Richard Grenell wird US-Geheimdienstchef: Trumps Traumuntergebener
Grenell ist ein Loyalist, genau der Typ Führungskraft, den Trump sich wünscht. Dass dabei US-deutscher Beziehungen kaputt gehen? Na, so what!
J etzt hat es Richard Grenell doch noch geschafft. Seit der gänzlich undiplomatische Rechtsaußen-Trump-Fan seinen Job als US-Botschafter in Berlin angetreten hatte, hoffte er darauf, von seinem Meister zu höheren Regierungsaufgaben nach Washington berufen zu werden. Jetzt hat ihn Trump übergangsweise zum Geheimdienstkoordinator erklärt.
Wie sein Vorgänger wird er den Job wohl nur ein paar Monate ausüben, bis der Nächste ran darf. So vermeidet Trump womöglich politisch heikle Bestätigungsverhandlungen im Senat. Denn es wäre gut möglich, dass jemand ohne jegliche Geheimdiensterfahrung, den die gesamte „Intelligence Community“ mehr als skeptisch sieht, glatt durchfällt, ähnlich wie einst John Bolton als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen.
Ein Übergangsjob ist zwar noch nicht das, wo Grenell hin will. Formal bleibt er sogar zunächst als Botschafter in Deutschland im Amt. Aber der Posten als Geheimdienstkoordinator gibt ihm zwei wunderbare Chancen – Trump nahe zu sein und sich selbst ständig in Erinnerung zu rufen einerseits. Und ihn, andererseits, in vorauseilendem Gehorsam vor weiterer Kritik, etwa aus Geheimdienstkreisen, an seinem Verhältnis zu Russland in Schutz zu nehmen.
Ein absoluter Loyalist, der sich nicht scheut, auch dort ideologische Überzeugung zu zeigen, wo sonst professionelle Distanz zu Parteipolitik die Norm ist – das ist genau der Typ Führungskraft, den Trump sich wünscht. Dass dabei in den letzten Jahren eine ganze Nachkriegsgeschichte US-deutscher Beziehungen kaputt ging? Na, so what!
Schon 2016 hat Trump in seinen Reden gern seine eigenen Interessen mit denen des Landes gleichgesetzt. Inzwischen, nach dem überstandenen Impeachment-Versuch, scheint die rhetorische Phrase zur inneren Überzeugung geworden zu sein: Wer gegen ihn ist, ist ein Feind der Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn man so denkt, dann ist ein Richard Grenell an herausgehobener Position eine fast schon zwingende Konsequenz.
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