Risse an Reaktoren in Belgien: Keine Infos über grenznahe AKWs
In Kraftwerken in Belgien und der Schweiz gab es Zwischenfälle. Die Regierung weiß wenig über mögliche Schäden an Reaktordruckbehältern.
Ob vergleichbare Probleme auch an anderen grenznahen AKWs bestehen, etwa den französischen Uraltreaktoren Fessenheim und Cattenom, darüber hat die Bundesregierung aber weiterhin kaum Erkenntnisse. Das geht aus der Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor, die der taz vorliegt.
Sie verweist auf die „alleinige Zuständigkeit der jeweiligen nationalen atomrechtlichen Aufsichtsbehörden“ und auf einen Bericht des Zusammenschlusses der europäischen Aufsichtsbehörden aus dem Jahr 2014. Daraus gehe hervor, dass sich in Frankreich „aus den durchgeführten Prüfungen keine Hinweise auf entsprechende Schädigungen wie in Doel 3 und Tihange 2 ergeben“ hätten.
Den Grünen langt diese Auskunft nicht. „Die Bundesregierung weiß bis heute noch nicht einmal, welche Reaktordruckbehälter in Europa aus der gleichen Schmiede kommen“, sagte die atompolitische Sprecherin Sylvia Kotting-Uhl. „Das ist doch Irrsinn.“ Den europaweiten Bericht, auf den das Umweltministerium verweist, hält sie für unzuverlässig, denn er hatte auch für das Schweizer AKW Beznau, bei dem später Unregelmäßigkeiten auftauchten, Entwarnung gegeben.
Auch über die Hintergründe dieser jüngsten Probleme liegen der Bundesregierung „noch keine belastbaren Ergebnisse“ vor, die über Angaben auf der Webseite der Schweizer Aufsichtsbehörde hinausgehen. Das ist verwunderlich, weil es zwischen der Schweiz und Deutschland eine offizielle Vereinbarung gibt, die zur gegenseitigen Information über „Fragen der Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen“ verpflichtet; an diesem Freitag tagt eine gemeinsame Kommission.
Kotting-Uhl fordert, dass diese Sitzung nicht nur zum Informationsaustausch genutzt wird; vielmehr solle die Bundesregierung dort „konsequent auf eine Abschaltung der Schrottmeiler hinarbeiten“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!