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Ruhrpott macht Extraschicht

RUHR taz ■ „Kulturell, sportlich und international“ will sie sein, die fünfte „Extraschicht“, die am 4. Juni an 37 Stätten der Industriekultur im ganzen Ruhrgebiet stattfindet. Das im Jahr 2001 ins Leben gerufene Event ist eines der Prestigeprojekte der Region, soll es doch wie kein anderes den Strukturwandel symbolisieren.

Doch weder auf der Qualitäts- noch auf der finanziellen Habenseite hat sich das Konzept bisher durchgesetzt. Nur mit Hilfe einer kräftigen Finanzspritze des NRW-Wirtschaftministeriums kann sich die „Extraschicht“ noch bis ins nächste Jahr retten. Was danach kommt, steht in den Sternen über Wanne-Eickel, der Mond hat sich dort längst in einen privaten Palast verzogen. Hauptattraktionen der vom Öffentlichen Nahverkehr mitorganisierten Nachtwanderung sind auch in diesem Jahr wieder die illuminierten Malocher-Kulturdenkmäler selbst. Das Drumherum ist zwar wie immer spektakulär feuerwerkig, doch das Programm oft provinziell. Viele der eingebunden Standorte müssen sich nämlich über ihre Kommune selbst finanzieren. Oldie-Bands, Newcomer-Gruppen und diverse Hinterhof-Jazz-Ensembles haben Hochkonjunktur. Hoffentlich werden sie wenigstens ordentlich bezahlt. Bemerkenswert auffällig ist der neue kulinarische Aspekt. Auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten scheint damit noch ein guter Euro zu verdienen sein. Club-Lounge in der Gebläsehalle, auch mal mit exotischem Touch in der asiatischen BluBar, selbst Variationen aus der Quiche-Küche.

Dennoch gibt der Erfolg den Machern Recht: Im vergangenen Jahr kamen 125.000 Besucher, über 90 Prozent bezeichneten die Veranstaltung als ein gutes Aushängeschild für die Region, 89 Prozent halten die „Nacht der Industriekultur“ gar für das Veranstaltungshighlight des Ruhrgebiets. „Die Begeisterung des Publikums spornt uns an, in diesem Jahr ein noch ideenreicheres, innovativeres Event auf die Beine zu stellen“, sagt deshalb Dieter Nellen, Geschäftsführer der Ruhrgebiet Tourismus GmbH & Co. KG. Entstanden ist also ein Querschnitt der neuen Kultur im Revier mit mehr als 120 Programmpunkten: von klassischer Musik und Bigband-Klängen über Cheerleadershows zu italienischen „Bandas“. PAN

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