piwik no script img

press-schlagRudis Revanche

Gelbe Krise

Natürlich ist es eine Krise. Eine tiefe, dem Volk durch Mark und Bein fahrende Krise sogar, eine, wie es sie seit mehr als 50 Jahren nicht mehr gegeben hat. So lange ist es her, dass Brasilien, das große Brasilien, fünffacher Weltmeister im Umgang mit dem Freund aus Leder, nicht mehr gegen Paraguay verloren hat. Korrekter: So lange war es her. Am späten Mittwochabend ist es nämlich in Fortaleza passiert: 0:1 das Spiel verloren, alle Ehre obendrein. „Können unsere Jungs denn nur bei der WM spielen?“, fragte da gar Ana Padrao, die Sprecherin der brasilianischen Tagesschau. Sie klang dabei sehr unglücklich. Hier zu Lande mag man sich ob dieser bodenlosen Blamage noch ganz anderes fragen. Zum Beispiel, ob es denn nicht doch nur ein Missverständnis war, eine Laune des Zufalls, was sich just 52 Tage zuvor auf einem Fußballfeld in Yokohama zugetragen hatte – die zwei Tore, vor allem aber dieser eine Patzer. Kahn ja mal passieren – aber, darüber muss man spätestens seit Mittwoch doch arg grübeln: Wäre Deutschland am Ende nicht doch der bessere, auf jeden Fall würdigere Weltmeister? Dabei kann die Frage klar beantwortet werden: Aber sicher doch! Selbsverständlich! Der Beweis fällt mehr als leicht, er liegt ja auf der Hand: Deutschland hat schließlich nicht gegen Paraguay verloren und sich blamiert, sondern gegen Bulgarien ein respektables 2:2 erspielt – und das, obwohl Bundes-Rudi dabei auf jede Menge Vizeweltmeister verzichten musste. Aber die braucht er ja auch gar nicht, weil in Deutschland, Fußballland die Talente neuerdings nur noch so blühen, die 2006 den Titel holen werden. Darauf sollte sich Brasilien schon mal einstellen – und auf die Krise natürlich. KET

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen