piwik no script img

Ronaldinho beim AC MailandAfrozöpfchen und fünf Torvorlagen

Die Saison in der Serie A beginnt mit einer Niederlage des AC Mailand. Klub-Vize Galliani findet seinen Neuzugang Ronaldinho dennoch "fantastisch".

AC Mailands Vizepräsident Adriano Galliani mit seinem "Schnäppchen" Ronaldinho. Bild: dpa

ROM taz Jetzt haben sie das Lächeln des Ronaldinho endlich aus nächster Nähe sehen können. Ronaldinho hat am Sonntag sein erstes Spiel für den AC Mailand bestritten. Was die ganze Welt schon kannte und was sie beim FC Barcelona zuletzt so vermisst hatten, das bezeichnen die Italiener nun als ihr Eigen: das Lächeln Dinhos. So nennen ihn seine Freunde. Und weil ganz Italien nun Ronaldinhos Freund sein will, rufen sie ihn einfach alle so. Das Lächeln allerdings war beim Abpfiff verschwunden.

1:2 unterlag der AC Mailand dem Aufsteiger aus Bologna. Ronaldinho hatte zwar gezaubert und getrickst und alles versucht, um auch dem Rückkehrer Andrej Schewtschenko einen Glücksmoment zu bescheren. Es klappte nur einmal, in der 41. Minute, als der Brasilianer dem Kollegen Ambrosini eine Flanke auf den Kopf servierte und dieser den 1:1-Ausgleich erzielte. Di Vaio hatte Bologna früh in Führung gebracht (18.). Die Show stahl den alten und neuen Milan-Stars schließlich ein unbekannter Konditorsohn aus dem toskanischen Pistoia. Francesco Valiani setzte in der 78. Minute einen 20-Meter-Schuss in den Winkel.

Immerhin versiebte auch der prominenteste Zugang des Lokalrivalen Inter seinen Einstand. Trainer José Mourinho gelang mit seiner Mannschaft am Samstag nur ein 1:1 gegen Sampdoria Genua. Weil sich auch Florenz und Juventus Turin 1:1 trennten, hat sich noch keine der Spitzenmannschaften an der Tabellenspitze etabliert.

Fünf Torvorlagen Ronaldinhos zählten die Chronisten am Ende und konnten bei dem quirligen Brasilianer keine Schuld für die Milan-Niederlage finden. Die Stürmer Schewtschenko und Inzaghi hatten die Chancen vergeben. "Er war der Beste auf dem Platz", lobte Trainer Ancelotti den brasilianischen Neuzugang. Und Milan-Vize Adriano Galliani beglückwünschte sich nachträglich noch einmal zu dem Transfer: "Fantastisch, dieser Ronaldinho hat wirklich nichts mit dem der letzten Jahre zu tun." Beim FC Barcelona war dem 28-Jährigen die Luft ausgegangen. Da saß er oft auf der Ersatzbank, und wenn er spielte, war zuletzt kaum etwas von seiner Freude am Ball zu sehen.

Die Anekdoten, die man sich früher auf den Rängen des Camp Nou in Barcelona erzählte, beglücken nun die Massen im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion. Etwa dass der Star mit weichem Ziegenleder ausgelegte Fußballstiefel oder seit Neuestem wieder Afrozöpfchen trägt. Doch vor allem soll Ronaldinho dem Uefa-Cup-Teilnehmer Milan doch bitte zum Siegen verhelfen. 1986 war es, Berlusconi hatte sich gerade den Verein einverleibt, dass der AC Mailand im Saisoneröffnungsspiel gegen einen Aufsteiger verlor. Ascoli Calcio hieß der damals. Es waren die glorreichen Zeiten des SSC Neapel, der damals die Meisterschaft gewann. Ach, Neapel.

Als wollten sie alle Vorurteile gegen die wegen ihrer Gewaltorgien verrufenen italienischen Ultras bestätigten, randalierten tausende Napoli-Fans zum Saisoneinstand beim AS Rom (1:1). Auf der Hinfahrt nahmen sie einen Intercity auseinander (500.000 Euro Schaden), nachdem sie die Passagiere aus dem Zug verjagt hatten. Vor dem Stadion in Rom führten sie sich wie eine wild gewordene Horde auf. Sieben Personen, darunter auch zwei Roma- und ein Lazio-Hooligan, wurden festgenommen. Verletzte gab es keine. Heute soll darüber entschieden werden, ob Neapel seine Auswärtsspiele fortan wieder ohne eigenen Anhang austragen muss.

JULIUS MÜLLER-MEININGEN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!