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Rosa Zeiten für den Bayerischen Privatfunk

■ Heute geht in Nürnberg der schwule Fliederfunk auf Sendung / Probephase bis 14.Juli, dann wird endgültig über die Zulassung des Alternativsenders Radio Z entschieden / In der Vergangenheit ha

Rosa Zeiten für den Bayerischen Privatfunk

Heute geht in Nürnberg der schwule „Fliederfunk“ auf Sendung / Probephase bis 14.Juli, dann wird endgültig über die

Zulassung des Alternativsenders „Radio Z“ entschieden / In

der Vergangenheit hatte das schwule Programm fast zum Verbot von „Radio Z“ geführt

Aus Nürnberg Wolfgang Gast

Wenn Bayerns Schwule und Lesben vom 16. bis 19. Juni in Nürnberg den „Christopher Street Day“ vorfeiern, hat auch erstmals im Freistaat ein schwules Radio Premiere. Heute um 23 Uhr startet im Rahmen des Nürnberger Alternativsenders „Radio Z“ ein Programm von Schwulen für Schwule, der „Fliederfunk“.

Die Absicht der Nürnberger Radiomacher, den Homosexuellen einen festen Sendeplatz einzurichten, hatte bei der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien zu teilweise heftigen Reaktionen geführt. Konservative Medienräte hatten bei einer Austrahlung des Schwulenprogrammes um die Belange des Jugendschutzes gefürchtet. Nach dem Ablauf einer Probephase lehnten sie daher am 17. März überraschend die endgültige Lizenzvergabe an Radio Z ab, obwohl die Geschäftsführung der Landeszentrale eine positive Programmbewertung zur Abstimmung vorgelegen hatte. Doch die MitarbeiterInnen von Radio Z konnten das Recht, bis zur erneuten Befassung im Medienrat weiter zu senden, auf dem Wege einer einstweiligen Anordnung durchsetzen. In der folgenden Sitzung am 21. April beschloß der Medienrat dann erneut eine dreimonatige Probephase, diesmal mit der Maßgabe, das geplante schwule Programm zweimal monatlich zu Erprobungszwecken, aber erst nach 23 Uhr auszustrahlen. Mit der späten Sendezeit sollte den Bestimmungen des Jugendschutzes Rechnung getragen werden. Doch die reguläre Sendezeit bei Radio Z liegt zwischen 17 und 20 Uhr, und zur bewilligten Zeit von „Fliederfunk“ ist auf der gleichen Frequenz der Mitanbieter „Radio CMS“. Dieser weigerte sich nun, um 23Uhr die erforderliche Zeit abzutreten. Geschäftsführer Silinski ot allenfalls an, in der Zeit nach 1.30 Uhr die Frequenz für ein schwules aktuelles Magazin freizumachen. Der Geschäftsführer der Münchner Landesmedienzentrale, Dr. Ring, setzte am 10.6. durch, daß bis zur kommenden Sitzung des Medienrates am 14. Juli an zwei Donnerstagen um 23 Uhr jeweils eine Stunde an Radio Z abgetreten werden muß. CMS-Geschäftsführer Silinski mußte nachgeben. Silinski hatte gute Gründe, eine öffentliche Auseinandersetzung zu vermeiden. Denn CMS hat sich als erster und bisher einziger Sender in der Bundesrepublik verpflichtet, ganze Programmteile des amerikanischen Regierungssender „Voice of America“ zu übernehmen. Nicht nur, daß der Sender dabei die notwendigen Genehmigungen zur Programmänderung nicht eingeholt hat. Selbst die Empfangsanlage für das über Satellit aus Washington ausgestrahlte Programm ist von der Medienzentrale nur für den privaten Gebrauch zugelassen. Ungeklärt ist auch, ob sich die Ausstrahlung eines amerikanischen Regierungsprogramms, das etwa ein Drittel der Sendezeit einnehmen wird, mit dem Anspruch des Medienerprobungsgesetzes nach Lokalbezug der Sendeanstalten vereinbaren läßt. Ebenso offen ist die Frage, ob ein regionaler Anbieter damit noch die geforderte wirtschaftliche Eigenständigkeit aufbringt. Geschäftsführer Silinski mußte daher damit rechnen, daß bei einer Verweigerung in Sachen „Fliederfunk“ sein Programm Gegenstand der kommenden Medienratssitzung werden würde. In der Sitzung des Medienrates am 14. Juli soll über eine endgültige Zulassung des Alternativradios entschieden werden.

Ist Radio Z mit „Fliederfunk“ erst einmal endgültig genehmigt, wollen die MitarbeiterInnen von Radio Z zudem Antrag auf eine Vorverlegung des Schwulen-Programms stellen.

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