Rückkehr in deutsche Wälder: Die Wildkatzen vernetzen sich
Lange galt der „kleine Tiger Europas“ als nahezu ausgestorben – nun ist er wieder da. Mit Korridoren vernetzte Wälder machen es möglich.
Das Projekt „Wildkatzensprung“, das gemeinsam vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung umgesetzt wurde, hat es nun geschafft, den Wildkatzenbestand in Deutschland wieder auszuweiten. Nach über sechs Jahren geht das Naturschutzprojekt zu Ende und Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des BUND, zieht eine positive Bilanz: „Es ist uns gelungen, den Schutz der Wildkatze nachhaltig zu verbessern“, sagte Weiger am Dienstag in Berlin.
Das Projekt basierte nicht auf Wiedereinbürgerungsmaßnahmen wie etwa der Nachzucht und dem Aussetzen von Wildkatzen. Stattdessen sollten die zerschlagenen Lebensräume der Ureinwohnerin wiederhergestellt werden, damit sie sich natürlich verbreiten kann.
Die scheue Wildkatze fühlt sich in naturnahen Laub- und Mischwäldern am wohlsten. Häufig sind solche Wälder aber durch Industrie- und Ackerflächen voneinander getrennt, was die Katze bei ihren langen Streifzügen stört. Eines der Kernziele des Projektes war es deshalb, Wälder in denen jetzt schon Wildkatzen leben, wieder miteinander zu vernetzen. „Das haben wir auch geschafft“, sagt Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamt für Naturschutz, das die Initiative mit 3,85 Millionen Euro förderte. Zahlreiche Wanderkorridore für die Wildkatze konnten gepflanzt und erweitert werden, so Jessel.
Wieder heimisch fühlen
Dass es tatsächlich wieder mehr Wildkatzen in Deutschland gibt, zeigen die Gen-Analysen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die im Rahmen des Projekts durchgeführt wurden. Über gesammelte Haarproben der Wildkatzen konnten wichtige Erkenntnisse über die Bestände in Deutschland gewonnen werden. Sie belegen: Die Wildkatzenpopulation nimmt tatsächlich wieder zu und erstreckt sich über immer größere Gebiete. Zudem geben die Ergebnisse Auskunft über die regionale Verbreitung und die genetische Vielfalt der Tiere. Sie werden in einer Datenbank online veröffentlicht, die WissenschaftlerInnen und interessierten BürgerInnen zugänglich ist.
Die Initiative zählt mittlerweile zu den größten Naturschutzprojekten in Europa. Erfolgreich war sie in den Augen der Umweltschützer nicht nur deshalb, weil sich der Schutz der Wildkatze verbessert hat, sondern weil über 1.200 Freiwillige bei der Pflanzung neuer Waldwege und der Sammlung der Proben für die Gen-Analyse geholfen haben. Die BürgerInnen seien zu citizen scientists, also BürgerwissenschaftlerInnen, geworden, die ohne Fachwissen bei wissenschaftlichen Projekten mitmachen, sagt Weiger. „Wir hätten es nicht für möglich gehalten, dass Menschen, die noch nie etwas mit Naturschutz zu tun hatten, sich plötzlich aktiv engagieren“, so der Bundesvorsitzende des BUND.
Damit sei die Initiative zum größten Mitmachprojekt im deutschen Naturschutz geworden, was nicht zuletzt damit zusammenhänge, dass die Katze – und damit auch die Wildkatze – eine Sympathieträgerin sei. Selbst JägerInnen und Landwirte hätten sich an dem Projekt beteiligt. Die Befürchtung, dass die Verbreitung der Wildkatze eine Gefahr für ihre Beute – Kleintiere im Wald und insbesondere auch Vögel – wäre, scheint keine große Rolle zu spielen. „Wildkatzen sind so selten, da sehen wir keine Probleme“, meint Kathrin Klinkusch, Pressesprecherin des Naturschutzbundes Nabu.
Stattdessen, darin waren sich die Projektträger einig, habe das Programm ein Bewusstsein für die Erhaltung von biodiversen Landschaften geschaffen und gezeigt, dass es möglich sei, natürliche Lebensräume wiederherzustellen – damit sich deutsche UreinwohnerInnen aus der Tierwelt hierzulande wieder heimisch fühlen.
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