: Ruhe vor dem Telefon – 1. Teil
Ich hätte wissen sollen, daß es nicht gutgehen kann, wenn die Telekom ausgerechnet am Freitag, dem 13., den seit langem erwarteten ISDN-Anschluß schalten will. Und auf keinen Fall hätte ich zulassen dürfen, daß das so kurz vor dem Wochenende passiert. Das habe ich nun davon. Am Freitag um zehn hat mich die Telekom, Aktiengesellschaft und Nochmonopolist von Bötschs Gnaden, exkommuniziert. Alle Leitungen sind tot, die alte und die neue. Kein Anrufbeantworter, kein Fax, kein Modem. Ich hätte nicht erwartet, daß ich das (extra zu programmierende) ISDN-Feature „Ruhe vor dem Telefon“ so schnell nutzen würde.
Dabei begann alles so harmlos. Um endlich halbwegs flott im Internet herumsurfen zu können, hatte ich noch kurz vor Ende des Förderprogramms ISDN bestellt. Klar, die 700 Mark wollte ich noch einstreichen. Doch dann fing der Trouble an. Bereits einige Monate später meldete sich eine Frau F., erzählte mir aufs Band, daß sie noch diese und jene Angaben benötigt, und bat um Rückruf.
Soll sie haben, dachte ich mir und rief zurück. Aber es war Freitag mittag, sie war schon im Wochenende, und die Kollegin fand den Auftrag nicht. Am Montag habe ich ihr klargemacht, daß ich als freischaffender Mensch unbedingt eine Ansage auf die alte Nummer brauche, mit Hinweis auf die neue. Wenn dies nicht
möglich sei, müsse sie leider den ganzen Auftrag stornieren. Aber das hat sie – trotz Fax-Bestätigung – schlicht vergessen. Als ich im T-Punkt-Laden den ISDN-Kasten zur Selbstmontage abholen wollte, war davon nicht bekannt. Ein netter Zauberer namens Lamprecht (so was gibt's wirklich, sogar bei der Telekom!) bat mich zwar, den Kasten woanders abzuholen, weil er keinen mehr hatte, aber das mit der Ansage hat er prima hingekriegt.
Wer dann versuchte, bei mir anzurufen, und die alte Nummer wählte, erfuhr zwar die neue ISDN-Nummer, die jedoch nichts weiter von sich gab als die bekannte Ansage: „Dieser Anschluß ist vorübergehend nicht zu erreichen“ – so, als hätte ich die Rechnung nicht bezahlt.
Am Wochenende kommt kein Servicetechniker. Am härtesten traf mich der Verlust meiner Datenleitung, deshalb brachte ich die Kolumne diesmal per Fahrrad zur taz. Die Strecke ist gut, ich komme immerhin auf eine Übertragungsrate von satten 17 Bit pro Sekunde, den Rückweg nicht eingerechnet. Aber vielleicht kriege ich ja einen Kaffee...
Der zweite Teil folgt am nächsten Donnerstag: Kein Schwein ruft mich an, vom Interupt 10 und warum das Modem trotzdem so wertvoll ist.
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