piwik no script img

Rüstungsausgaben im VergleichDeutschland prasst beim Militär

Die Bundesrepublik bringt unter Europas Nato-Staaten möglicherweise das meiste Geld für Militär auf. Doch der Vergleich hängt von der Statistik ab.

Soldaten aus dem sächsische Marienberg verladen Schützenpanzer Foto: Hendrick Schmidt/dpa

Deutschlands Militärausgaben steigen rapide. Aber könnten sie höher sein als die Militärausgaben der Nuklearmächte Frankreich und Großbritannien? Die Frage lässt sich auf der Grundlage vorliegender internationaler Statistiken nicht eindeutig beantworten. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hat am Montag neue Zahlen für 2019 vorgelegt. Danach liegt Deutschland unter den europäischen Nato-Mitgliedstaaten erstmals auf Platz sieben, hinter Frankreich, aber vor Großbritannien. Nach den aktuellen Nato-Zahlen für 2019 liegt Deutschland hingegen auf Platz zwei hinter Großbritannien, aber vor Frankreich. Die Militärausgaben Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens liegen relativ eng beieinander.

Ein Grund für die unterschiedlichen Zahlen liegt darin, dass sowohl das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri als auch die Nato von vorläufigen Zahlen ausgehen: Sowohl die Sipri- als auch die Nato-Statistik basieren auf Schätzungen, die auf vorgesehenen Ausgaben beruhen.

Hauptsächlich sind die starken Abweichungen auf unterschiedliche Definitionen zurückzuführen. Sipri geht von „Militärausgaben“ aus, die Nato von „Verteidigungsausgaben“. Deshalb hat die Nato eine etwas breitere Definition und preist Kosten mit ein, die nicht unmittelbar militärischen Zwecken dienen, etwa Pensionskosten für ehemalige Soldatinnen und Soldaten.

Die Definitionen von Militär- beziehungsweise Verteidigungsausgaben sind also unterschiedlich; wie diese Zahlen erhoben werden, ist wenig transparent. Der Vergleich zwischen den Staaten ist mit großer Vorsicht zu genießen. Wählt man eine andere Definition und greift man auf eine andere Art der Datenerhebung zurück, ist nicht auszuschließen, dass Deutschland bei seinen Militärausgaben unter den europäischen Mitgliedstaaten der Nato bereits jetzt auf Platz eins liegt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Hö, was für ein Quatsch! Absolut ist das so oder so einfach zu viel Geld, das woanders sinnvoller, friedensstiftender und humaner ausgegeben werden sollte.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Jon Lydon:

      Ja aber der böse Russe. In kürzester Zeit steht er auf dem Kurfürstendamm. Und dann? Erstmal einen Novichok-Drink und Dschupa?



      Sie haben recht - das ist alles im allerhöchsten Maße absurd und bizarr!

  • Die Rüstung ist sicher!

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Ich glaube auch - die Rüstung is sischä!

  • "Wählt man eine andere Definition ... ist nicht auszuschließen, dass Deutschland ... bereits jetzt auf Platz eins liegt."

    Was ziemlich wenig aussagt, weil Deutschland sowohl von der Größe der Bevölkerung als auch von der Größe des BIP die Nummer 1 in Europa ist.



    Man muss, um so unterschiedliche Länder wie Deutschland, Frankreich, Türkei, Griechenland und Estland miteinander vergleichen zu können, die Zahlenwerte bezogen auf Bevölkerung vergleichen.



    Oder halt bezogen aufs BIP, wie das die NATO macht. Da schaut der Zahlenwert dann ausgerechnet in einer Krise gut aus - aus dem Grund wäre ein Vergleich bezogen auf Bevölkerung sinnvoller.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    "Wählt man eine andere Definition und greift man auf eine andere Art der Datenerhebung zurück, ist nicht auszuschließen, dass Deutschland bei seinen Militärausgaben unter den europäischen Mitgliedstaaten der Nato bereits jetzt auf Platz eins liegt." Willkommen in der schönen Welt der quantitativen Analyse, je nachdem welche Daten ich heranziehe und welche ich ignoriere kriege ich das Ergebnis was ich haben will. So kann man auch Luxemburg zum Land mit den größten Rüstungsausgaben machen wenn man nur bestimmte Ausgaben heranzieht und andere weg-lässt. Grundsätzlich sind der größte Kostenpunkt Löhne und die sind in Deutschland höher als in vielen anderen europäischen Ländern. Was raus kommt sollte zählen, die Bundesregierung sollte festlegen wie viele Brigaden einsatzbereit stehen sollen, welche zusätzlichen Fähigkeiten bereitstehen sollen etc. und das erfüllen.

  • Korruption und Bestechung sind ein riesiges Problem innerhalb der Bundeswehr und im Verteidigungsministerium. Eine schwerkorrupte Feldjägeransammlung ist eine Gefahr für die Gesundheit und Leben der Bürger, für freie Wahlen und das Fortbestehen der Bundesrepublik. Eine Bundeswehr, die der Fuhrmann über den Hades für ihre Bürger ist, brauchen wir so wenig, wie korrupten Zoll, Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte, WSW oder korrupte Parlamente und Behörden, wie Kommunen, Städte und Landkreise, besonders Bauämter sind ein fast garantierter Hört der Korruption. Zudem gestellt sich in einem Staat noch Konsulatskriminalität, wie Lebensversicherungsmorde, trotzdem bin ich nicht bei der VGH oder ähnlichen Versicherungen dafür abgesichert.