Rüstungsausgaben im Vergleich: Deutschland prasst beim Militär
Die Bundesrepublik bringt unter Europas Nato-Staaten möglicherweise das meiste Geld für Militär auf. Doch der Vergleich hängt von der Statistik ab.
Deutschlands Militärausgaben steigen rapide. Aber könnten sie höher sein als die Militärausgaben der Nuklearmächte Frankreich und Großbritannien? Die Frage lässt sich auf der Grundlage vorliegender internationaler Statistiken nicht eindeutig beantworten. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hat am Montag neue Zahlen für 2019 vorgelegt. Danach liegt Deutschland unter den europäischen Nato-Mitgliedstaaten erstmals auf Platz sieben, hinter Frankreich, aber vor Großbritannien. Nach den aktuellen Nato-Zahlen für 2019 liegt Deutschland hingegen auf Platz zwei hinter Großbritannien, aber vor Frankreich. Die Militärausgaben Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens liegen relativ eng beieinander.
Ein Grund für die unterschiedlichen Zahlen liegt darin, dass sowohl das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri als auch die Nato von vorläufigen Zahlen ausgehen: Sowohl die Sipri- als auch die Nato-Statistik basieren auf Schätzungen, die auf vorgesehenen Ausgaben beruhen.
Hauptsächlich sind die starken Abweichungen auf unterschiedliche Definitionen zurückzuführen. Sipri geht von „Militärausgaben“ aus, die Nato von „Verteidigungsausgaben“. Deshalb hat die Nato eine etwas breitere Definition und preist Kosten mit ein, die nicht unmittelbar militärischen Zwecken dienen, etwa Pensionskosten für ehemalige Soldatinnen und Soldaten.
Die Definitionen von Militär- beziehungsweise Verteidigungsausgaben sind also unterschiedlich; wie diese Zahlen erhoben werden, ist wenig transparent. Der Vergleich zwischen den Staaten ist mit großer Vorsicht zu genießen. Wählt man eine andere Definition und greift man auf eine andere Art der Datenerhebung zurück, ist nicht auszuschließen, dass Deutschland bei seinen Militärausgaben unter den europäischen Mitgliedstaaten der Nato bereits jetzt auf Platz eins liegt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen