Rückschlag für Spaniens Regierung: Kantabrien verbietet Fracking
Das Regionalparlament der spanischen Region Kantrabien verbietet Fracking-Bohrungen. Die Regierung in Madrid hatte gehofft, mit Schiefergas Jobs zu schaffen.
MADRID rtr | Die spanische Region Kantabrien untersagt Fracking-Bohrungen und versetzt damit der spanischen Zentralregierung in Madrid einen Schlag. Die Volkspartei Kantabriens, die eine absolute Mehrheit im Regionalparlament hat, stimmte wegen Umweltbedenken am Montag gegen ein Fracking-Vorhaben in der an Schiefer reichen Gegend.
Beim Fracking wird unter hohem Druck ein Chemikalien-Wasser-Sand-Gemisch in den Boden gepresst. Dadurch sollen fossile Energieträger aus Gesteinsschichten wie etwa Schiefer herausgelöst werden. Kritiker bemängeln unter anderem den Einsatz von Chemikalien, die mit Grundwasser in Kontakt geraten könnten.
Das krisengeschüttelte Euroland sitzt nach Einschätzung Analysten auf hohen Schiefergas-Reserven. Spanien exportiert jedoch 76 Prozent seines Energiebedarfs.
Die Zentralregierung in Madrid hatte gehofft, mit dem Fracking-Projekt Arbeitsplätze schaffen und seine Energie-Abhängigkeit von anderen Ländern verringern zu können.
Leser*innenkommentare
kritiker
Gast
Kantabrien hat erkannt, dass mit Fracking
die Immobilienpreise sinken können,
die Trinkwasserinfrastruktur vor gewaltigen
letzlich auch ökonomischen Problemen stehen
wird, die Gesundheitskosten steigen
und die Tourismmuseinnahmen radikal sinken werden,
dass nur sehr wenige Arbeitsplätze in der Rohstoff-Branche
entstehen, aber hohe Sanierungskosten anfallen.
Weiterhin werden bald sehr viele Erdgaslieferanten
auftreten, so dass es nicht sinnvoll ist dieses
Überangebot weiter zu vergrößern und die eigenen
Gewinne kleinzuschrumpfen. Die Spanier müssen sich
letzlich überlegen, ob sie das bereits jetzt
abgebaute Erdgas selber nutzen
oder verkaufen wollen. Das Spanie nicht noch
mehr auf Erneuerbare Energien setzt, finde ich
extrem schlecht durchdacht. Gerade Spanien könnte
seine ländlichen Regionen von den Großlieferanten
zumindest saisonal autark werden lassen.
Hätten Sie während des Baubooms die Häuser gleich
mit autarken Warmwasser und Stromversorgungen ausgestattet, wäre die heutige Immobilienkrise
auch um etliches entspannter anzugehen!
Ich finde
es gut, dass Kantabrien sich emanzipiert hat
und selbst sich seiner eigenen Vernunft bedient hat.
Olaf Mertens
Gast
"Spanien exportiert jedoch 76 Prozent seines Energiebedarfs. " Großartige Idee eigentlich :)
quer-ulantin
Gast
Wie jetzt?
Spanien exportiert 76% seines Energiebedarfs?
Jörn
Gast
Es ist schön, dass einer Region die Natur noch wertvoller ist als der kurzfristige Profit - und das gerade in wirtschaftlich sehr schweren Zeiten.
Es ist aber vor allem eine Niederlage der Öl- und Gasmultis und weniger der Regierung. Schliesslich profitieren die Multis am meisten. Dagegen sind die Anzahl der damit verbundenen neuen Jobs überschaubar.
Die deutsche Regierung hat leider das Fracking durchgedrückt - nach deutscher Art mit vielen Auflagen, die zwar grobe oberflächliche Umweltverschmutzungen reduzieren können. Doch das Hauptrisiko, dass giftige Chemikalien mit hohem Druck in unkontrollierbare Richtungen gepresst werden und auch in der Erde vorhandene Problemstoffe beim Fracking nicht nur durch das Bohrloch entweichen können - kann auch durch Schönfärberrei beseitigt werden.
Hier sollte sich die reiche Bundesrepublik, die sich gern als Ökomusterland preist mal ein Beispiel am armen Spanien nehmen.