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Riedle wird Römer

Goldköpfchen zieht es für 15 Millionen über die Alpen hier bitte das Fußballer-Foto  ■ 

Foto: Michael Bauer

Was er hat, wissen wir seit langem, ein Goldköpfchen. Keiner steigt im rechten Moment so hoch, trifft den Ball so geschickt und wuchtet ihn in die Torecken wie Kalle. Was er ist, wissen wir spätestens seit gestern: der größte Goldesel, den der bundesdeutsche Fußball je über die Alpen gelassen hat. Denn in der italienischen Suite eines Bremer Hotels wurde das Kopfballgenie für satte 15 Millionen Mark nach Rom verscherbelt. Von der kommenden Saison an wird Karl -Heinz Riedle für den italienischen Mittelmäßig-Klub Lazio Rom in die Lüfte steigen. „Eine junge und ehrgeizige Mannschaft“, glaubt Riedle dort zu finden, „die ganz nach oben will.“

In Wirklichkeit war es wohl so, daß es Riedle völlig egal war wohin, Hauptsache weg. Anders als bei Rudi Völler, der vor drei Jahren für etwa 10 Millionen zum AS Rom ging, bemühte sich Otto Rehhagel diesmal nicht im mindesten, den 24jährigen am Trikot zu fassen und in Bremen zu halten. Der Zeitpunkt für einen möglichst lukrativen Verkauf war jetzt am günstigsten und das lag Werder und Riedle am Herzen, sprich Portemonnaie. Denn Riedles Vertrag mit Werder sollte bis 1992 laufen. Also mußte Lazio Rom einen erklecklichen Aufpreis zahlen, um Riedle dennoch zu bekommen. Und der hatte, beraten von seinem geschäftstüchtigen Papa, in den Vertrag hineinschreiben lassen, daß er von der Ablösesumme einen netten Batzen abbekommt.

Die Agenturen wußten gestern gar davon zu berichten, daß Goldkalle fünf der 15 Millionen Mark auf sein Bankkonto transferieren kann. Hinzu kommen noch einmal 1,4 Millionen jährlich, die Rom an Gehalt zahlt.

Damit hat Riedle mit Werder Manager Willi Lemke ein entscheidendes Problem gemeinsam: Wie das ganze Geld an der Steuer vorbeibekommen? Lemke hat sich da schon etwas Feines ausgedacht. Rom wird das Geld an Werder über drei Jahre verteilt überweisen. Und die ein oder andere Mark wird Lemke auch noch in neue Stürmer investieren müssen, damit es im nächsten Jahr nicht heißt: reich, aber zweitklassig.

hbk

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