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Rückbau statt Neubau

■ Senatsgutachten belegt: Neue Straßen überflüssig

Ein umweltgerechtes Verkehrskonzept forderten gestern nachmittag die Demonstranten vom Bremer Senat. Wie das gehen könnte, hat die Behörde für Umweltschutz und Stadtentwicklung bereits seit dem letztem Herbst schriftlich. Doch das Gutachten des Aachener Verkehrsexperten Baier wurde bislang nicht veröffentlicht. Der taz liegt die Expertise jetzt vor.

Autofahrer, die den durch ganz Bremen führenden Heerstraßenzug befahren, finden in Bremen „Reisequalitäten an der Obergrenze stadtregionaler Standards“ haben die Gutachter herausgefunden. Im Klartext: Wer in Bremen von einem Stadtteil in den anderen fahren will, kommt zügig voran. Auch wenn sich der Verkehr in Spitzenzeiten ein bißchen staut, gibt es nur geringfügig verlängerte Reisezeiten. Anders ist die Situation für den ÖPNV: Busse und Bahnen brauchen durchgängig für die gleiche Strecke die doppelte Zeit. „Selbst unter Berücksichtigung der Parkplatzsuchzeiten liegen die Reisequalitäten im Individualverker deutlich über denen des ÖPNV,“ heißt es im Gutachten.

Im einzelnen schlagen die Aachener Experten vor: Rückbau der Stader Straße und der Fährstraße, Einrichtung von sogenannten Pförtneranlagen, die in Verkehrsspitzenzeiten dem ÖPNV Vorrang geben, Verlängerung der Straßenbahnlinie, die bislang in Sebaldsbrück endet, Rückbau der Heerstraßenzüge von zwei auf nur eine Fahrspur in jede Richtung.

Nur an einer Stelle sehen die Gutachter die Notwendigkeit einer ganz neuen Trasse: Der sogenannte Daimler-Tunnel zwischen Werk und Autobahnzubringer soll gebaut, dafür Schlengstraße und Brüggeweg rückgebaut werden. Die Projekte Beneckendorffallee und Georg-Bitter-Straße erscheinen den Gutachtern überflüssig. Begründung: Daimler-Arbeiter könnten wesentlich schneller ihre Wohnorte erreichen, wenn sie statt den direkten Weg durch die Stadt zufahren, einen Umweg über die Autobahn in Kauf nehmen würden. begründet werden.“ Die Georg-Bitter-Straße, so der Vorschlag der Gutachter, solle statt für Autos für eine neue Nahverkehrslinie zu einem neuen park&ride-Platz in Arsten ausgebaut werden.

hbk

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