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Rückzug der südlibanesischen Armee

Die von Israel gestützte südlibanesische Armee zieht sich aus der Stadt Jezzin zurück. Das könnte ein Vorbote für einen israelischen Rückzug aus der „Sicherheitszone“ im Südlibanon sei   ■  Aus Jerusalem Susanne Knaul

Jezzin, die größte christliche Stadt im Südlibanon, gehört in Kürze nicht mehr zu der von Israel kontrollierten sogenannten Sicherheitszone. General Antoine Lached, Chef der Südlibanesischen Armee (SLA), hat gestern den Abzug seiner Miliz aus der Stadt angeordnet, nachdem er wiederholt schwere Verluste einstekken mußte.

Die Kämpfer der schiitischen Hisbollah (Partei Gottes) hatten im Gebiet um Jezzin Straßenbomben verlegt, gegen die die SLAkaum effektiv angehen konnte. Die schiitischen Guerillas feierten den Truppenabzug, den sie zu Recht als Erfolg ihres militanten Widerstandes interpretieren, gestern mit letzten Raketenangriffen auf die SLA. Dabei starben zwei Soldaten. Die israelische Luftwaffe reagierte mit Bombardierungen.

Die SLA wird von Israel finanziert und kooperiert meist eng mit der im Südlibanon stationierten Israelischen Verteidigungsarmee. Israels Stabschef Schaul Mofaz betonte, daß der Truppenabzug aus Jezzin auf die „völlig autonome Entscheidung“ des SLA-Kommandanten Lached zurückgehe. Tatsächlich gibt es bereits seit Mitte der 80er Jahre Überlegungen in Jerusalem, die Jezzin-Enklave zu verlassen. Die überwiegend christliche SLA-Einheit um Jezzin sei, wie aus militärischen Kreisen verlautete, nicht immer in Absprache mit Israel vorgegangen. Die SLA-Soldaten hätten bisweilen Zwischenfälle provoziert. Während Zeitungen von „Überraschung in Jerusalem“ über den Entschluß zum Truppenabzug berichteten, glauben militärische Beobachter, daß General Lached nicht ohne Absprache mit seinen israelischen Soldzahlern gehandelt hat.

Die SLA hinterläßt in Jezzin ein Vakuum, da die Regierung in Beirut den Einsatz ihrer Truppen bisher verweigert. Sie will den Eindruck vermeiden, es habe Verhandlungen mit Israel oder der SLA gegeben. Die libanesische Armee werde auch „nicht als Puffer zwischen der Hisbollah und dem zionistischen Feind“ eingesetzt, hieß es aus Beirut.

SLA-Chef Lached warnte vor einer Gefährdung der christlichen Bevölkerung in Jezzin. „Sollten die Angriffe auf die Enklave fortgesetzt werden, könnte es zu einer Gegenattacke der Israelischen Armee kommen“, so der General. Berichten aus der Sicherheitszone zufolge sollen zahlreiche Familien aus der Stadt geflohen sein. Ihre Angst gilt möglichen Vergeltungsaktionen der Hisbollah.

„Wir werden für Jezzin kämpfen und wenn es sein muß, den Krieg bis nach Beirut tragen“, hieß es in einem vergangene Woche veröffentlichten Pamphlet der Bewegung „Christlicher Widerstand“. Deren Aktivisten fürchten vor allem eine Übernahme der Stadt durch die schiitische Hisbollah. Auf Kundgebungen wurde feordert, keine Hisbollah-Leute in die Stadt zu lassen. Gleichzeitig lehnt der „Christliche Widerstand“ den Einmarsch libanesischen Truppen ab. „Wir trauen dem pro-syrischen Regime nicht“, hieß es. Jezzin war bislang die letzte Enklave, die weder unmittelbar unter israelischer noch unter syrischer Kontrolle stand.

Wenngleich israelische Militärs davor warnen, den Abzug aus Jezzin als Anfang eines möglichen Truppenrückzugs aus dem gesamten Südlibanon zu interpretieren, ist dies zweifellos ein Exempel. Jerusalem beobachtet besorgt das Verhalten der libanesischen Regierung und die künftigen Entwicklungen in der Enklave. In die Ungewissheit getrieben sind vor allem die Angehörigen der SLA. Immer mehr südlibanesische Soldaten desertieren, um sich noch rechtzeitig vom Vorwurf der Kollaboration mit Israel freizuwaschen. Aber auch israelische Soldaten im Südlibanon steller immer lauter die Frage, wofür sie noch den Kopf hinhalten sollen, wenn – wie Israels künftiger Premier Ehud Barak verspricht – die Sicherheitszone ohnehin innerhalb eines Jahres geräumt werden soll.

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