Garten gekümmert". Wer sich so beteiligt, darf sich nicht beklagen wenn sich in den folgenden vier Jahre so fühlt als hätte man das Kleingedruckte nicht gelesen.

  • A
    ausländer

    Was soll diese Farce mit dem "Runden Tisch"??? Interessant ist, dass man gerne den Grünen OB Palmer aus Tübingen dabei hätte. OB Palmer biedert sich seit langem der CDU an, und verlautete auch, dass man selbstverständlich kompromissbereit sein sollte. Die Grünen sollten vorsichtig sein, wen sie zum "Runden Tisch" schicken...

    Und @Eisenmann: Unrechtsstaat...was ist es denn sonst, wenn beispielsweise 67000 Unterschriften zum Erhalt des Bahnhofs von Stuttgarter Bürgern seitens OB Schuster & Co. nicht anerkannt werden...wegen eines "Formfehlers"?

    Im Übrigen, Leben ist Veränderung. Dinge, die vor 15 Jahren entschieden wurden, können heute absolut falsch sein, da sich die Zeiten und das Wissen geändert haben. Man sollte von den Politikern eine gewisse Flexibilität erwarten, die sie in die Lage versetzen Entscheidungen von vor 15 Jahren zu überdenken und den Gegebenheiten anzupassen.

  • S
    Schlenkerle

    "Es gibt keine sichtbare Radikalisierung. O.K. Aber wurden S21 Entscheidungsverantwortliche beleidigt, diffamiert oder bedroht/eingeschüchtert?"

     

    In erster Linie werden S21-Gegner "beleidigt, diffamiert oder bedroht/eingeschüchtert": Durch erfundene Geschichten über blockierte Krankenwagen, durch Schlägereien Besoffener auf dem Weinfest, die kurzerhand zu S21-Gegner deklariert wurden, durch alarmistische Erklärungen des Polizeipräsidenten, zunehmend durch Lohnschreiber in Zeitungsforen, O-Ton "Krawallmacher", "arbeitsloses Pack", "linke Berufsdemonstranten". Komisch, dass Sie nicht auch danach fragen? Sicher ist: Gerade das ehemals traditionelle Wählerpotential der CDU unter den S21-Gegnern lässt sich durch derlei Diffamierungen nicht einschüchtern, ganz im Gegenteil. Da wird der Schwabe fuchsteufelswild. :-)

  • U
    Ulli

    Zu meinem Kommentar von vorhin muß ich noch hinzufügen, alle reden davon, daß die Verträge nicht mehr rückgängig gemacht werden können, komisch beim Atom-Streit geht dies, diese Verträge sind doch auch das Papier nicht wert auf dem sie stehen. Genau dieser Herr Mappus setzt sich jetzt für längere Laufzeiten ein!!!!! Aber so ist es wenn zwei das gleiche tun, ist dies noch lange nicht gleich. Wenn mann die arroganten Kommentare der CDU-Politiker z.B. Herr von Stetten liest stehen einem die Haare zu Berge. Bis zur Landtagswahl sei dies alles vergessen, es würde wichtigere Dinge geben wie S 21 wo leben diese eingebildeten Herren eigentlich auf Wolke 7????

  • U
    Ulli

    Es ist eigentlich verwunderlich, daß man von den Anliegergemeinden die z.B. durch die Neubaustrecke durch Lärm und Gestank beeinträchtigt werden, überhaupt nichts hört, alle reden nur vom Bahnhof. Die Herren Ingenieure und Geologen wissen doch noch gar nicht wie sie durch die löchrige Schwäb. Alb kommen sollen, diese Kosten wurden bisher natürlich verscwiegen. S 21 ist ein Milliardengrab. Herr Schuster macht sich mit seinen Äußerungen in seinem Brief noch unbeliebter. Aber noch schlimmer ist es, wie die S 21 Befürtworter sprachlich im Internet per e-mail und in Foren auf die Gegner losgehen, diese Leute als Mop, Spinner, Radikale und Kriminelle zu betiteln läßt auf eine schlechte Kinderstube schließen, einer ging sogar soweit zu schreiben, Rentner sollen zu Hause bleiben, die jungen bestimmen über S 21, die Alten hätten keine Ahnung. Wir können das Wort "demokratisch legitimiert" nicht mehr hören. Wo bleibt denn die Demokratie wenn Protest der Bürger und Abstimmung zu diesem Objekt abgelehnt werden. Hat sich mal einer überlegt warum nicht früher protestiert wurde? Vielleicht haben viele geglaubt, daß dieses Projekt gar nicht kommt weil es zu teuer ist. Wurde die Bevölkerung über diese Mauschelei und Gutachten schon früher unterrichtet? Die S 21 Befürtworter sollten mal überlegen, daß dies auch ihre Steuergelder die hier verbuddelt werden, von wegen dies sei die Zukunft für die Kinder und Enkel. Die ganzen Anwohner dieser Neubaustrecke haben nichts davon, da nirgends ein Halt ist um nach Ulm zu kommen, da man erst nach Stuttgart fahren muß um dann in den Zug nach Ulm einsteigen zu können, wo ist hier dann noch Zeitersparnis und vor allem dieses Argument von Herrn Grube, ab 700 km würden die Autofahrer auf die Bahn umsteigen, selten so gelacht. Dieser sogenannte runde Tisch ist so was von lächerlich, hoffentlich bleiben die Gegner bei ihrer Meinung, daß dieses Projekt sofort gestoppt werden muß.

  • D
    dr-lebref

    Die Arroganz der herrschenden Politiker ist unerträglich. @Eisenmann: Unrechtsstaat - na klar, was denn sonst? Oder wollen Sie die Unterdrückung des Volkes unter dem Deckmantel der Demokratie tewa nicht als Unrecht bezeichnen? Wachen Sie auf! Ich wünsche mir noch viel mehr solche Montagsdemos...

  • JH
    J. Hoyler

    Eigentlich müssten in der ganzen Bundesrepublik außer in Stuttgart die Leute protestieren, da diese unvorstellbare Summen in einer einzigen Stadt verbuddelt werden und andere verkehrspolitisch notwendigen Investitionen gestoppt worden sind.

  • BG
    Benjamin G.

    Es gibt keine sichtbare Radikalisierung. O.K. Aber wurden S21 Entscheidungsverantwortliche beleidigt, diffamiert oder bedroht/eingeschüchtert?

     

    Hat Schuster hierzu Beispiele genannt, und wenn nicht, warum hat die taz hierzu nicht recherchiert und einen Absatz eingefügt?

     

    Immer, wenn ich in der taz über so eine ungereimtheit stolpere schleicht sich bei mir der Verdacht ein, dass hier bewusst Fakten verschwiegen werden.

  • E
    Eisenmann

    Montagsdemos? Wir sind das Volk? Man könnte fast meinen, die Demonstranten glauben, sie protestieren gegen einen Unrechtsstaat.

  • B
    baz

    11 Milliarden

     

    Das ist keine Schätzung der Projektgegner.

    Es handelt sich um eine Studie des Umweltbundesamts:

    http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/4005.pdf