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Rollenbilder in der "Bravo Girl"Das Bekenntnis des Traumboys

In einem Mädchenmagazin wie Bravo Girl ist der Junge der Maßstab aller Dinge. Und das, obwohl er doch vor allem ein Arschloch ist. Tatsächlich?

Die Welt von Bravo Girl: Jungs sind cool und trotz Rehaugen leider Arschlöcher. Bild: thomas hagendorfer

Es gibt nur zwei Arten von Typen, sagt Bravo Girl. Beide sind Arschlöcher. Arschloch eins ist das abwesende Arschloch. Die coole Sau. Fährt Skateboard, spielt in einer Band. Seinetwegen rasierst du dir die Beine, denn "Jungs achten extrem darauf, wie sehr du dich pflegst". Er ist der ewige "Schwarm", so heißt es seit Äonen im Bravo-Kosmos. Süß ist er mit seinen verwuschelten Haaren, und er schaut immer so verträumt aus seinen braunen Augen hervor, als wäre er der sensibelste Junge der Welt.

Witze des Anstoßes

"Was haben Mädchen und Kreissägen gemeinsam? Wenn man abrutscht, ist der Finger im Arsch." Über diese und andere üblen Witze lachen Jungs. Das glauben Redakteure der Mädchenzeitschrift Bravo Girl in ihrer Novemberausgabe. Ein anderer Scherz: Sagt ein Mann zu seinem Freund: "Ich habe meiner Frau eine Gasmaske zum Geburtstag geschenkt." Freund: "Eine Gasmaske?" - "Ja, erstens sieht sie damit besser aus, und wenn ich den Stöpsel zuhalte, dann zappelt sie so schön beim Sex." Für die Grüne Jugend war mit diesem Witz und ähnlichen "Lieblingswitzen" eine Grenze überschritten. In einem offenen Brief warf die Partei dem Bauer-Verlag ein "fatales Frauenbild" vor. Solche Scherze seien ein Aufruf an junge Mädchen, "sich und ihr Geschlecht der Lächerlichkeit preiszugeben", und führten zur Verharmlosung sexueller Gewalt. Verlag und Redaktion der Bravo Girl sind auf Nachfrage der taz nicht zu einer Stellungnahme bereit.

In Wirklichkeit ist er ein Arsch. Nicht im Traum fiele es ihm ein, sich einfach in dich zu verlieben. Schon gar nicht, wenn du dick oder ungeschminkt bist. Wegen deines Charakters, haha. Und selbst wenn du dich dann - nach "Beautyplan" und Abnehmterror - bis zur "Lieblingsknutschposition" durchverbogen hast, wartet doch nur die nächste Enttäuschung auf dich. Auf einmal macht es bum!, und der Rehaugenjunge verwandelt sich ganz unversehens in ein Arschloch Typ zwei. Arschloch zwei ist das anwesende Arschloch. Nicht mehr dein Schwarm, sondern dein Freund. Skaten und Band hat er aufgegeben, angeblich wegen dir. Jetzt will er einen Gegenwert haben. "Ein Girl sollte sich gut bewegen können", findet er und "geht viel mehr ran", als du eigentlich willst. Aber er ist ja auch schon 14. Zwei Jahre älter als du. Sei gewarnt: Auch wenn du ihn (also: "ihn"!) jeden Tag "in den Mund nimmst", es könnte vielleicht nicht genug sein. "Wie schön hätte ich mal eine Überraschung gefunden", sagt der Traumtyp noch, bevor er sich verpisst.

Attraktiv bist du, das suggeriert Bravo Girl, für ihn vor allem als Objekt. Wenn du dich hübsch verpackst und dann ein bisschen ficken lässt. Jungs wollen das so, sagt Bravo Girl. Und du willst das doch auch.

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3 Kommentare

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  • E
    Ele

    duschTLachen oder weinen?!

    Nimmt solche Aussagen jemand ernst? Ist es nicht so, dass Mädchen wie Jungen damit ihre "Unvollkommenheit" konstruiert wird? Klischees als potentielle Werbestrategie für bestimmte Produkte.? Wann bestimmen endlich die Zielgruppen die Produkte?

  • B
    bbux

    Unglaublich, dass so ein frauenfeindliches Geschmiere an Kinder und Jugendliche verkauft wird! Ich hatte keine Ahnung, dass die Bravo-Redaktion noch immer die abgeschmackten Ideen der 50er Jahre an wehrlose Opfer verhökert. Noch wünscht meine Nichte sich immer ein Geolino-Abo zum Geburtstag, aber das wird sicher nicht mehr lange so bleiben. Ich werde alles tun, um einen unkommentierten Umgang mit der Bravo und ihren Ablegern zu unterbinden.

  • C
    Christine

    Ein klasse Artikel. Zufällig habe ich mir aus Spaß diese Woche so ein "Bravo Girl" gekauft, weil ich als jetzt 35 jährige Frau mal wissen wollte, ob immer noch die gleichen Klischees in der Bravo vorherrschen, wie zu meine Teenie Zeit. Bitter! Es ist viel schlimmer geworden. Zwischen ständigen Werbeprodukten für Kosmetik und redaktionellen Beiträgen kann man gar nicht mehr unterschieden, z.B. Hauptsache mein Haar duftet nach Vanille, weil es für einen Jungen unbedingt wichtig ist. Also es geht überhaupt nicht mehr darum, dass sich Mädchen selber gefallen sollen und mehr als stundenlang vor dem Spiegel stehen und Jungs sexuell raffiniert befriedigen sollen sie wohl auch nicht. Arme Girls, so wenig vielfältiges, lustbetontes Leben!