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Rumänien gegen FrankreichRibery und Mutu bleiben blass

Rumänien ertrotzt sich zum EM-Auftakt ein 0:0 gegen den favorisierten Vize-Weltmeister. Beide Teams erwecken nicht den Eindruck, als könnten sie die "Todesgruppe" überstehen.

Hakeliges Spiel: Ribery und Chivu. Bild: ap

Das Bad im Genfer See bleibt Raymond Domenech vorerst erspart. Ein solches hatte der französische Trainer seiner als Titelfavorit gehandelten Mannschaft angekündigt im Falle einer EM-Auftakt-Niederlage gegen Rumänien. Doch mit dem 0:0 im Züricher Letzigrund gegen geschickt verteidigende Rumänen dürfte der in der Heimat eh umstrittene Domenech keine neuen Freunde gewonnen haben.

Beide Mannschaften begannen verhalten. In der ersten halben Stunde drangen die beiden Teams kaum in den gegnerischen Strafraum ein und beschränkten sich auf Weitschüsse. Auch Franck Ribery blieb blass und setzte erst in der 22. Minute zu einem seiner gefürchteten Dribblings an, dem eine gefährliche Flanke folgte - die fand aber keinen Abnehmer. Grundsätzlich wirkte der Bayern-Star verschenkt als verkappter Flügelstürmer auf der äußeren rechten Außenbahn, wohin ihn Domenech beordert hatte. Bei Bayern spielt er eher links - und zieht gerne in die Mitte.

So verweigerten beide Teams in der ersten Hälfte konsequent das moderne Tempospiel, demonstrierten stattdessen ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken und übten sich zeitweise in so gepflegten wie antiquierten Querpass-Stafetten.

Rumänien - Frankreich

Ergebnis: 0:0

Rumänien: Lobont - Contra, Tamas, Goian, Rat - Cocis (64. Codrea), Radoi (90.+3 Dica), Chivu, Nicolita, Mutu (78. Marius Niculae) - Daniel Niculae

Frankreich: Coupet - Sagnol, Thuram, Gallas, Abidal - Toulalan, Makelele - Ribéry, Malouda - Anelka (72. Gomis), Benzema (78. Nasri)

Schiedsrichter: Mejuto Gonzalez (Spanien)

Zuschauer: 30.585 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Goian, Contra, Daniel Niculae / Sagnol

Die erste wirkliche Chance eröffnete sich erst in Minute 33: Nach einer unübersichtlichen Szene köpfte Nicolas Anelka eine aufsetzende Flanke knapp über das französische Tor. Bis zum Halbzeitpfiff erarbeiteten sich die Franzosen ein Übergewicht, ohne dass sich ihnen allerdings wirklich zwingende Chancen eröffneten.

Die Rumänen igelten sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit weiter ein und demonstrierten ihre neue Stärke, die mannschaftliche Geschlossenheit und überlegte Organisation. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als das Team allein um Stars wie Hagi herum organisiert war, setzt Trainer Victor Piturca auf das Kollektiv.

Selbst der exzentrische Adrian Mutu, beim FC Chelsea dereinst gefeuert wegen Kokainkonsums, fügte sich klaglos ein. Auch das Verbot des Coaches, vor vier Tagen zur Beerdigung seiner Großmutter zu fliegen, löste nur leichtes Grummeln aus bei Mutu. Im Spiel allerdings war dann allerdings nicht wirklich viel zu sehen vom rumänischen Star, der in der 78. Minute sogar ausgewechselt wurde.

In der zweiten Halbzeit war das Spiel härter geworden, aber auch ein wenig offener, weil die Rumänen sich nun bisweilen vorsichtig in Gegners Hälfte wagten. Dadurch eröffneten sich den Franzosen einige Räume, die vor allem der bemühte Ribery zu nutzen versuchte. So kamen sie auch zu einigen wenigen guten Chancen durch Florent Malouda (49.) und Benzema (57.), während für die Rumänen Mutu einen Freistoß aus aussichtsreicher Position in die Mauer drosch (52.).

Letztlich gelang es aber keiner der beiden Mannschaften, den Eindruck zu erwecken, sie könnten diese schwere Vorrundengruppe überstehen. Als nächstes warten die Niederlande und Italien als Gegner. Vor allem die Franzosen fanden kein Mittel gegen die gut organisiert stehenden Rumänen und bestätigten indirekt die Kritik an Domenech, er würde zu sehr auf die alten Kämpen bauen. Tatsächlich wirkte vor allem der überraschend aufgestellte Willy Sagnol überfordert.

Für die Rumänen kann nun immerhin ein von Piturca entworfenes Szenario nicht mehr eintreten. Der Coach hatte befürchtet, dass seine Mannschaft in der sogenannten "Todesgruppe" am Ende ohne einen einzigen Punkt ausscheidet. Oder eben durchmarschiert bis zum Titelgewinn. Nach diesem Spiel erscheint auch letzteres unwahrscheinlich.

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