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Rücktritt des Gladbach-ManagersEs scheitern die Guten

Max Eberls Entscheidung, aufzuhören, bewirkt gerade mal die üblichen 15 Minuten Systemkritik im hochtunig laufenden Fußballbetrieb.

Max Eberl Foto: Marius Becker/dpa

M ax Eberl ist ein Guter. Das war schon lange klar, lange vor seinem Outing als Ausgebrannter und seinem Rücktritt als Manager des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Er hat nicht nur einen extrem guten Job gemacht, indem er einen angeschlagenen Klub mit großer Vergangenheit, aber bescheidener Gegenwart und einer Ausstrahlung, die sich sukzessive aufs Regionale zusammenzog – übrigens analog zum 1. FC Kaiserslautern, der sich erst kurz vor dem Absturz in die Oberliga gefangen zu haben scheint –, indem er also den früheren Bayern-Konkurrenten aus der unaussprechlichen Stadt auf solide Füße gestellt hat.

Was weiter für ihn sprach: Dem Lockruf des ruhmreichen FC Bayern ist er nie erlegen. Er wollte sein eigenes Ding machen, das Projekt Gladbach nach vorne bringen, was unter uns gesagt auch nicht nur die anspruchsvollere Aufgabe, sondern auch die interessantere ist. Der FC Bayern ist schon lange „too big to fail“; Gladbach zu erneuern, das ist die wahre Challenge.

Nun könnte man sagen, dass er genau damit am Ende doch gescheitert ist – zumindest zu diesem Zeitpunkt. Trainer Rose musste er zum mächtigeren BVB ziehen lassen. Ersatz Adi Hütter, dem man im Grunde nichts vorwerfen kann, fremdelt am Niederrhein, und der Niederrhein mit ihm; die Mannschaft, die immer noch gut genug ist, die Bayern mit 5:0 aus dem Pokal zu kegeln, surft im Schnitt weit unter ihren Möglichkeiten; und jetzt wollen oder sollen erste Leistungsträger von dannen ziehen. Die Kritik begann zu hageln, auch die an Eberl.

Jetzt gibt er auf, aus persönlichen wie gesundheitlichen Gründen. Und lenkt den Diskurs damit – wohl leider nur vorübergehend – auf eine andere Ebene: Er könne, so sagte er auf der Pressekonferenz am Freitag, aus einem „simplen Grund“ nicht mehr arbeiten: „Weil ich erschöpft und müde bin. Ich möchte einfach raus, ich möchte mit dem Fußball nichts zu tun haben.“

Nun beginnen damit wieder die berühmten 15 Minuten der Systemkritik. Danach läuft erfahrungsgemäß wieder alles wie vorher – wenn nicht sogar noch ein bis zwei Umdrehungen schneller. Turbokapitalismus, so wurde das einmal genannt, und wer den Fußball kennt, der weiß, wie sehr er zu einem Spiegel des Systems geworden ist, schon seit längerer Zeit.

Max Eberl wird es verschmerzen können. Er kann sich zurückziehen oder später noch mal irgendwo einsteigen oder irgendwelche Fäden finden, die er mehr im Hintergrund ziehen kann. Es gibt sicher auch angenehmere Jobs im Profifußball.

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René Hamann
Redakteur Die Wahrheit
schreibt für die taz gern über Sport, Theater, Musik, Alltag, manchmal auch Politik, oft auch Literatur, und schreibt letzteres auch gern einmal selbst.
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1 Kommentar

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  • Bereits vor rund 50 Jahren stellte Günter Netzer am Ende seiner erfolgreichen Zeit bei der Borussia in Mönchengladbach fest: "Am Samstag stehen elf Geschäftsleute auf dem Platz, von denen jeder seine eigenen Interessen vertritt. Sie suchen zusammen den Erfolg." Der weitere berufliche Weg von Netzer zeigt hervorragend die Kommerzialisierung des Fußballs.